Frank Nussbücker: Ranis erstes Union-Tor, da bezwingen wir sogar Eintracht Frankfurt

Union Berlin Sieg über Eintracht Frankfurt

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Es regnete in Strömen, als ich Sonntag-Vormittag das Haus verließ. Mein erstes Ziel: der Anleger an der Fennbrücke, von wo aus unsere Eiserne MS Viktoria von Simone Manns Eddyline-Flotte Punkt 11.00 Uhr gen Köpenick startete. War es das scheinbar schlechte Wetter, dass nicht allzu viele Eiserne den Weg dorthin fanden? Für mich wars eine Selbstverständlichkeit, die Reise nach Eisernland an Bord des Schwesterschiff unseres U-1966 anzutreten.

Kaum hatten wir abgelegt, kam die Sonne heraus, und wir ließen uns bis Köpenick den Spreewind um die Nasen wehen. Dank dieser entschleunigten Anreise fernab jedes Schienenersatzverkehrs blieb mir genügend Muße, mich aufs Kommende vorzubereiten. Wunderbar, dass Freund & Allesfahrer Christoph zusammen mit seiner Tochter und zwei weiteren Eisernen mit an Bord war. Neben mir an Deck stand Konstantin, ein Freund meines KaLeu – aus Frankfurt am Main! Wir nutzten die Zeit, einander über die Historie unserer Clubs auszutauschen.

An Deck der Viktoria herrscht immer bestes Wetter

Auch die Frankfurter waren mit 0:3 aus dem Europapo geflogen, allerdings eine Spielklasse höher und gegen den unangefochtenen Spitzenreiter der Seria A. Und dass uns die Hessen nach wie vor ordentlich wehtun können, hatten sie im Hinspiel deutlich unter Beweis gestellt. Einig waren wir uns vor allem darin, dass die anstehende Länderspielpause kein Wochenende zu früh daherkam. Unsere Fußballgötter wirkten für mich deutlich platt ob all der englischen Wochen, vor allem mental.

Mit an Bord, neben unserer nahezu komplett vertretenen U-Boot-Crew, Exil-Unioner Jan aus Flensburg mit seinen beiden Kindern. Die Große, mittlerweile 13, weiß zumindest, wie und wo sie mal ihr erstes Bier zischen wird: Mit Papa im Stadion – irgendwann! Beide Kinder tragen in der Schule stolz ihre Union-Klamotten. In bester Gesellschaft samt Wetter landeten wir in Köpenick an. Ein schnelles „Eisern!“ am Barkas-Ersatzfahrzeug, ab in den Block. Dort fehlten Kohorten-Chef Alfons und sämtliche Ludwigsfelder Steinis, doch Onkel Wolfgangs Sohn André kredenzte mir sofort einen Willkommens-Becher.

Sportlich fair rund um den Rasen

Zwischen André und mir stand ein langer Kerl – war es nicht erst gestern gewesen, da Onkel Wolfgang den da noch Kleenen auf seinen Schultern getragen und sich bei den hinter ihm Stehenden mit: „Wir müssen den Eisernen Nachwuchs fördern!“, entschuldigte? Keiner hatte gemeckert – und nun stand da ein jugendlicher Unioner neben mir, jeht doch! Wow, Timo und Jordy in der Startelf, der Käpten krank – beste Genesung! Noch vor der Hymne ein machtvolles: „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“

Während der Hymne vernahm ich ausm Gästeblock weder Trommeln, noch Gesänge, echte Fußballfans eben! Und natürlich bekam Frankfurts Christopher Lenz von uns das ihm gebührende „Fußballgott!“ um die Ohren. Dann begann der Fight: „Auswärtssieg!“, skandierte der Gästeblock, von uns erwidert mit: „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn!“ Becker gleich mal über rechts – schade, abgefangen. „Oh FC Union, wir wollen den Sieg!“

Frankfurter Druck

Sheraldo setzt sich erneut auf rechts durch, zieht ab, knapp vorbei! Dennoch: „Keiner wird es wagen, unsern FCU zu schlagen!“ Genau das wollte nun jedoch die Eintracht. Deren Superstürmer kommt vor unserm Kasten zum Kopfball – knapper als knapp rechts vorbei, begleitet von „Wir lieben Union, jawoll!“ In Minute 20 kommen auch wir mal zum Abschluss, gar nicht sooooo weit nebens Gehäuse. Doch es sind vor allem die Frankfurter, die für Gefahr sorgen.

