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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Am Samstag, den 21. Oktober, treffen am 8. Spieltag mit dem 1. FC Union Berlin und VfB Stuttgart das formschwächste und formstärkste Team der Bundesliga aufeinander. Können die kriselnden Köpenicker ausgerechnet gegen die Überflieger aus dem Ländle ihre Pleitenserie stoppen. Zwei Rückkehrer sowie die Fischer-Statistik machen Mut. Unsere Union Berlin VfB Stuttgart Vorschau.
Letzter gegen Erster - so ist zumindest die Auslage gemäß der Bundesliga Formtabelle der letzten fünf Spieltage. Während der 1. FC Union die letzten fünf Ligapartien mit 3:12 Toren allesamt verlor, reihte der VfB Stuttgart fünf Siege aneinander und garnierte diese Erfolgsserie mit 16:3 Toren! Es ist also das Duell der gegensätzlichen Serien.
Natürlich will Union Berlin seine Pleitenserie am Samstag beenden, zumal auch die Einstellung eines 19 Jahre alten Negativrekords droht. Denn bei einer weiteren Niederlage hätten die Eisernen acht Pflichtspiele in Folge verloren. Das gab es in der Vereinsgeschichte nur einmal. 2004, als man in der Regionalliga und DFB-Pokal acht Schlappen in Serie schlucken musste.
Und dass ausgerechnet in der ersten Champions-League-Saison! Selbst das Stadion An der Alten Försterei hat seinen Ruf als uneinnehmbare Festung verloren, wie die Liga-Heimpleiten gegen Leipzig und Hoffenheim beweisen.
Die Länderspielpause nach der 2:4-Schlappe beim BVB dürfte dem 1. FC Union durchaus gelegen gekommen sein, auch wenn die Eisernen selbst acht Nationalspieler auf Reisen hatten (Gosens, Behrens, Rönnow, Becker, Juranovic, Roussillon, Laidouni, Aaronson). Trotzdem konnte sich die Mannschaft nach den mitunter bitteren Pleiten sammeln und Urs Fischer mit den anwesenden Spielern endlich Abläufe einstudieren. Das war vorher aufgrund der englischen Wochen kaum möglich. Überdies musste der Trainer seine Startelf wegen Verletzungen und Sperren immer wieder verändern.
Zudem konnte die Zeit für eine umfassende interne Analyse genutzt werden, wie es zu einer 7-Pleiten-Serie kommen konnte. Das Ergebnis: Union spielt „nicht Union-like“, wie Manager Oliver Ruhnert moniert. Fehlende Galligkeit über 90 Minuten, fehlende Durchschlagskraft und abhandengekommene Effektivität vor dem gegnerischen Tor. Zudem zu viele Patzer vor Gegentoren. „Wir müssen weniger individuelle Fehler machen, stabiler auftreten“, brachte es Fischer auf der Pressekonferenz auf den Punkt.
Umso besser, dass der Schweizer Übungsleiter gegen den VfB Stuttgart endlich wieder auf Mittelfeld-Stabilisator Rani Khedira und Abwehrchef Robin Knoche zurückgreifen kann. Die beiden Leistungsträger wurden in den letzten Wochen schmerzlich vermisst und könnten gegen die Schwaben nach überstandenen Verletzungen ihr Comeback geben. Kapitän Khedira und Knoche sind Optionen für die Startelf.
Das Duo wird es auch brauchen, will Union Berlin den fast schon beängstigenden Lauf der Schwaben stoppen. „Stuttgart ist derzeit im Flow“, sagte Fischer. Leicht untertrieben. Denn der VfB hat sechs der ersten sieben Ligaspiele gewonnen (1 Niederlage in Leipzig) und mit 18 Punkten einen Vereinsrekord hingelegt. Trainer Sebastian Hoeneß übernahm im April und hat mit einer beeindruckenden Erfolgssträhne den chronischen Abstiegskandidaten auf den 2. Platz nach sieben Spieltagen geführt.
