Frank Nussbücker: Haste Kacke am Schuh – 10 Unioner verlieren in Heidenheim

Heidenheim besiegt Union Berlin

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Kaum war das vorläufige wie denkwürdige Grüntisch-Urteil zum unseligen Bochum-Spiel gefallen, stand auch schon das erwartbar schwere Auswärtsspiel beim direkten Tabellennachbarn an. Obendrein trafen hier zwei Teams aufeinander, bei denen es in den letzten Wochen und Monaten alles andere als gut gelaufen war. Die Heidenheimer hatten gerade 7 Spiele am Stück verloren – und nun kamen also wir zu ihnen, mit einem alten Union-Spieler und bekennenden Unioner als neuem Trainer.

Ich gab nicht viel auf die Testspiel-Niederlage gegen einen anderen Abstiegs-Konkurrenten. Einzig die weiterhin mangelhafte Torausbeute machte mir Sorgen – aber ich musste das Spiel ja zum Glück „nur“ kieken. Meine Vorfreude und Lust darauf hielten sich in überschaubaren Grenzen. Unserer Mannschaft auf und neben dem Rasen sah das doch kolossal anders, oder? Die Eisernen auf den Rängen zeigten sich auf den Punkt sangeskräftig wie immer. „He FC Union Berlin, stürme hinaus / In Berlins Südosten bist Du zu Haus“, priesen sie die Schönheit Köpenicks!

„Angriff, Unioner stürmen vor!“ …

Wer würde es heute heftiger wollen? Jordan stieg gleich mal ordentlich ein … in seinen Gegenspieler. Bald drauf eine gut gedachte Aktion der Unseren, die leider in einen Heidenheimer Konter mündete. Den wehrte unsere Defensive ab, genau wie sie den folgenden Angriff auf rechts souverän verteidigte. Der erste Torschuss gehörte uns: Hollerbach von halbrechts, das sah schon jut aus, fand zumindest ich. Jetzt Union über rechts, aber der entscheidende Pass kam nicht an. Zum Gesang der Heimfans gesellte sich das „1. FC Union Berlin – und alle!“

Unser Spielaufbau kam ausgesprochen behäbig daher – dann aber gings schnell: Jordans Abschluss zwang den Tormann zur Parade unter heftigem Gebrauch seiner Fingerspitzen, welche das Spielgerät an die Querlatte beförderten: „1. FC Union Berlin!“ Unsere blieben am Drücker, drängten die Heidenheimer in deren Hälfte, holten erste Eckbälle, nur das Tornetz tanzte halt nicht. Heidenheims Keeper hatte ordentlich zu tun und war leider stets aufm Posten.

… Und der Gegner macht das Tor

Dann ein schneller Konterversuch des Gegners – souverän geklärt. Was aber, wenn die dann plötzlich doch mal zuschlagen, dachte ich so bei mir, da taten sie genau das: Knallhart umgeschaltet, schneller Konter, von rechts der Pass ins Zentrum, wo ein gerade neu zum Verein Gestoßener und erstmalig in der Startaufstellung Stehender genau richtig und völlig freistehend zum Abschluss kam. Scharfer, platzierter Schuss, Schwolow hat Null Chance, wir liegen zurück! So ein verdammter Krätzig aber auch!

Unsere wollen mit sofortiger Attacke antworten, doch Heidenheim verteidigt jetzt hart wie erfolgreich, von den Rängen angefeuert von der Heidenheimer Wir sind die Kranken-Version. Weiter greifen wir an, mühevoll wie zunehmend ungefährlich. Heidenheim dagegen schaltet weiterhin brutal schnell um, kontert – Doekhi klärt zur Ecke. Die kommt gefährlich rein, doch Schwolow ist rechtzeitig unten und hält. „Union! Union!“, beschwören die Eisernen auf den Rängen jene aufm Rasen. Heidenheim singt, unsere antworten: „Auf geht’s Union, Kämpfen und Siegen!“

 

 

Wir führen – außer beim Spielstand

Jordan klärt gefährlich mit einem Dribbling an der Strafraumgrenze, Heidenheim bleibt am Drücker. Das nahezu aus dem Nichts kommende Tor tat ihnen leider wie verständlicherweise verdammt gut. Schon wieder schnell spielen sie nach vorn – zum Glück zu schnell auch für den gedachten Mann. „Fußballclub Union Berlin in Weiß und Rot / Wir steht zu Dir auch in größter Not!“, bringen unsere Auswärtsfahrer den leider gerade äußerst passenden Soundcheck zu unserer gegenwärtigen Situation, nicht nur in diesem Spiel.