Geflipper in unserem Strafraum, am Ende ein Frankfurter frei und allein vor unsrem Tor! Eine Glanztat unseres Torwarts Frederik Riis Rønnow bewahrt uns vor dem Rückstand. „In unserem Stadion, in der Hauptstadt“, singen wir unentwegt, feuern unsere Mannschaft an, und ich hoffe sehr, dass die Eisernen da unten aufm Rasen nicht mal ansatzweise so müde sind wie ich. Aber auch bei mir geht’s weiter, und Frederik hält uns kurz vor der Pause einmal mehr im Spiel.

 

 

Ein Tor wie Donnerhall

Ein Punkt gegen diesen kampfstarken Gegner hieß meine große Hoffnung vor dem Spiel. Nach dessen erster Hälfte hoffte ich noch immer – und unsere Mannschaft ging nun beherzt daran, diese Hoffnung zunichtezumachen: Untermalt von „Vorwärts, vorwärts, Fußballclub Union!“ (Ich kriegs noch immer nicht stetig hin, nach dem ersten Wort nicht „Frankfurt(Oder – oder so“ zu singen), Eckball Union! Gießelmann bringt den Ball vors Tor, genau dorthin, wo 4 Unioner ihn irgendwie berühren, bis sich Kapitän Rani erbarmt und ihn ins sofort wild tanzende Tornetz drischt!

Welch jubelnder Aufschrei auf Rasen und Rängen! Unsere Spieler begraben ihren Käpten unter sich, und auch wir wollen gar nicht mehr aufhören, einander abzuklatschen und zu umarmen. Wie gut tut doch so ein verdammtes Union-Tor, gerade nach diesen letzten englischen Wochen! Dass es tatsächlich Ranis erste Bude in unserem Dress ist und er sich damit als 15. Eiserner dieser Saison ins Poesiealbum einträgt, realisierte ich erst anderntags, kurz nach dem Aufstehen!

Abseits und dann doch – Unioner im Freudentaumel

War jetzt plötzlich doch viel mehr drin als der von mir so kühn ersehnte Punkt?! Ja, verdammt, denn unsere Mannschaft ackerte prompt weiter. Zuspiel auf Sherry, der plötzlich sehr viel Platz hat bei seinem Sprint Richtung Tor. Spitzer Winkel, Tunnel – und ja verdammt, drin ist der Ball! Wie geil war das denn!? „Dit gönn ick ihm sowatt von!!!“, brüllte mir André beim Abklatschen zu. „Ganz knapp abseits“, orakelte jedoch die Eiserne Lady rechts hinter mir – und sollte leider recht behalten.

Umgehender Frankfurter Gegenangriff – Rønnow! „Eisern Berlin!“ von den Rängen, danach „F-C-U-Fußballclub Union Berlin!“, absolut Rhythmus-sicher! Auch aufm Platz geht’s rund. Der hereingekommene Kevin Behrens erkämpft sich das Spielgerät und bewegt sich geradewegs so, als wolle er Sherrys verweigertes Tor nachstellen. Schon fightet sich auch er vor Frankfurts Gehäuse, zieht aus spitzem Winkel ab – und tunnelt doch tatsächlich den armen Gäste-Keeper!

Nie wollte ich woanders sein als hier

Der war noch irgendwie dran, aber nicht derart, dass er dem Ball das Überschreiten der Torlinie verwehren könnte. Nun endlich doch unsere geballte Freude über zwei Tore Vorsprung! „Keen Abseits“, beruhigt mich die Eiserne rechts hinter mir, ick könnt sie küssen! Nach Jubel und Würdigung von Treffer und Spielstand stimmen wir mit ausgestreckten Armen unseren Bundesliga-Song an. Apropos, da fällt mir doch glatt unser Lied über Vater, Mutter und Schwester ein, das wir in Minute 39 nach gefühlten Ewigkeiten mal wieder gesungen hatten.

Weiter geht’s, nicht ohne Frankfurter Gegenwehr. Doch was immer sie versuchten, der Kicker-Torwart des Spieltags hatte stets das beste Gegenargument parat. Und so ging dieser Spieltag, der für mich mit einer so wunderbaren Anreise begann, im befreienden Jubel über eine großartig kämpfende Union-Mannschaft zu Ende. Freund & Allesfahrer Christoph schrieb mir soeben: „Ich wage zu sagen, dass wir unseren Anteil an diesem Sieg hatten. Gestern hätte ich nirgendwo anders sein wollen, als auf diesem wunderschönen Fleckchen in Köpenick!“ Uns allen nun eine wunderbare Woche, Eisern heißt dit!


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