Frank Nussbücker: Endlich Schluss erstmal - Das erste Jahr Bundesliga ist vollbracht

Rückblick vonm Fran Nussbücker

Bildquelle: Frank Nussbücker [], (Bild bearbeitet)

Jawoll, ich habe gejubelt. Und gucke ich auf die Abschlusstabelle der 1. Bundesliga, muss ich mir noch immer die Augen reiben. Ich bin müde. Und froh, dass diese Saison endlich vorbei ist. Gestern Morgen war ich traurig. Kein Kribbeln, welches mich seit Jahren befällt, wenn ich schon vor dem Erwachen fühle, dass heute Union spielt. Liegt wohl daran, dass wir noch immer vom Geschehen aufm Platz ausgeschlossen sind und der Verbleib in der Liga bereits seit zwei Spieltagen fix ist, wie der Schweizer sagt.

Damit höre ich auch auf zu meckern, denn heute spielte Union einfach nur geil. Einer dieser Tage, an denen der Gegner machen konnte, was er wollte. Und trotz all dem Mist blicke ich auf eine Saison zurück, die ich niemals vergessen werde. Das Fieber des ersten Spieltags gegen die Dosen-Promotion. Viel Wind zuvor und dann doch eine Viertelstunde Schweigen gegen das Produkt. Ironie des Schicksals, dass diese Saison, zumindest was die Akustik von den Stadionrängen angeht, genau so endete wie sie begann.

Vom Sparringspartner zum Giganten-Umhauer

Ab der sechzehnten Spielminute des Eröffnungsspiels Vollgas bis zu unserer Verbannung aus den Stadien! Wir feierten die Mannschaft nach jenem 0:4, als hätte sie gerade grandios gesiegt. Dann 3 Tage Augsburg Calling-Festival mit Fußball. Zwischen Filip Schnuppe und Dario Urbanski erleben, wie unser Team in Unterzahl das erste Erstligator im Westen schießt und fast gewinnt. Augsburgs Trainer vermeldete, er habe seine Mannschaft nicht erreicht, weil wir Unioner so laut waren.

Unser Heimsieg gegen den BVB stellte die Fußballwelt kurz mal auf den Kopf. Paar Jahre zuvor zu 50 Jahre Union waren wir den Dortmundern beim 1:3 im Jubiläums-Spiel lediglich ein Sparringspartner gewesen – und jetzt dieses 3:1 im ersten Liga-Punktspiel! Ein grandios herausgespielter, verdienter Sieg – nicht gegen Dortmund II, sondern gegen die original Schwarzgelben Rasenmillionäre! Wie geil ist das denn?!

Wir rockten die Liga

Weiter ging es, rauf und runter, verkloppt, unglücklich und siegreich auf dem Rasen, fast ausschließlich gegen Truppen, deren „Marktwert“ ein Vielfaches über dem unserer Fußballgötter lag. Das Ganze mit einer Lautstärke auf den Rängen, die weiterhin Ihresgleichen sucht. Ob in München, Golfshausen oder sonst wo: Zu hören waren vor allem Unioner! Selbst die bayrische Versicherungs-Arena plötzlich ein Stadion mit brodelnder Stimmung.

 

 

Unvergessen die Eisern trotz(t) Handycap-Fahrt nach Bremen. Auch deren Stadion akustisch fest in unserer Hand! Und unsere Mannschaft, die das Hinspiel gegen abgezockte Bundesliga-Profis verloren hatte, gewann am Ende souverän! Für mich das schönste an dieser Saison ist ganz klar unser Rock’n Roll von den Rängen. Konkret aufs Spielgeschehen bezogen – und doch stets bedingungslos hinter unserer Mannschaft, rockten wir diese pompöse Liga!

Kein Fußball ohne uns!

Wie sehr wir fehlen, erlebten wir mit Beginn der Spiele ohne Menschen. Im Sound leerer, überdimensionierter Turnhallen, in denen halbherzige Trainingsspiele ausgetragen werden. Während der Gar-nicht-Fußball-Wochen hatte ich eher mehr mit Union zu tun gehabt als sonst. Arbeit am Matthies-Buch, zweimal die Woche Eisern-trotz-Handicap TV, dazu das Union-Radio. Verbindung halten in schweren Zeiten, virtuelles Trinken im Coe, virtuelles Boot-Fahren mit Eddyline – und letzteres dann endlich wieder in echt.

 

 

Nicht auf der Viktoria zum Wohnzimmer, sondern auf unserem Flaggschiff den Westen der Stadt beschallen und nebenbei Union kieken. Die Zeit des Spiels zusammen mit Unionern verbringen – und gegen Köln dann doch endlich jubeln! Unvergessen auch die Gesänge der Unioner im Zauberwald AdAF. Nee, es geht nicht ohne uns, zumindest bei Union. Dass wir damit nicht den Zeit-Ungeist bedienen, zeigen nicht nur die Bestrafungen in Presse und Liga-Gerichtsbarkeit.

Fußball ist Kultur

Moderner Fußball braucht keine Kultur, offenbar genauso wenig wie der „Rest“ unserer Gesellschaft. Er funktioniert hervorragend ohne uns Verrückte im Stadion, denn er ist ein Geschäft, das im Fernsehen stattfindet. Nicht von ungefähr ist seine Promotion-getränkte TV-Übertragung längst geregelt. In der Liga, genau wie demnächst zur WM im stinkreichen Wüsten-Emirat. Leben wir weiter UNSEREN Fußball, unsere Kultur. Hier dürfen wir nicht müde werden, bleiben wir knallhart am Ball!

Feiern wir jetzt das grandios bestandene 1. Erstliga-Jahr unserer Fußball-Götter. Das nächste wird schwerer, na und? Wieder werden wir einer der wenigen Davids im Pool der Goliaths und Mega-Goliaths sein. Zumal wir zunächst wohl weiterhin aus den Stadien verbannt sind. Ich hab mir fest vorgenommen, mich von alledem nicht kirre machen zu lassen. Und glücklich darüber zu sein, dass ich auch die elendige Zeit des sterilen Bildschirm-Events als Teil eines echten Fußballvereins erlebe. Inmitten unserer Kultur-verrückten Sippe. Eisern heißt dit, Eisern Union!


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