Frank Nussbücker: Horrortrip in der Badewanne - Union-Pleite gegen Feyenoord

Union-Pleite gegen Feyenoord Rotterdam

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Die Dramatik des letzten Bundesliga-Punktspiels am Samstag AdAF war ein laues Lüftchen gegenüber dem, was nun auf uns zukam. Es begann damit, dass kurz nach unserem grandiosen Sieg gegen eine schwerreiche, Schampusliga spielende West-BSG einer von deren Stars positiv auf Corona getestet wurde. Dasselbe widerfuhr nun auch unserem hochwichtigen Verteidiger und Vize-Mannschaftskapitän Marvin Friedrich – gute wie schnelle Besserung gewünscht!

Klar ist es steil, gegen einen weltberühmten niederländischen Spitzenclub in dessen geschichtsträchtiger „Badewanne“ vor einem frenetischen Heimpublikum anzutreten. Nicht zum Test, sondern im Gruppenspiel eines europäischen Pokalwettbewerbs! Ich erwähne das hier nochmal, damit wir es auch angesichts aller Stürme und sonstigen Katastrophen im Vorfeld dieses Spiels nicht vergessen. Denn die nächste Horrormeldung folgte auf dem Fuße.

Der erste Angriff lange vor Anpfiff

Zum Glück waren keine weiteren Fußballgötter nachweislich Covid-infiziert, wohl aber bekam unsere Delegation am Vorabend der Begegnung in Rotterdam, wahrscheinlich von einer Hool-Bande, zur „Begrüßung“ ein paar Tische und Stuhlbeine entgegengeschleudert. Der Schock darüber dürfte bei allen Beteiligten Unionern noch jetzt tief sitzen. Schnell forderte der Verein alle anreisenden Eisernen auf, die Treffpunkte strikt einzuhalten und keinesfalls in Fankleidung durch die Innenstadt zu laufen.

Damit nicht genug, fegte auch noch ein Wirbelsturm über uns hinweg, der Bäume entwurzelt, Häuser abdeckt, Verkehrswege kappt. Blieb also zu hoffen, dass alle reisenden Unioner tatsächlich und vor allem lebendigen Leibs in Rotterdam eintreffen. Eiserne Unterstützung von den Rängen dürfte unsere Mannschaft gerade im Stadion des Gruppen-Favoriten bitter nötig haben. Noch dazu, wo besagte Badewanne für ein ultra-lautes Heimpublikum bekannt ist.

Thriller in jeder Hinsicht

Allein das „Vorprogramm“ bot also alles auf, was in der Filmbranche einen knackigen Thriller ausmacht. Wie würde sich erst das Spiel gegen diese Mannschaft zeigen, die uns Urs zu meinem Schrecken zuallererst als „kompakt“ charakterisierte. Ist mir dies doch aus seinem Munde die gefährlichste, Erfolg versprechende Tugend eines Fußballteams überhaupt. Spielerische Lösungen und lange Bälle hätten die genauso drauf wie das schnelle Umschaltspiel, befand Urs. Seine Prognose: „Feyenoord wird uns das Leben zur Hölle machen“, fiel für mich mit keiner Silbe unter die Rubrik „Pfeifen im Walde“.

Draußen vor meinem Fenster pfiff längst der Wind. Also schnell noch ein Stoßgebet für alle reisenden Unioner gen Fußballhimmel geschickt! Ich selbst würde das Spiel zusammen mit Eisernen Kollegen in unserer Stammkneipe verfolgen. Freund Seku reiste zu diesem Zweck aus seinem Exil in Schwaben an. Viereinhalb Stunden vor Anpfiff hatte er immerhin Halle erreicht. Hier jedoch hieß es: „Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit unterbrochen“. Blöder Mist, und garantiert ist er nicht der einzige, dem es jetzt so erging …

Polizeiknüppel statt Fußball

Sekus Zug fuhr irgendwann weiter, sodass wir uns tatsächlich in die Arme schließen konnten. Hunderten Unionfans, die aufgrund des Sturms spät am Rotterdamer Stadion anlangten, bekamen statt Fußball Polizeiknüppel und/oder Hundebisse zu spüren. Was immer da in Rotterdam vorfiel, bedarf einer gründlichen Aufklärung! Wenn ich von Menschen, die ich als äußerst friedfertig kenne, im Netz derart krasse Zeilen lese, spricht das eine deutliche Sprache.

