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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Ich danke denen, die sich am Donnerstag im Berliner Olympiastadion den gewaltsuchenden Arschgeigen entgegenstellten. Nun also das Auswärtsspiel gegen die starken Mainzer. Mit ganzen 3 Gegentoren die beste Abwehr der Bundesliga – und ich weiß noch sehr gut, wie quälend sich letzte Saison unsere Niederlage in der Karnevalsstadt anfühlte. Und haben sie nicht schon wieder die ihrem rheinischen Brauchtum geschuldeten Trikots an? Egal, da müssen wir jetzt durch!
Wie so oft legt Union turbulent los: 1. Minute, Max Kruse vorm gegnerischen Tor samt Abschluss! Schade, aber immerhin. Kurz darauf schon wieder wir: Freistoß Gießelmann, leider nichts, dafür Konter der Mainzer mit Ex-Unioner Marcus Ingvartsen. Julian Ryerson klärt, Einwurf Mainz samt nächstem Angriff, aber Andi Luthe schnappt sich den Ball. Freistoß Kruse – abgewehrt, genau wie der folgende Angriff der Mainzer, schnell über rechts.
Wir kommen nicht durch, die Mainzer eben so wenig. Offenbar haben alle mächtig Respekt vorm Gegner, will sich niemand die Blöße des ersten kapitalen Fehlers leisten. Kommt doch mal ein Ball Richtung Tor, zeichnen sich dessen Wächter aus. Freistoß Union aus 40 Metern: Max sieht, der Keeper ist weit vorm Kasten – schade, der Ball streicht vorbei. Kurz drauf erobert Mainz die Kugel, sucht Ex-Unioner Ingvartsen den Abschluss – zum Glück ohne Erfolg, genau wie kurz darauf der Ex-Mainzer Awoniyi.
Kurz drauf schon wieder Taiwo im gegnerischen Strafraum. Er gewinnt den Zweikampf mit einem Mainzer, welcher unglücklich zu Boden fällt – erster Wechsel beim FSV! Deren Anhang zeigt imposante Gesänge, auch unsere Auswärtsfahrer sind zu hören. Aufm Rasen wieder Union: Genki auf Ryerson – Mainz köpft den Ball aus dem Sechzehner. Union bleibt am Drücker, Kruse auf Awoniyi, doch der verpasst den Ball – erste Großchance Union durch unser wirbelndes Sturmduo!
Einige Minuten später Angriff Mainz, wieder Ingvartsen, sie nähern sich unserem Tor! Zwischen diesen wenigen Abschlüssen viel Mittelfeld, jede Menge Respekt. Unsere waren das bessere Team, doch Mainz kommt auf. Und dann passiert er, dieser erste folgenschwere Fehler: Wir erobern den Ball in der eigenen Hälfte, verlieren ihn im Mittelfeld, an den eingewechselten Bundesliga-Debütanten! Schneller Pass in die Spitze, halblinks vors Tor, weitergeleitet auf den zentral völlig freien Marcus Ingvartsen – Innenpfosten, drin ist der Ball, Mist verdammter!
Und sie greifen weiter an, diesmal über rechts – Marvins Rücken sorgt für den Eckball, lieber das als Schlimmeres! Nee, jetzt kein 2:0! Die Ecke bringt den Hausherren nichts, aber sie kommen schon wieder, über die Mitte, Andi Luthe packt zu! Unsere über links, Eckball … am Ende ein Kopfball ohne Maschentanz. Die nächste Ecke wandelt sich zu einem Mainzer Konter, von Genki durch Foul gestoppt, gelbe Karte Union, Pause!
Haben sie uns jetzt den Schneid abgekauft? Niemals, denke ich, doch sie kombinieren sich schon wieder vor unser Tor – diesmal ohne Erfolg. Los, Union, schreits in mir, Einwurf Prömel auf Khedira im gegnerischen Strafraum – nichts. Kurz drauf erobert Max das Spielgerät, will in die Spitze spielen, aber Taiwo ist gedeckt. Genki im Strafraum auf Ryerson, der kommt zweimal zum Schuss, beide abgeblockt. Noch immer Union am Ball – dritter Schuss von Max, ebenfalls glücklos.
