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Bildquelle: Sandra W. [], (Bild bearbeitet)
Och nö, nicht schon wieder in die nahegelegene Stadt mit dem Haltepunkt! Das war mein erster Gedanke über diesen 4. Spieltag unserer 5. Bundesliga-Saison am Stück. Ja verdammt, offenbar bin auch ich fürchterlich verwöhnt von all den Triumphen seit jener Nacht im Mai 2019 und all den anderen Höhepunkten. Heute aber tristester Alltag, in mehrerlei Hinsicht. Zwar hat unser Gegner auf dem Papier einen recht hohen Marktwert, aber selbst der liegt ja „nur“ um die 44 Milliönchen über dem unserer Fußballgötter.
Eine triste Stadt im niedersächsischen nahe Hinterhupfingen, eine trotz greller Trikotagen farblose West-BSG – aber eben eine, bei denen wir bislang niemals gewannen. Ich weiß gar nicht, welche unserer Niederlagen hier die ödeste war. Aber was willste machen, Bundesliga und altbundesrepublikanische Neureiche gehören nun mal mehr und mehr zusammen. Ich hoffte sehr, dass Urs seiner von Susi Kopplin geleiteten Mannschaft jegliche Gedanken an „Madrid oder Mailand, Hauptsache Italien“ kompakt weggearbeitet hatte.
Dazu betrüben mich unsere Langverletzten András Schäfer und Rani Khedira. Für mich fehlt uns vor allem Letzterer sehr. Dazu Volland erst mal auf ewig gesperrt, Superstar Bonucci wie ein extrovertierter Lockenkopf sorgen derweil vor allem abseits des Platzes für Furore. Ersterem fehle aufgrund seines Rechtsstreits mit dem letzten Arbeitgeber der Fokus aufs Spiel, letzterer beklagt der Presse seine Chancenlosigkeit aufgrund weniger Einsatzminuten. Ja, auch wir gehören nun zum Personal des Oberhaus-Zirkus.
Das Spiel geht los, und unsere Auswärtsfahrer sind bestens zu hören: „Schalalalalalala – Eisern Union!“ Der uns gut bekannte Heimtrainer Kovac fordert von den seinen gestenreich mehr Biss, Härte, Kampf – denn all das zeigen zunächst die Unseren, auf Rängen und Rasen. Gewohnt starker Beginn von Union, aber hat Fußballgott heute ne Macke? Es sind die Radkappen, die nach 12 Minuten über einen über unsere Torlinie getrudelten Ball jubeln!
Dieser Spielstand habe mit dem Spielverlauf nichts zu tun, sagt der Kommentator – aber nun kommen die Fasermarker-Grünen, zum Glück erstmal mit verunglücktem Abschluss. Sie foulen Käpten Trimmel, Freistoß mit gegnerischer Einmann-Mauer. Auch hier hoppelt der Ball am Ende, nur leider zum gegnerischen Keeper, statt über die Torlinie. „Eisern!“ „Union!“, erschallt es von den Rängen, ein Unioner gewinnt das Kopfballduell, aber auch diesen Ball hat der Keeper am Ende sicher.
Unsere stürmen weiter, war das nicht ein Foul mit hohem Bein? Dr. Felix Brych sieht es nicht so – ich am Radio sehe leider gar nichts. Ein VW-Mann liegt nach sauberer Gosens-Grätsche am Boden, was die Spieler gleich mal für eine inoffiziellen Trinkpause nutzen. Wieder greifen Unsere an: Laidouni, Trimmi, Behrens – geklärt, genau wie der zweite Ball. Doch wir bleiben am Drücker, Gosens steigt hoch, gewinnt sein Kopfballduell, nagelt das Ding ins Tor – Ausgleich für Union, endlich belohnen sie sich wie uns alle!
Ich habe gerade zu Ende gejubelt, da greift VW schon wieder an, abgefälscht, Eckball. Unser Sechzehner prall gefüllt, auch im Fünfmeterraum ist kein Quadratzentimeter Rasen mehr frei. Man tanzt Pogo, Felix Brych muss erstmal für Ordnung sorgen. Kurz drauf leistet sich Fußballgott den nächsten Fauxpas: Freddy wehrt die Ecke ab, nur leider nicht weit genug, Volleyschuss aus 17 Metern, und unser Tornetz zappelt erneut. Verdammt, diese Antwort kam fix.
Auch wir bleiben den direkten Gegenschlag nicht schuldig, nur leider ohne Netz-Tanz des blöden Balles. Ging er nicht rein, weil ich ihn gerade beleidigte? „He FC Union!“, bleiben die Ränge konsequent am Drücker. Der Kommentator redet derweil von unserem „Traumstart in Madrid in vier Tagen“, weiß der verdammt nochmal mehr als wir!? VW greift an, wir tun es ebenfalls, aber irgendwie ist der ganz große Schwung zunächst irgendwie weg. Nun ja, uns bleibt ja noch eine Halbzeit.
Die beginnt fulminant mit einer Trimmel-Ecke. Leider kommen Behre wie Doekhi mit ihren Köpfen nicht ans Spielgerät. Nun greift VW an, ebenfalls erfolglos. Es folgt ein Doppel-Fehlpass, der letzte glücklicherweise vom Gegner, nächste Ecke! Trimmi bringt sie hoch rein, Volswagen wehrt ab, Neuaufbau Union – schade! Dann aber Ecke Nummer 3 in kürzester Zeit! Zumindest ein Schussversuch, der zweite Ball fordert vom Keeper eine Faustabwehr, die leider erfolgreicher ist als gerade eben die unsere.
Den anschließenden Zweikampf wertet der Schiri als Foul des Unioners, was ich am Radio mal wieder nicht beurteilen kann. Schade auf jeden Fall, dass wir uns noch immer nicht zum zweiten Mal belohnen konnten. Mehr Schüsse aufs Tor, heute dazu gar mehr Ballbesitz, Hilfe! Auf dem Rängen brandet der Vorwärts-Gesang auf. Unsere Auswärtsfahrer sind voll bei der Sache. Das gleiche Gefühl habe ich bei unserer Mannschaft, soll das hier schon wieder so ein Misttag sein? Es wäre nicht unser erster im landschaftlich womöglich wunderschönen Niedersachsen.
Du weißt so gut wie ich: Es wurde ein weiterer dieser Art. Wolfsburg eben nicht klar besser, „nur“ eben einmal mehr eiskalt vorm Tor als wir. Wie oft freuten wir uns in den letzten Monaten und Wochen über diese irre Effizienz unserer Mannschaft – diesmal zeigte der Gegner selbige. Ein paar riesige Chancen sollten wir uns noch erarbeiten, VW allerdings auch. Gerade hatte Sheraldo die Murmel um ein Haar in die Maschen geköpft, da knallte selbige auch schon gegen unseren Pfosten.
Verdammt, es gibt nun mal diese Tage, an denen Du bei aller Ackerei – unsere Fußballgötter rannten fast 3 Kilometer mehr als die Textmarker-Grünen und schossen mehr als doppelt so oft aufs Tor – keinen Punkt holst. Ich „sah“ am Radio unsere Mannschaft als Team, aber kann es sein, dass uns Mittelfeldmotor- und Organisator Rani doch mehr fehlt, als von vielen gedacht? Zeit zum Grübeln – Fehlanzeige! Freund Christoph sieht es positiv: „Nach meinem Überblick haben wir in Madrid – anders als sagen wir mal, in Wolfsburg – noch nie verloren. Hoffen wir, dass diese Serie am Mittwoch hält.“ Eisern!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024