 

 

Das Spiel selbst begann mit Pyro vorm Stadion und darin, sowie einem vom Anstoßpunkt angreifenden 1. FC Union. Taiwo vorm Tor, leider nichts. Kurz darauf tankt sich unser wuchtiger Stürmer erneut in den gegnerischen Sechzehner. Er befindet sich in guter Position, bevor ihn ein gegnerischer Spieler fällt. Der fällige, nur leider ausbleibende Pfiff des Schiedsrichters, lässt sich nicht mit „langer Leine“ entschuldigen. Unsere Mannschaft musste diesen Tiefschlag wegstecken, foulen darf hier offenbar nur Rotterdam.

Ein eiskalter Gegner

Leider schießen die auch Tore. Angriff über links, eiskalter Ball ins Zentrum zu einem tödlich freien Mitspieler, drin ist er. Unsere Mannschaft ist von der Rolle, Rotterdam greift weiter an. Luthe auf dem Posten, kratzt das Ding von der Linie. Auch wir bringen einen Angriff, welcher leider in den Armen des gegnerischen Torwarts sein Ende findet. Der Gegner stört früh, zu früh für uns. Freistoß Kruse – abgewehrt. Der zweite Ball landet beim Torwart.

Wir lieben Union, jawoll!“, schallt es von den Rängen. Es ist nicht das erste Mal, dass unsere Auswärtsfahrer gut zu hören sind unter den rund 45.000 Stadionbesuchern. Union über rechts – Mist, abgefangen! Rotterdam kontert, aber auch dieser Angriff versandet. „Eisern Berlin!“ Kruse auf Knoche, der kriegt ihn leider nicht. Bald darauf ein gegnerischer langer Ball vor unser Tor, der uns saublöd verspringt, es steht 2:0 gegen uns.

Awoniyi sorgt für Hoffnung

Nach einigen Angriffen beider Seider Seiten gönnt uns der Schiri eine Ecke. „He FC Union, stürme hinaus“, besingen unsere Auswärtsfahrer die Schönheit Köpenicks. Käpten Trimmel tritt den Ball vors Tor – abgewehrt. Den zweiten Ball bringt Trimbo direkt auf Taiwos Kopf, der das Ding wuchtig in die Maschen köpft – Tor für den 1. FC Union Berlin! Kurz drauf erneut eine Ecke, diesmal von der anderen Seite, leider ohne Erfolg. Erneuter Angriff, Konter – die Eisernen im Stadion singen uns mit dem Mantra in die Pause.

Abgezockte Hausherren schockten uns mit einem Doppelschlag, doch unsere Mannschaft kam zurück. Leider folgte nach Wiederanpfiff nicht die fast schon gewohnte saustarke Union-Halbzeit. Auch wir bringen einen langen Ball in die Spitze – schade, ohne Erfolg. Kurz drauf verhindert unser Tormann das nächste Gegentor. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken“, höre ich es von den Rängen. Wieder greift der Gegner sehr früh an.

Das Ende vom Lied

Freistoß Rotterdam für nichts – Luthe hat ihn sicher! Angriff Union, abgefangen. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir.“ Tanzende Unioner auf den Rängen. „F-C-U-Fußballclub Union Berlin“, stimmen sie den nächsten Gesang an. Urs wechselt die Offensive aus, prompt folgt eine Doppelchance von Becker, welche leider wieder nur in den Armen des gegnerischen Keepers endet. „Dem Morgengrauen entgegen“, bringen sie auf den Rängen das nächste Lied.

Dessen sprichwörtliches Ende ist das 3:1 für den Gegner, welches längst nicht das schlimmste Ereignis dieses gebrauchten Fußballabends in ungastlicher Fremde darstellt. Allen Verletzten Unionern wünsche ich schnelle und gute Besserung. Was ich denen wünsche, die diesen unsäglichen Polizeieinsatz zu verantworten haben, schreibe ich hier lieber nicht. Keine Lust, jetzt über unsere Situation in der ECL-Gruppe E nachzudenken. Viel mehr wünsche ich mir, dass unsere Auswärtsfahrer gut nach Hause kamen und kommen. So gut es eben gehen mag nach einem derartigen Horrortrip.


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