Frank Nussbücker: Vom Wettkampfglück verlassen -Union fliegt gegen Eintracht Frankfurt aus dem Pokal

Frankfurt wirft Union Berlin aus dem Pokal

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Es ward angerichtet in einem prall gefüllten Frankfurter Bank-Arena-Park. Der Auswärtsblock leuchtete Rot, Weiß und Gelb, nicht aufgrund von Fackeln, sondern dank vieler, vieler Fahnen und Fähnchen – Unioner eben! Frederik Rønnow konnte noch immer nicht zwischen unseren Pfosten stehen. Schade, gerade gegen seinen alten Verein, gegen den er letztens so wunderbar sein Gehäuse sauber gehalten hatte. Für ihn also Lennart Grill im Tor, welcher sich über weite Strecken des letzten Punktspiels ebenfalls ausgezeichnet hatte.

Juranović und Trimmel in der Startformation, und auch Paule Seguin mal wieder von Beginn an dabei. Kaum ertönte der Anpfiff, da stürmten Unioner vor, holte Sheraldo Becker den ersten Eckball heraus. Ecke Union, da war doch was? Hier und jetzt leider nicht, der Frankfurter Super-Stürmer Kolo Muani hilft hinten aus. Kurz drauf Eckball Frankfurt, nachdem sich einer der Unseren den Ball zu weit vorgelegt hatte. Vier Minuten und zehn Sekunden sind von der Uhr, als Kolo Muani de Ball scharf in Richtung unseres Tores schickt, …

Frankfurter Doppelschlag

… doch Lennart Grill ist auf dem Posten, faustet das Ding raus zur nächsten Ecke. „FDGB-POKAL-SIEGER 1968“ verkündet die Zaunfahne vorm Gästeblock. Den immerhin wird die Frankfurter Eintracht niemals mehr erringen, aber den des DFB wollen sie offenbar unbedingt. Schon wieder sind sie in unserem Sechzehner! Ein Frankfurter fällt, will gern was dafür haben. Komm hoch!, winkt ihm der Schiri zu, weiter geht’s. Unsere wirken zumeist ein wenig konfus, und Frankfurt baut weiter auf.

10 Minuten und 33 Sekunden, da passierts auch schon: Kolo Muani bekommt von Ex-Nationalspieler Götze den Ball zu gechipt, zieht ab, unser Tornetz zappelt, Marschmusik mit Klassig-Touch erklingt. Mist verdammter, aber ist ja noch alles drin, oder? Kaum ist das Spiel wieder angepfiffen, sind die Hessen nach Ballverlust unsererseits schon wieder straff in Richtung unseres Tors unterwegs. Grill steht noch immer viel zu weit vor selbigem, und der junge Herr Kolo Muani lässt sich nicht zweimal bitten, das leere Netz mit dem Spielgerät in Berührung zu bringen.

„Wir werden schon besser …“

Und schon wieder sind sie da, zum Glück Abseits. „Eisern Union!“, vernehme ich den Gästeblock, gefolgt von „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir, und ist der Sieg auch noch so fern!“ Genau das ist er, im Moment müssen wir aufpassen, hier nicht janz-enge-Kiste-mäßig die Hucke voll zu kriegen. Klar, die Frankfurter haben Lust dazu, gerade nach der Niederlage jüngst AdAF! Kaum schrieb ich dies nieder, zappelte unser Netz zum dritten Mal. Nach Jubel und Musikgedudel Entwarnung: erneut Abseits, Tor wird kassiert.

Symptomatisch. Zwei, drei Unioner waren dem Frankfurter Angreifer hinterhergelaufen. Nun aber Becker auf rechts, leider ist er mutterseelenallein, spielt den Ball in die Arme des Frankfurter Keepers. „Wir werden schon besser!“, macht uns der neben mir sitzende Sam Paff Mut. Ach so, ich verfolge das Spiel zusammen mit U-1966-Bootskameraden und Freunden in unserer Basis Marinehaus an der Jannowitzbrücke, während Maat Tilo im Gästeblock zu Frankfurt singt und brüllt.

 

 

Nur 2 Tore Rückstand!

Sorry fürs Abschweifen, aber die Frankfurter drückten einfach zu sehr, da wollte ich mich ein wenig ablenken. Wieder sind sie da, der Schuss knallt gegen die Querlatte, der Nachschuss geht links vorbei. Götze foult Becker und wills nicht gewesen sein, Freistoß Trimmi. Da war doch was – nee, nicht jetzt, entscheidet Fußballgott da oben. Und die Unioner im Stadion: „F-C-U-Fußballclub Union Berlin!“ Wow, erstmalig Unruhe im Strafraum der Hausherren, immerhin!