Unsere drängen weiter auf den Ausgleich, Ryerson auf Awoniyi, doch Keeper Zentner wirft sich, furchtlos wie eins Potti, inmitten des Kampfgetümmels auf den Ball. Dem folgen auf beiden Seiten je ein abgewehrter Angriff. Union drückt weiter, der Mainzer Trainer feuert seine Mannschaft an, sie sollen sich nicht hinten reindrängen lassen. Wir sammeln Ballbesitz, die Mainzer lauern auf unseren nächsten Fehler.
Union stürmt, Kruse auf Awoniyi – dessen Schuss erbarmungslos knapp am rechten Pfosten vorbeistreicht. Schon wieder kriegt Max den Ball in guter Position, schießt, wieder knapp vorbei. Union bestimmt das Spiel, aber was nützt das am Ende? Erneuter Ballverlust im Mittelfeld, Mainz kontert, Luthes Fingerspitzen verhindern schlimmeres. Dann will Kruse durchstecken – ein geniales Anspiel, wäre der Ball durchgekommen. Doch Mainz ist auf dem Posten.
Und was passiert, wenn du vorn deine Chancen nicht nutzt … – hattest auch Du jetzt diesen Fluch im Hinterkopf? Gelb für Knoche, Freistoß Mainz nahe unserem Sechzehner – Ingvartsen schießt übers Tor. Im Netz der bissige Kommentar eines Unioners: Marcus Ingvartsen solle unserem Verein zeigen, wie falsch es war, ihn auszuleihen und dafür diesen Awoniyi zu verpflichten. Der bringe ja nachweislich nichts! Aus meiner Sicht schon vor Minute 70 eine hohle Behauptung, doch Taiwo selbst sorgte dafür, dass jener Post kurz danach verschwand.
Mainz verliert den Ball in unserer Hälfte, Umschaltspiel, Angriff Union: Weiter Pass auf Max, der steckt nach vorn durch zu Taiwo. Der wuchtige Nigerianer nimmt dankend an, tankt sich vors Tor, schüttelt seinen Gegenspieler ab, schießt gnadenlos in die Maschen – 1:1! „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin!“, wie es unsere Auswärtsfahrer so treffend ausdrücken.
„FSV!“, skandieren die Heimfans. Mainz greift an, Hand, Freistoß Union! Kurz drauf bringen unsere den Ball wieder blitzschnell nach vorn: Kruse köpft zu Awoniyi, der von weit rechts aus abzieht, vorbei am Keeper, die Maschen tanzen zu unserer Führung, unserer Freude! Kurze Schrecksekunde: Überprüfung des Treffers … nix da, das Ding zählt! Spiel gedreht, was für eine Mannschaft! „Oh Köpenick, du bist wunderschön!“ – wie recht sie haben!
Doch wir haben erst Minute 73, nur eine Minute weniger zu spielen als dereinst im Oly nach Tusches Führungstor im Derby. Und Mainz kommt! Taktisches Foul Khedira? Er erntet nur eine Verwarnung. Doppelwechsel Mainz, Ecke – „Luthe“-Rufe aus dem Unionblock, kurzes Aufatmen. Warum wechselt Urs nicht?, frage ich mich wenige Sekunden vor dem Doppelwechsel unseres Fußball-Lehrers. Taiwo und Max dürfen gehen, und Mainzer Deppen dürfen zeigen, was sie draufhaben.
„Kruse du Arschloch“ klingt fast liebevoll nach den weit unterirdischeren Schmähungen schwarzgekleideter Volltrottel eines Münchner Drittligaclubs. Die ihm zugedachten Bierduschen kontert Max lächelnd mit rausgestreckter Zunge. Spätestens hier blieb Fußballgott keine andere Chance, als uns diesen Auswärtssieg erfolgreich erkämpfen zu lassen. Was die Mainzer auch versuchten, rien ne va plus! Weitaus mehr Anstand als alle Kasperköppe mit Tatterich beweisen die Torschützen dieses Spiels. Weder Marcus, noch Taiwo bejubelten ihre Treffer gegen den Ex-Club. 12 Punkte für Union, Eisern heißt dit!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024