Pleite gegen Leipzig na und - Unsre Liebe, unsre Mannschaft, unser Stolz

Frank

Bildquelle: JVE [], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die Zeit verrinnt … viel zu langsam! Endlich in Richtung Stadion, mal wieder noch nie so aufgeregt wie heute. Was wird geschehen? Auf den Rängen, aufm Platz? Nie zuvor derart viele widerstreitende Gedanken im Kopf. Einfach NUR positiv: Endlich wieder Eiserne Freunde und Kumpels wiedersehen, an all den Zwischenstationen der Anreise und im Stadion! Dort dann dieses irre Prickeln, bevor ein Spiel meines geliebten 1. FCU angepfiffen wird. Wie immer, wenn eine Saison beginnt – und doch anders!

Nicht wegen der 1. Bundesliga, ganz ehrlich! Oder doch, genau deshalb! Wir alle ziehen gerade um – in ein neues Haus, schick und in bester Lage, aber mit verdammt hoher Miete.

 

Und all die neuen Mitmieter: Kommen wir klar mit der Hausordnung, all den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen? Werden wir uns ihnen unterordnen, oder bleiben wir auch in dieser schicken Hütte aufmüpfig und laut?!

Auch im neuen Haus Eisern bleiben

Zum Glück begleiten unseren Umzug mehrere Hundert Unioner, die mittlerweile in Block H ihren Stammplatz haben. Die davon träumten, zusammen mit uns hier unten dieses neue Haus zu entern – und die dies heute, zusammen mit uns, endlich tun! Diese Aktion, unsere Verstorbenen Eisernen auf diese Art mit ins Stadion zu nehmen, macht mich irre stolz, Unioner zu sein.

Lasst uns Unioner bleiben, schreit es in mir, gerade wenn es gegen so ein hochmodernes Hochglanz-Markenprodukt und dessen Claqueure geht. Gegen die 521,90 Millionen teure Mannschaft einer 17-Mann-Firma, die so viel mit einem Fußball-Verein zu tun hat wie der Staat Katar mit einer Demokratie. Erbmonarchie herrscht da wie dort – und das hat nichts mit Fußball zu tun?! Wo findet nochmal die nächste WM statt?

„Wir werden ewig leben!“

Blick in den Gästeblock: Viele Leute drin, sie sind leise. Ja verdammt, ich verachte diese Claqueure jener stinkreichen 17-Mann-Firma mit dem Brause-Ochsen auf der Hemdbrust. Aller Hickhack um die 15 Minuten Schweigen ist plötzlich vergessen und ich weiß: Den Protest gegen diese Spielart „modernen Fußballs“ mache ich mit – zuvor aber volle Pulle Gesang: „Wir lieben Union, jawoll!“ Wow, die Waldseite singt mit – Gänsehaut! Ja, genau deswegen komme ich hierher!

Christian Arbeit nutzt die Vorstellung unserer Mannschaftsaufstellung, uns einzuladen, dass wir am Protest gegen derartige 17-Mann-Firmen teilnehmen! Weiter geht’s: Achim Mentzel – Auf geht’s Union, kämpfen und siegenEisernet LiedHymne! Laut wie immer, nur dass meine Hand nicht Jos Riesenschal hält, sondern zusammen mit Torsten Eisenbeiser und zwei weiteren Unionern das Porträt von Volker Burwieck. Der Abseitsfallen-Wirt unterstützt uns seit Januar aus Block H. Direkt vor mir sehe ich Elfriede Kumpert – ich bin bei Union!

 

 

Aufm Platz die Dosen – auf den Rängen Union Berlin

Das Spiel beginnt – und ich spüre, wie sich dieser moderne Hochglanz-Fußball anfühlt. Wir singen nicht, und auch aus dem Gästeblock kommt lediglich laues Alibi-Gemurmel. Irgendwas mit „Rasenballspurt olä“, machen die etwa auch mit bei unserem Protest? Toll! Wie erlösend, als wir endlich die Sekunden runter zählen und unsere Liebe, unsre Lust lautstark herausbrüllen. Yeah, endlich wieder Union – und Svenne, Jimmy, Conny wie all die anderen Unioner da oben höre ich mitbrüllen!

Aufm Platz demonstrieren die 521,90 Millionen genau jetzt ihre Überlegenheit. Brutal schnell, effizient, abgezockt und elegant. Kann man bei dem Marktwert wohl erwarten, oder? Der Marktwert ihrer Claqueure dagegen geht gegen 0,02 Euro-Cent. Selbst nach den Toren „ihrer“ Mannschaft höre ich nach kurzem Couch-Jubler nur „Eisern Union“ und unsere Gesänge. Ja verdammt, genau deshalb komme ich hierher.

Haben wir etwa gewonnen?

In der Halbzeitpause weitere Verabschiedungen von Unionern in Block H: Eisern Union! Einmal mehr schwindet bei mir fast jede Angst vor dem Ende meiner irdischen Existenz. Jeder von uns lebt so lange weiter, wie sich andere an sie oder ihn erinnern. Wolfgangs Sohn André hat Geburtstag, schmeißt ‘ne Runde Bier und Wurscht: „Prost, meen Lieber, Eisern Union!“ Das Leben feiern und in der Stunde des Abschieds nicht allein sein – auch deshalb liebe ich unser Wohnzimmer, liebe ich meinen Verein!

Aufm Platz das alte Spiel. Wir feiern jeden gelungenen Spielzug der tapferen Unioner und singen. Auch beim nächsten Gegentor höre ich nur uns. Pfiffe gibt’s nur, legt sich ein Dosen-Angestellter aufn Rasen. Dann passiert es, 84. Minute: „FC Union, unsre Liebe, unsre Mannschaft, unser Stolz, unser Verein …“ Wie in Dortmund singen wir durch, noch lange Zeit nach Abpfiff erschallt es laut von den Rängen der Alten Försterei. Haben wir gewonnen? Hört und fühlt sich genauso an! Neues Haus? Na und! Wir sind Unioner, alles andere wäre nur Fußball!


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