Konter Frankfurt, Knoche klärt. „Der trägt seinen Nachnamen wie ick finde zurecht!“, rettet Sam mal wieder für einen Moment die Stimmung. Nächster Schuss auf unseren Kasten, Grill hält, wenn auch suboptimal, wie das heute so hochtrabend heißt. Ecke Frankfurt, Geflipper in unserem Strafraum, welches in einem erneuten Frankfurter Eckstoß mündet. Immerhin, es passiert nichts mehr, wir gehen mit nur zwei Toren Rückstand in die Pause.

Der Wille ist da …

Union spielt nicht wie Union!“, bringt Felix Kroos unsere Gedanken aufn Punkt. Klare Sache, „unser Gesicht aufn Platz bringen“ ging nicht auf bislang, aber nun würde sie ja kommen, die starke Union-Hälfte, welche uns wie unseren Enkeln dereinst als das allzeit unvergessene Wunder von Frankfurt in Erinnerung bleiben würde. „Es gibt viel zu tun, trinken wir‘s an!“, schickt uns Bootskamerad Tilo aufmunternde Worte vom Kampfplatz.

Urs hatte gewechselt, Sven Michel stürmt vor, links vorbei, schade. Gegenangriff Frankfurt, von Käpten Trimmel geklärt. Unsere wirken stärker als vorhin, leisten sich jedoch immer mal wieder Fehlpässe. In Minute 54 ein Abschluss von Sherry, allerdings kein gefährlich zu nennender. Bald darauf kommt Jordy für ihn, „He FC Union!“ Wir kommen nicht wirklich durch – vielleicht jetzt mal: schön gedacht, aber keiner war da. Ja, sie wollen es jetzt, aber irgendwie geht da nix.

 

 

Finale mit Dreifach-Hand

Vielleicht jetzt mal, Freistoß Juranović! „Links oben!“, orakelt einer neben mir. Und genauso kommts, leider zu links und zu weit oben. Die Zeit vergeht, und in der 78. haben wir mal wieder ne Ecke – kann es sein, dass das nach jener in Minute 1 unser zweiter Standard dieser Art ist? Jetzt aber – nee, aber erneute Ecke, gefolgt von einem schnellen Frankfurter Konter! Der aber wird unterbunden, wobei ein Frankfurter in unserem Strafraum nach imaginärer Berührung mit einem Unioner hinfällt.

Der Schiri unterlässt den Strafstoß-Pfiff – leider auch, als beim direkten Unioner Gegenangriff ein Frankfurter die Hand zu Hilfe nimmt. Haben wir nicht genau wegen sowat schon so oft nen Elfer gegen uns gekriegt? Unsere setzen sich im gegnerischen Sechzehner fest – und schon wieder Hand. Weils so schön war, gleich noch ein drittes Mal. Gut, ich lasse es, jetzt grummelnd zu rechnen, dass wir ja eigentlich 2:3 gewonnen haben, zweimal Josip und schließlich Jordy mit dem erlösenden Elfmetertor …

Nach Moment der Demut volle Kraft voraus!

Die Strafstoß-Pfiffe blieben aus, damit leider auch jedwede Ballberührung des Frankfurter Tornetzes von innen. Das war ja fast ein Powerplay zum Schluss, aber ich würde sagen: Eben nur fast. Und so kommt es wie in der Vorsaison, nur umgekehrt. Da folgte auf unser 1:2 Pokal-Aus gegen Salzburg-Nord der 2:1 Punktspielsieg gegen die neuen Die-da, hier nun dem 2:0 Bundesliga-Sieg die gleichnamige Niederlage auswärts im Pokal. Ganz ehrlich: Hattest du erwartet, dass es nach zwei vom Wettkampfglück mitgeprägten Siegen direkt so weitergehen würde?

Ich ehrlich gesagt nicht. Da war heute über zu weite Strecken zu viel Luft raus – und Frankfurt dank irren 90 Sekunden nahezu uneinholbar auf der Siegerstraße. Freund Christof, wie immer im Gästeblock zugegen, sieht es so: „Wieder zurück aus Frankfurt. Tausend Kilometer, die dazu dienen, nicht größenwahnsinnig zu werden. Hoffentlich hilft es für den Endspurt dieser Saison.“ Dem kann ich mich nur anschließen, in drei Tagen geht’s weiter – an einem Ort, der nicht gerade für Eiserne Auswärtssiege bekannt ist. Volle Kraft voraus, Eisern heißt dit!


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