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Bildquelle: Markus Unger from Vienna, Austria [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Nach all den Nobel-Gegnern daheim und auswärts ging es nun gegen den einzigen Club der Liga, der noch weniger Geld zur Verfügung hat als wir. Diesen Samstag also musste unser Team samt Auswärtsfahrern in dieses blecherne Stadion, welches mich immer an die Wartehalle eines Zentralen Omnibus-Bahnhofs auf dem flachen Land erinnert. Zu einem Gegner, der uns nun nach Dritter Liga und der 2. Bundesliga auch im Oberhaus des deutschen Profifußball gegenübersteht.
Legendär unser Sieg am 25. Oktober 2008 im Jahn-Tierpark zu Berlin. Unser Team brauchte offenbar erst 2 Gegentore und einen Platzverweis, um das Ding doch noch 3:2 zu drehen. Der SC Paderborn stieg mit uns in Liga 2 auf, und beide Mannschaften lieferten sich am 13. September 2009 Am Stadion An der Alten Försterei einen beispiellosen Fight. Nach unserer 3:0 Führung alles klar? Pustekuchen, die Paderborner kamen erst auf 3:2, dann auf 4:3 und kurz vor dem „schlussendlich“en Pfiff noch auf 5:4 heran. Ich starb mehrere Tode in diesem Spiel.
Insgesamt jedoch ist unsere Bilanz gegen die Mannen von der Pader mit 5 Siegen, 4 Unentschieden und 8 Niederlagen eine Negative. Und wer das letzte Aufeinandertreffen beider Teams am 30. März dieses Jahres An der Alten Försterei miterlebte, der weiß, was ein Steffen Baumgart als Trainer der Paderborner vermag. Als der Gästeblock sein „Auswärtssieg“ anstimmte, konnte ich nicht mal wütend sein. Derart überlegen waren diese Kämpfer im Paderborner Dress aufgetreten.
Ein Hauch 2. Liga schwebte auch diesen Samstag über dem Rasen, mögen Hochnäsige palavern. Ich erlebte vor allem einen Kampf. Da standen zwei Mannschaften aufm Platz, die mich unweigerlich an zwei Boxer im Ring erinnerten. Technisch wie spielerisch überlegen womöglich Union Berlin, dafür der SCP mit einem unbarmherzigen Punch im Gepäck. Ballverlust im Vorwärtsgang, schneller Gegenzug – und es würde brennen in unserem Strafraum. Selten war mir unwohler vor einem Spiel unserer Mannschaft.
Wie befreiend unsere Führung nach 7 Minuten! Würde die technische Klasse, gepaart mit einer Eisernem Mannschaftsleistung diese Kämpfer niederringen? Dann am besten schnell nachlegen! Sie versuchen es, rennen an gegen das gegnerische Tor, leider vergebens. Und kaum lassen Unsere die Zügel ein wenig schleifen, zappelt der Ball in unserem Netz! Und die Blau-Schwarzen bleiben gefährlich – dann endlich Pause. Mein Unwohlsein in der Magengegend wird stärker.
Es bleibt der wenig noble, dafür harte, ehrliche Kampf, wobei mir der Schiri die Karten zu einseitig zückt. Dringen unsere in den gegnerischen Strafraum, ist der von gefühlt 22 Paderbornern vollgestellt, das Tor sorgsam vernagelt. Zwischendrin kommen Baumgarts Jungs, zumeist als schneller Kontor, vor unser Tor. Auf unsere Riesenchance in der 63. Folgt Ecke Paderborn. Wer will hier mehr, wer kann noch was drauflegen?
75. Minute, Riesenchance Paderborn, ihr Angreifer frei vor unserem Tor – kriegt den Ball nicht, Fußballgott sei Dank! In der 82. Freistoß für uns. Trimmel haut das Ding mustergültig nach vorn, schließlich erbebt der Pfosten – schon folgt der Paderborner Konter, geklärt zur Ecke. Zum Glück bringt auch diese nichts ein. Die 1 Minute Nachspielzeit ist fast von der Uhr, als der Schiri Freistoß für uns pfeift, diesen aber nicht mehr ausführen lässt.
1:1 geht dieser Arbeitstag zu Ende. Ein Ergebnis, das ich vor dem Spiel gern angenommen hätte. Und jetzt? Ich bin ehrlich erleichtert, dass der Puncher nicht doch noch den tödlichen Treffer platzierte – und trauere zugleich unseren nicht im Tor untergebrachten Riesenchancen nach. Stehe irgendwo zwischen „Es hat eben nicht sollen sein“ und „Wow, in Paderborn bei Baumi ein Unentschieden erkämpft.
Schon auf dem Heimweg bin ich diesem Spiel vor allem dankbar. Nach all den unglaublichen Fußball-Festen, all diesen Partys inklusive des Arbeitssiegs gegen Köln zeigte unsere Mannschaft hier, dass sie auch einen solchen Fight annehmen kann. Für mich nehme ich mit, dass es eben auch in der 1. Liga schmucklose Arbeitstage gibt. Ein wenig bewundere ich Urs Fischer, wie er am Ende ganz akribisch Offensivspieler für Offensivspieler brachte. Und dann ist da doch wieder dieser Pfostenschuss, dazu noch zwei, drei andere Riesenchancen …
Wir sehen am Ende, ob wir am Ende froh über diesen einen oder traurig über die beiden hier nicht gewonnen Punkte sind. Das heute war Union, wie ich es kenne, spielerisch auf weit höherem Niveau als wohl je zuvor – und doch vor allem eine Mannschaft, die sich reinhaut für den Verein. Dass sie nicht rackerten, bis alle auf dem Zahnfleisch krauchen, ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass es bereits in 3 Tagen weitergeht, AdAF mal wieder gegen eine Reichen-Truppe. Zeigen wir, dass wir zusammenstehen, dass wir Kämpfen und Siegen, dass wir der 1. FC Union Berlin sind und bleiben. Eisern heißt dit!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024