Nach Pleite in Wolfsburg: Zweite Sieger gibt es nicht - Es gibt nur Union

Bericht von Frank Nussbücker zum Spiel gegen den VfL Wolfsburg

Bildquelle: Frank Nussbücker [], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Mein Fußball-Wochenende begann mit einer schlechten Nachricht aus dem Netz. Ein Unioner-Freund war Samstagnacht von 4 Herthanern angegriffen worden. Nun ist jener Freund ein absolut friedfertiger Mensch, was ihn nicht davon abhält, kämpferisch ordentlich was aufm Kasten zu haben und obendrein einen feinen Humor sein Eigen zu nennen. Sein Fazit: „3 liegen am Alex, einer ist weg gerannt & ich lieg leicht lädiert zu Hause.“

Und nein, das ist nicht typisch Hertha, sondern leider symptomatisch für den immer mehr um sich greifenden Umgang mit Andersdenkenden in unserer Gesellschaft. Wie auch immer, die feigen Angreifer – 4 gegen einen ist nicht anders zu nennen – hatten ihre Lektion erhalten und ich schlechte Laune. Welch wunderbare Ausgangslage für das sonntägliche Spiel unserer 1. Herrenmannschaft.

Im gegnerischen Schwarm

Das Spiel verfolgte ich nicht wie jene um die 6.000 Eisernen Auswärtsfahrer in der VW-Arena zu VW-Stadt, sondern zusammen mit Unioner-Freund Ronny bei dessen Familie, den Wirtsleuten der Sportslounge Berlin. Die ist gleich bei mir um die Ecke in der Cantianstraße. Im Stadion nebenan hatte gerade eine in weinrot auftretende Mannschaft aus Hohenschönhausen ihr Viertliga-Spiel gewonnen. Ronny und ich also inmitten von Sportsfreunden, die eine geradewegs innige Feindschaft mit unserem Verein verbindet.

„Setzt euch mal an den Tresen“, begrüßt uns Wirt Hertie. „Die sollen sehen, dass ihr hier seid und dass dit in Ordnung ist.“ Ist es ja auch, die Sportslounge kenne ich als eine echte Fußballkneipe. Dass Hertie Leverkusen-Fan ist, gut … seine Freundin jedenfalls ist Unionerin. Überm Tresen hängt jede Woche ein anderer Spruch, darunter steht ein Trupp Fußball-Gartenzwerge. Einer der beiden Großen ganz vorn trägt ein Bayer-Shirt, sein Nachbar, lässig auf einen Wellenbrecher gelehnt, seinen Union-Schal.

Fernsehen im Fernsehen

Schön, dass ich hier sein kann“, lass ich Hertie wissen. Der grient mir zu: „Mal sehn, obde dit ooch noch sagst, wenn Wolfsburg ein Tor schießt.“ Um uns das Murmeln der weinroten Gäste, aus dem Fernseher dringenden Fußballgesänge, die verdammt nach unseren Auswärtsfahrern klingen. „Eisern Union!“, schallt es aus Golfsburg in die Sportslounge auf der Cantianstraße.

Um uns bricht Jubel aus, weil der Schiri einen Elfer gegen uns verhängt. Im Stadion lautes Pfeifen, genau wie AdAF, geht’s mal wieder gegen uns. Auf den Rängen klares Heimspiel für Union. Ich denke an Herties Worte, sehe hämisch jubelnde Hohenschönhausener vor mir und schüttle den Kopf. Nee! … Es dauert …, der Schiri geht Fernsehen gucken. Ich muss lachen, als er den Elfer gegen uns zurücknimmt und uns obendrein einen Freistoß aufgrund eines Wolfsburger Handspiels gewährt. Außer Ronny lacht keiner mit.

 

 

Sie können nicht ohne uns

„Schiebermeister s… Union!“, wandelt ein weinroter Spaßvogel den aus DDR-Zeiten gut bekannten Stadion-Slogan ab. Ganz ehrlich, da mussten sogar Ronny und ich schmunzeln. Und Union liefert nicht nur auf den Rängen eine vieles versprechende Partie ab. Wenn nur endlich ein Tor für uns fiele! Du weißt so gut wie ich: Es fällt nicht.

Als es dann bei uns einschlägt, demonstrieren alle anwesenden Hohenschönhausener, wie sehr sie uns brauchen. Dass sie ständig an uns denken, beweisen sie bei jedem Tor ihrer Mannschaft im Stadion ihrer Heimspiele. Da begleiten sie das 0815-Gedudel der Tor-Hymne aus den Stadionboxen mit dem inbrünstigen Besingen unseres Vereins: „Union“, schallt es dann aus derzeit Hunderten von Kehlen. Dabei kommen ihre Pflichtspiel-Gegner aus Rathenow, Auerbach oder Posemuckel.

Eiserner Support war wieder grandios

Der Eiserne Support in Wolfsburg, alle Union-Schwärmerei des Fernsehkommentators und die herzliche Anteilnahme unserer Anti-Fans tröstet natürlich nicht darüber hinweg, dass es im Fußball keinen 2. Sieger gibt. Zum sechsten und gefühlt zigsten Mal in dieser Saison lagen wir zurück, leider wieder bis zum Abpfiff. Wie schrie in einer der letzten Spielzeiten ein Blocknachbar: „Unsere Niederlagen gegen Fürth werden immer knapper!“

Das bleibt uns, auch wenn unsere Fürths jetzt Werder Bremen, Eintracht Frankfurt oder VfL Wolfsburg heißen. Dass wir heute unmittelbar vorm Schlusspfiff fast den verdienten Ausgleich gefeiert hätten, sehe ich nur positiv. Wir kämpfen weiter, und wir werden siegen. Dazu brauchen wir weder feige Überfälle auf der Straße, noch die unfreiwillige Werbung durch weinrote Anti-Fans, die uns aber offenbar sehr wohl brauchen! Immerhin wollte uns in der Sportslounge keiner Saures im Bier. Zumindest das gibt‘s noch in Berlins Fußballkneipen. Und nächstes Mal gewinnen wir auch aufm Platz. Eisern heißt dit!


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