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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Gerade vom Prag-Trip mit meinen Mannschaftskollegen von U-1966 zurück, stand das Punktspiel beim VfL Wolfsburg an. War das mal wieder eines jener Spiele, in dem wir einen schwächelnden Gegner aufbauen würden? In jedem Fall ging es mal wieder gegen eine dieser stinkreichen West-BSGen, die trotz alledem in der Tabelle hinter uns stehen. Deren Chef- Unsympath fehlte Gelb-gesperrt, unsere Mannen hatten nach dem irren Ritt vom Donnerstag, bei dem sie dreimal einen Rückstand egalisierten, sicher schwere Beine, na und?!
Ich gönnte mir vor Anpfiff den Luxus, mit meinen Gedanken noch einmal nach Prag zurückzukehren. Es tut schon gut, wenn du im Ausland beim Thema Fußball ein anerkennendes Nicken erntest, wenn Du den Namen deines Vereins nennst. Und wenn Junggesellen-Abschied feiernde Münchner zu vorgerückter Stunde wie selbstverständlich mit dir in das „Eisern Union!“ einfallen, freue ich mich mit ihnen, dass sie auch mal kurz an dem teilhaben, was wir ein Leben lang tun. Nun aber los, das Spiel in der Stadt hinter dem Bahn-Haltepunkt!
Union ist müde? Denkste! Sheraldo Becker verursacht gleich mal einen „Fehlstart“, weil er beim Anstoß zu früh losrennt. Und Unsere bleiben am Drücker, auf dem Rasen wie auf den Rängen. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“, dicht gefolgt von unserem Bundesliga-Song. Aufm Platz kommt unser Tor-Michel in den ersten Minuten gleich zweimal zum Abschluss. Leider zieht er beide Male weit am Kasten vorbei – zum Haare-Raufen, zumindest für den Schützen.
Kurz drauf muss Rani derart klären, dass er den Gelben Karton sieht. Der Schiri will offenbar ein Zeichen setzen, müssen wir mit leben. Jetzt baut VW langsam auf, Diogo Leite stoppt deren nächsten Angriff, sauber Ball gespielt! Die erste Ecke haben wir. Josip Juranović tritt sie von links, kurz und flach. Der Ball kommt zu ihm zurück, doch seine Flanke findet ihren Abnehmer Robin Knoche nicht.
Der Rasen ist nach anhaltendem Nieselregen offenbar ordentlich seifig. Immer wieder geraten die Akteure ins Schlittern. BSG VW bleibt am Drücker, wir kassieren die nächste Gelbe, diesmal erwischts Morten Thorsby. Freistoß aus etwa 23 Metern, doch die beiden besten Schützen des Gegners sind nicht aufm Platz. Muss es Schütze 3 richten – und der knallt das Ding über die Mauer hinweg unhaltbar an die Querlatte. Warum sollen wir nicht auch mal Glück haben!
Kurz drauf sind sie schon wieder vor unserem Kasten. Schuss aus spitzem Winkel – Frederik Rønnow hat den Fuß dazwischen, kurz drauf pflückt er den Ball sicher aus der Luft. 2:2 nach Chancen, wobei die unseren klar die beiden Schwächeren waren, na und? Unsere Mannschaft zieht sich etwas zurück, irgendwann will VW einen Strafstoß haben, kriegen sie aber nicht, natürlich zurecht! Fehlpass VW, Becker auf Michel – schade!
Schon wieder Freistoß für die Haltepunkt-Städter, wieder Herr Latten-Kracher-Verursacher: Vier Mann bilden unsere, zwei die gegnerische Mauer. Schuss, Nachschuss, dann endlich hauen wir die Pille weg. Minute 28, es erklingt das „Eisern!“ „Union!“, aufm Platz dazu „eine Art Torschuss“, wie sich der Kommentator ausdrückt. Das Spiel tröpfelt so dahin, ich spüre deutlich die vergangenen 3 Tage mit meinen U-1966-Kameraden in Kopf und Bauch. Zwei Unioner am Boden, zum Glück geht’s für beide weiter.