Unter Hoeneß hat der VfB Stuttgart insgesamt nur drei Niederlagen in 20 Spielen kassiert, dafür 13 Siege gefeiert. Und schon jetzt haben die Brustringträger mit 18 Punkten zwei Zähler mehr als in der gesamten Hinrunde der Vorsaison. Das Bemerkenswerte ist, dass es beim VfB im Sommer kaum Änderung am Kader stattgefunden haben. Doch unter Sebastian Hoeneß sind reihenweise Spieler regelrecht explodiert.
Allen voran Serhou Guirassy. Der Stürmer pulverisiert derzeit alle Tor-Rekorde in der Bundesliga. 13 Treffer (!) nach sieben Spieltagen sich nicht nur eine unfassbare Quote, sondern auch Bundesliga-Rekord (auch schon für den 8. Spieltag). Vor der Länderspielpause schoss der Guirassy mit einem Hattrick binnen 15 Minuten zum 3:1-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg, den fünften Sieg hintereinander.
„Unterschiedsspieler“ Guirassy zu stoppen, wird für den 1. FC Union eine Herkulesaufgabe. Den Torjäger will Fischer „kollektiv ausschalten“. Doch beim VfB Stuttgart ist Torjäger längst nicht der einzige Erfolgsgarant. Auch Flügelstürmer Chris Führich ist regelrecht durch die Decke gegangen, konnte sich mit zwei Toren und fünf Vorlagen in die deutsche Nationalelf schießen (ähnlich wie Unions Kevin Behrens).
Aber auch zwei Neuzugänge bereiten in der Neckarmetropole reichlich Freude. Zum einen Angelo Stiller, der aus Hoffenheim kam und im Mittelfeld des VfB gekonnt die Fäden zieht. Den zum FC Liverpool abgewanderte Wataru Endo hat der 22-Jährige zumindest längst vergessen gemacht. Zum anderen Alexander Nübel. Der Torwart kam auf Leihbasis vom FC Bayern und hat sich zu einem echten Rückhalt entwickelt.
Gegen den VfB Stuttgart hat der 1. FC Union eine äußert positiv Bundesliga-Bilanz. Keines der sechs Duelle im Fußball-Oberhaus ging verloren. Drei Siege und drei Unentschieden stehen zu Buche (10:5 Tore). Das letzte Aufeinandertreffen im April 2023 konnte der FCU klar mit 3:0 gewinnen. Zwei Tage nach dieser Pleite wurde übrigens Bruno Labbadia als VfB-Coach entlassen, Hoeneß übernahm.
Auch in der Relegation machte Union gute Erfahrungen mit den Schwaben. 2019 stiegen die Eisernen nach zwei Unentschieden (2:2, 1:1) erstmals in die Bundesliga auf. Und mit Urs Fischer sitzt ein echter VfB-Experte auf der Bank. Denn der Union-Coach blieb in allen acht Pflichtspielen gegen Stuttgart unbesiegt (3 Siege).
Innenverteidiger Knoche und Mittelfeld-Antreiber Khedira werden wohl direkt in die Startformation beordert. Auch Robin Gosens ist wohl einsatzbereit. Der Nationalspieler kehrte mit leichten muskulären von der US-Reise mit der DFB-Auswahl zurück, doch Fischer gab Entwarnung: „Das sieht gut aus. Er wird regenerieren. Das gleiche gilt für Kevin Behrens, weil es eine lange Rückreise war.“ Sollte Gosens nicht von Beginn an spielen, ist Jérôme Roussillon eine Alternative. Definitiv verzichten, muss Fischer jedoch auf Josip Juranovic, Andras Schäfer und Mikkel Kaufmann.
Beim VfB Stuttgart könnten die Länderspiel-Rückkehrer Chris Führich, Silas sowie Verteidiger Hiroki Ito vorerst eine Verschnaufpause von Trainer Hoeneß erhalten. Erste Ersatzkandidaten sind der Union-Leihgabe Jamie Leweling und Deniz Undav auf den offensiven Außenbahnen sowie Maximilian Mittelstädt für den linken Part in der Viererkette. Im Gegensatz zum Wolfsburg-Spiel könnte außerdem Dan-Axel Zagadou wieder an der Seite von Waldemar Anton die Innenverteidigung bilden. Anthony Rouault würde dann wieder auf der Bank Platz nehmen.
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024