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Bildquelle: Der Robert [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Das Weihnachtssingen beim 1. FC Union Berlin ist in rot-weißen Fankreisen längst eine feste, lieb gewonnene Institution. Traditionell am 23. Dezember versammeln sich Tausende sangesfreudige Besucher im Stadion An der Alten Försterei und bilden gemeinsam einen der berühmtesten Weihnachtschöre in Deutschland. Im Folgenden alle wichtigen Informationen zur Kultveranstaltung.
Rauer Fußball und besinnliches Weihnachtsfest? Dass sich diese beiden gegensätzlichen Welten bestens vertragen, beweist Union Berlin wie kein Zweiter. Gekonnt schlagen die Eisernen mit ihrem alljährlichen Weihnachtssingen die Brücke, die auch reichlich Emotionen aufkommen lässt.
Denn wenn fast 30.000 Menschen im Herzen des Stadions An der Alten Försterei, wo sonst der Ball rollt, gemeinsam ihre Stimme erheben und Lieder wie „Ihr Kinderlein kommet“, „Oh Tannenbaum“ oder „Kling' Glöckchen“ aus voller Kehle singen, ist Gänsehaut garantiert. Und nicht selten kullert hier und da eine Träne.
Kein Wunder: Die vorzugsweise mit rot-weißen Mützen und Schals ausgestatteten Besucher verwandeln die Spielstätte der Unioner in ein Meer aus Kerzen. Und in der Alten Försterei kann wie kaum woanders der Sinn und die Bedeutung von Weihnachten hautnah miterlebt werden. Viele Menschen, nicht selten auch Fans rivalisierender Klubs, kommen friedlich zusammen und erleben in der gut zweistündigen Veranstaltung gemeinsam etwas Emotionales und Berührendes.
Das Weihnachtssingen von Union Berlin geht immer am Vorabend vor Heiligabend über die Bühne, los geht’s um 19.00 Uhr. Fester Bestandteil des gemeinsamen Fußball-Weihnachtsfests ist natürlich auch die Weihnachtsgeschichte. Diese wurde lange Zeit vom Köpenicker Pfarrer Peter Müller vorgetragen, der zudem das Wort Gottes an die Besucher richtete. Aus Altersgründen hat der Seelsorger 2017 das Zepter an Pfarrer Ulrich Kastner abgetreten.
Aber auch der Schulchor des Emmy-Noether-Gymnasiums Köpenick darf beim Weihnachtssingen nicht fehlen und gibt dem Massenchor unterstützend Tonart und Takt vor. Gleiches gilt für eine kleine Blaskapelle, die sich für festlich-fröhliche Klänge verantwortlich zeichnet. Für Textsicherheit in Reihen der Fans wird ebenfalls Sorge getragen. Liederbücher werden genau wie Kerzen kostenlos ausgehändigt.
Das Unioner Weihnachtssingen, das 2003 seinen Ursprung fand, hat sich im Laufe der Jahre mehr und mehr zu einer Großveranstaltung entwickelt. Aufgrund der hohen Nachfrage hat sich die Klubführung des 1. FC Union im Jahre 2012 dazu entschlossen, auch den Stadion-Innenraum zugänglich zu machen. Zudem wurde 2014 erstmals ein Ticketsystem ins Leben gerufen, und seitdem Eintrittskarten vertrieben.
Im freien Verkauf sind die begehrten Tickets aber vorerst nicht erhältlich. Wer live dabei sein möchte, kann rund ein Monat vor dem Event am 23. Dezember Tickets auf der Homepage von Union Berlin ordern oder im Union-Zeughaus Waldseite sowie der Bahnhofstraße vorbeischauen. Vereinsmitglieder und deren Familie haben allerdings ein exklusives Vorrecht. Pro Person gibt es eine Freikarte, zusätzlich können drei weitere Tickets für Familienmitglieder oder Freunde geordert werden.
Nicht abgeholte Karten wandern anschließend in den freien Verkauf. Die Einnahmen kommen der Nachwuchsarbeit der Eisernen zugute. Wer die Jugend von Union Berlin darüber hinaus unterstützen will, kann im Rahmen des Weihnachtssingens auch eine Spende tätigen.
Wer dem spektakulären Ereignis nicht beiwohnen kann, sollte vorm heimischen Fernseher Platz nehmen, denn das RBB überträgt das Weihnachtssingen vom 1. FC Union Berlin live. Dabei wird auch allen nicht textsicheren, aber sangesfreudigen Zuschauern ein hilfreicher Service geboten. Per Videotext werden die Lieder als Untertitel angezeigt.
Das stark besuchte Weihnachtssingen im Stadion An der Alten Försterei hat wenig überraschend schon längst bundesweit Nachahmer gefunden. Vereine verschiedenster Spielklasse sind auf den Zug aufgesprungen und veranstalten ähnliche Weihnachtsfeste. Dazu gehören der FC Schalke 04, 1. FC Köln, Dynamo Dresden oder auch Alemannia Aachen oder der TSV 1860 München.
Das Original von Union Berlin gibt es aber schon seit 2003! Damals versammelten sich in überschaubarer Runde 89 Mitglieder des Fanklubs „Alt-Unioner“ im eisernen Wohnzimmer. Strippenzieher war Torsten Eisenbeiser, der das Treffen mit seinen Freunden an der Mittellinie spontan organisierte. Die Ursache aus sportlicher Sicht war weniger erfreulich.
Nach verkorkster Hinrunde hielt Union Berlin die rote Laterne in der 2. Liga, zudem wurden die Eisernen von einem hohen Schuldenberg geplagt, innerhalb der Klubführung tobte ein Machtkampf und auch die Stimmung unter den Fans war sehr angespannt.
Zu später Stunde wollte sich die Fan-Gruppe „halblegal“ bei Glühwein und Gebäck und durch das Singen von Weihnachtsliedern angesichts der tristen Zukunftsaussichten ihres geliebten Klubs gegenseitig Trost spenden und Mut zusprechen. 2004 kamen bereits 400 Leute, im Folgejahr waren es schon 1.000. Dass daraus eine Massenveranstaltung mit über 28.000 Menschen wird, hätte damals keiner für möglich gehalten.
Doch abgesehen vom Weihnachtssingen lassen sich im Umfeld von Union Berlin noch über das Jahr verteilt diverse andere Veranstaltungen finden, die der Organisation der Fans unterstehen. Dazu gehören der Union-Drachenbootcup, Eisern-Fun-Cup, die Sand-Völkerschlacht zu Köpenick oder das Union-Fun-Bowling oder Exilertreffen - um nur einige zu nennen.
Wer: Laurenz Dehl (23)
Wann:12.12.2024