Ich schleppe mich weiter durch die Partie – zum Glück war unsere Mannschaft nicht mit in Prag. Einwurf Union, der Ball kommt zu Doekhi. Danilo will durchstecken – schade, das wär’s vielleicht gewesen! Nachspielzeit gibt’s auch noch – und was ist das!? Ballverlust in unserer Hälfte, Fehlpass direkt in den Lauf eines Gegners! Der hat allen Platz der Welt, dribbelt auf unseren Keeper zu. Frederik kommt raus, macht sich groß uns größer, der VW-Mann zieht ab – nebens Tor, danke Keeper!
Ich bin schlagartig hellwach an Deck, wie direkt nach einer Eiswürfel-Dusche. Den nächsten gegnerischen Angriff klärt Knoche zur Ecke. Kurz drauf Schuss aus spitzem Winkel, VW lässt unser Außennetz zappeln. Dann endlich der Halbzeitpfiff. Freund Christoph schreibt mir aus dem Gästeblock: „Ganz gut bedient sind wir zur Halbzeit, wie mir scheint. 0:0 für uns, würde ich sagen.“ Ich widerspreche ihm mit keinem Wimpernschlag.
VW wirke „etwas besser und gefährlicher“ urteilt der Radio-Kommentator, und legt noch eins drauf: Sie seien auch „energetischer“, dolles Ding! Hälfte 2 eröffnen die Unseren mit zwei weiteren Abschlüssen, Dann wieder VW, über links, Parade unseres wackeren Schlussmanns! Zugegeben, das Ding eben war brenzliger als zuvor unsere beiden Halbchancen. Urs wechselt dreifach, Niko Kovač nur einmal. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir, und ist der Sieg auch noch so fern“, liefert der Gästeblock den Sound des Fußballs.
Angriff Union, Konter VW, beide folgenlos. Dann wieder wir, ein VW-Mann tritt Laïdouni im Strafraum weg, der Schiri zeigt umgehend auf den Punkt. Offenbar hat sich der VAR gemeldet, doch der Unparteiische bleibt dabei. Josip schnappt sich unterm Pfeifkonzert der Heim-Anhänger das Spielgerät. Er sieht nicht so aus, als ließe er sich von den Pfiffen beeindrucken, jawollja! Eiskalt verlädt er den wackeren Keeper und haut das Ding mittig zu unserem ersten Pflichtspiel-Tor an diesem Ort ins Netz!
Unsere Auswärtsfahrer jubeln, feiern mit der Mannschaft: „Union, Union, Union…!“ Weiter geht’s mit „He FC Union!“ und aufm Platz begleitet von 2 Gelben Karten, ‚jedes Team nur ein Kreuz, bitte!‘, muss ich unweigerlich an Monty Pythons „Das Leben des Brian“ denken. Freistoß VW, Missverständnis, und sie kommen dennoch zum Schuss – Rønnow! Sheraldo versucht mal wieder was, leider wird nichts draus. Das Spiel dauert nun nicht mehr sooooo lange, aber wo bleibt VWs Schluss-Offensive?
Ihr Trainer wechselt 4 auf einen Streich! Er tut es am Ende auch für alle über dieses Spiel berichtenden Sport-Journalisten. Natürlich nehmen sie Niko Kovač´ Vorlage dankend an, dass er mit seinen Wechseln das glücklichste aller Händchen bewiesen habe. Seien doch alle 4 neuen Spieler beteiligt gewesen an diesem elendig verdammten Kuller-Treffer, mit dem die Haltepunkt-Städter Ausgleich, Punkt und überhaupt einen dankbaren Anlass zum Feiern fanden.
Dieses Ding hat alles Zeug zum Kacktor des Monats. Durch alle Beine außer das des unhaltbar abfälschenden VW-Manns hindurch gelangt der Ball ins Netz – gönnen wir ihnen die Freude. Viel mehr passierte nicht mehr in Haltepunkt-Town. Unser Mantra erklang, und unsere Mannschaft erkämpfte einen weiteren Punkt gegen die „energetischeren“ BSG-Kicker. Vielleicht wäre ein Sieg dann doch ein bisschen des Guten zu viel gewesen? Lassen wir den Ärger am Haltepunkt und atmen in Ruhe durch, am Donnerstag geht’s weiter. Eisern heißt dit, Eisern Union!
Wer: Laurenz Dehl (23)
Wann:12.12.2024