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Bildquelle: Felix1846 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Dem 1. FC Union Berlin steht am Samstag (15.30 Uhr) im Rahmen des 6. Spieltags ein Schlüsselspiel ins Haus. Denn nach vier Pflichtspielpleiten in Folge gilt es auswärts beim 1. FC Heidenheim wieder in die Erfolgsspur zu finden. Der defensiv anfällige Bundesliga-Neuling erscheint auf dem Papier als idealer Gegner, wenngleich Union-Coach Urs Fischer zurecht vor dem Gegner warnt.
Bei Union Berlin ist momentan der Wurm drin. Vier verlorene Pflichtspiele in Folge mussten die Köpenicker lange nicht mehr verdauen. Letztmals im Frühjahr 2020. Damals noch als Bundesliga-Aufsteiger. Solch eine Niederlagenserie der Eisernen ist man nicht mehr gewohnt und will nicht ins gewohnte Bild passen, dass Union in den vergangenen drei Jahren zeichnete und mit der Qualifikation für die Champions League krönte.
Steckt der 1. FC Union in einer Krise? Soweit sollte man nicht gehen und davon wollen auch die Verantwortlichen rund ums Stadion An der Alten Försterei nichts wissen. Zumal Niederlagen gegen RB Leipzig (0:3) sowie bei Real Madrid (0:1) keine Schande sind. Und auch gegen formstarke Mannschaften wie den VfL Wolfsburg (1:2) und TSG Hoffenheim (0:2) kann man schon mal verlieren.
Auch Union-Trainer Urs Fischer, der mit den Eisernen noch nie fünf Pleiten in Folge kassierte, hält nichts von Alarmstimmung. „Wir haben versucht, es ganz normal zu machen. Aktionismus, davon halte ich nichts, auch wenn es mal nicht so gut läuft“, ließ der Schweizer auf der PK vor dem Gastspiel beim 1. FC Heidenheim wissen.
Zumal die Ursachenforschung für den Eisernen Negativlauf auch plausible Gründe zutage fördert. Abgesehen von der Qualität der Gegner mussten die Köpenicker neben Rani Khedira jüngst auch auf Robin Knoche verzichten. Zwei kaum zu ersetzende Defensivstabilisatoren und absolute Leistungsträger. Kapitän Khedira und Abwehrchef Knoche werden auch in Heidenheim nicht mitwirken können.
Doch abgesehen von der mangelnden Defensiv-Souveränität präsentierte sich Union Berlin offensiv ungewohnt harmlos. Die Effizienz und Kaltschnäuzigkeit beim Umgang mit Torchancen, eine große Stärke in der letzten Saison, ließ der FCU zuletzt vermissen. Nur einen Treffer erzielte der FCU bei den vergangenen vier Niederlagen. Besonders im Duell in Wolfsburg sowie der zweiten Hälfte gegen Hoffenheim wurden gute Chancen nicht genutzt.
Die Auftakt-Euphorie nach dem 6-Punkte-Start und den 4:1-Triumphen gegen Mainz 05 und Darmstadt 98 ist zumindest etwas verpufft. Und die Eisernen nach drei Ligaschlappen - davon erstmals seit September 2019 zwei im eigenen Stadion am Stück - in der Bundesliga Tabelle auf den 10. Rang und damit ins Niemandsland abgerutscht.
Nun hofft Union Berlin auf den Befreiungsschlag und will am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim den Dreier einfahren. Zumal am kommenden Spieltag und nach Sporting Braga in der Königsklasse mit Borussia Dortmund ein starker Gegner in der Alten Försterei vorbeischaut. Doch Urs Fischer mahnt. Ein Selbstläufer wird das Gastspiel in der Voith-Arena auf dem Schlossberg nicht, betont der Union-Trainer: „Da fährt man nicht einfach mal schnell hin und gewinnt.“
Zumal der 1. FC Heidenheim sehr ordentlich in seine Debüt-Saison in der Bundesliga gestartet ist. Nach fünf Runden haben die Württemberger vier Zähler auf dem Konto, grüßen vom 13. Platz. Nicht zu verachten für einen Bundesliga-Neuling, der als erster Abstiegskandidat gehandelt wird.