Und siehe da, schon geht’s auch bei uns mal wieder nach vorn: Jordan setzt Hollerbach in Szene. Der ist kurzzeitig völlig frei vorm gegnerischen Tor, doch als er endlich abzieht, bekommt ein Verteidiger seinen Fuß dazwischen. Verdammich nochmal, DAS wäre es gewesen! Nächster Abschluss durch Jeong, allerdings weit, weit drüber. Stets dauern unsere Umschaltmanöver deutlich länger als jene des Gegners. Laut Kommentator führen wir in Sachen Passspiel, Ballbesitz, Zweikampfquote und sicher auch Haarlänge, nur auf der Tafel führt Heidenheim.

Zwei Schläge zu viel

Und dann schlägts Dreizehn: Tom Rothe kommt zu spät für seinen durchbrechenden Gegenspieler, den womöglich schnellsten Spieler der Liga. Klare Notbremse, Roter Karton. Führung, Überzahl und Freistoß aus guter Position für Heidenheim – und wir? Die Halbzeit wird noch 8 Minuten plus 4 Minuten Nachspielzeit dauern, und ich bin am Ende froh, als endlich der Pausenpfiff ertönt. Zu nahe war mir der FCH einer Zwei-Tore-Führung. Das würde hier ein verdammt schwer zu bohrendes Brett werden.

 

 

Baumi brachte den in Heidenheim geborenen Skarke für Jeong, Heidenheim drückte unbeirrt weiter. Jetzt aber Union, druckvoll bemüht den Ball fast aufs Tor gebracht, aber Abseits. Der nächste Heidenheimer Abschluss geht knapp neben unser Gehäuse, und schon wieder sind sie da: Ecke, Strafraum-Geflipper, sie wollen das zweite Tor! Dann aber bricht Skarke durch, ganz allein bis vors Tor. Er zieht ab, der Keeper zeigt eine Parade, Mist verdammter! Direkter Gegenzug: Flanke vors Tor, verdammt knapp daneben! Dem fast-Ausgleich folgte auf dem Fuße das fast-2:0.

„Wir stehn zu dir, auch in größter Not!“

Es blieb dramatisch, wobei die Gefahr unserer Angriffe in etwa abnahm, wie jene der Heidenheimer größer wurde. Einsatz zeigten unsere 10 Unioner aufm Platz allemal, aber der Gegner war nicht nur einer mehr, sondern zudem bissig wie elendig schnell. In Minute 79 klärten wir noch auf der Linie, doch dann passierte es doch. Den ersten Ball konnte Schwolow noch wegfausten, gegen den zweiten war er machtlos. Wieder hatte beim Gegner ein Joker gestochen, wieder erlebten wir einen verdammt bescheidenen Fußballtag. Meisterhaft allerdings Unions Leistung auf den Rängen: „Wir stehn zu dir, auch in größter Not!“

Genau darauf kommt es jetzt an. In den folgenden 7 Tagen erwarten uns zwei verdammt schwere Brocken. Jegliches „Ach, hätten wir nen anderen Kader mit echtem Knipser!“, oder: „Wir brauchen als Trainer einen Typen wie Hastenichjesehen, dazu nen neuen Sportchef, Zeugwart und Friseur!“, bringen jetzt nur Frust und dreckige Wäsche an einem Ort, an dem wir sie nicht sauber kriegen. Unsere Auswärtsfahrer zeigten gestern, wie es geht: Erstklassiger Support beim Spiel, nach welchem sie gemeinsam mit der Mannschaft die Fäuste zu unserem Schlachtruf erhoben. Meine Freunde von der Kohorte Mittellinie sahen das Spiel zum Fanclub-Treffen und resümierten: „Naja, wenigstens musste keiner alleine leiden.“ Mittwoch kämpfen & siegen wir gemeinsam, Eisern heißt dit!


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