Am letzten Spieltag bekam der FCH zwar bei der 1:4-Klatsche gegen das hochfavorisierte Bayer Leverkusen die Grenzen deutlich aufgezeigt, hielten aber dennoch mutig dagegen. Und zuvor konnte Heidenheim nach 0:2-Rückstand beim BVB überraschend sein ersten Bundesliga-Punkt der Klubhistorie und anschließend mit einem 4:2-Heimsieg gegen Werder Bremen den ersten Sieg im Oberhaus bejubeln.
Der 1. FC Heidenheim ist mit 121,7 Kilometer pro Spiel die laufstärkste Mannschaft der Liga und verzeichnet zugleich mit 39 Prozent den geringsten Ballbesitz-Anteil. Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt agiert aus einer kompakten Abwehr und baut gegen den 1. FC Union auf den Heimvorteil. Zurecht, denn der FCH ist heimstark. In der Aufstiegssaison hat der Zweitligameister nur eine Heimniederlage kassiert (12 Siege, 4 Unentschieden).
Zudem müssen die Eisernen auf die Offensivpower der Hausherren achten. Der Aufsteiger hat genau wie Union in fünf Partien neun Treffer markiert. Nur die Top 5 der Tabelle trafen häufiger. Neben Mittelstürmer Tim Kleindienst (2 Tore, 2 Vorlagen) sorgt bislang vor allem Eren Dinkci für Furore. Der Rechtsaußen hat in den vergangenen drei Spielen viermal eingenetzt. Damit hat sich Werders Leihgabe in den Dunstkreis der türkischen Nationalmannschaft geschossen. Allerdings ist der 1. FC Heidenheim defensiv anfällig. 13 Gegentore sind der drittschlechteste Wert im Liga-Ranking, wobei Torwart Kevin Müller in allen Partien mindestens zweimal hinter sich greifen musste.
Mit Heidenheim und Union treffen die letzten beiden reinen Neulinge der Bundesliga erstmals in der Eliteklasse aufeinander. Insgesamt standen sich beide Klubs aber schon zwölfmal gegenüber, wobei der 1. FC Heidenheim im Direktvergleich mit 6:4-Siegen vorne liegt. Zwei Begegnungen endeten unentschieden. Und in der Voith-Arena konnten die Eisernen bei sechs Versuchen auch nur einmal als Sieger vom Platz gehen, die restlichen fünf Gastspiele wurden allesamt verloren.
An die letzte Paarung werden sich die Unioner jedoch gerne erinnern. Im Oktober 2022 behielten die Köpenicker in der 2. Runde des DFB-Pokals mit 2:0 vor heimischer Kulisse die Oberhand.
Der 1. FC Heidenheim hat keinerlei Verletzungssorgen. Der langjährige Trainer Frank Schmidt, der seit über 16 Jahren (!) beim Aufsteiger an der Seitenlinie steht, kann aus dem Vollen schöpfen. Im Sturm könnte Marvin Pieringer anstelle von Nikola Dovedan an der Seite von Kleindienst stürmen. Und mit Sechser Lennard Maloney, der in Heidenheim zum Stammpersonal gehört, steht ein Wiedersehen mit einem Ex-Unioner bevor.
Wie erwähnt, muss Urs Fischer weiterhin auf die beiden verletzten Leistungsträger Robin Knoche und Rani Khedira verzichten. Für Knoche dürfte Abwehrrecke Leonardo Bonucci trotz seines unglücklichen Debüts gegen Hoffenheim erneut in der Startelf stehen. Lucas Tousart ist hingegen wieder der erste Alternativkandidat für Khedira im defensiven Mittelfeld. Stürmer-Neuzugang Kevin Volland fehlt derweil in Heidenheim weiterhin aufgrund seiner Rotsperre.
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024