Frank Nussbücker: Nun also doch! - Union bleibt eklik und besiegt Mainz 05

Union Berlin schlägt Mainz 05

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Nun also begann die Rückrunde, ganze vier Tage nach der trostlosen Heimniederlage gegen den FC Augsburg – mit einem weiteren Heimspiel! Diesmal stand uns der kampf- wie gerade äußerst formstarke 1. FSV Mainz 05 ins Haus, und ich lag, von einem nicht-eisernen Virus niedergestreckt, daheim im Bett. Hätte ich mir das Ding am Mittwoch AdAF eingefangen, passte das „bestens“ zu unserer gegenwärtigen Lage, aber Schluss mit dem Gejammer!

Unsere bis vor einigen Wochen gute Dreier-Innenverteidigung war nun allein schon durch Kevin Vogts Verletzung auseinandergerissen. So traurig das ist, ließ es zumindest für heute die Abwehrketten-Diskussion halbwegs verstummen, so meine Hoffnung. Wie auch immer, ich war bereit für ein Wunder von Köpenick. Bereits einen Punkt würde ich furchtsamer Mensch wie einen Sieg feiern – so zumindest meine Gedanken vor dem Anpfiff.

In Minute 1 schlägts ein!

Immerhin meine Dauerkarte war dank eines Eisernen Freunds aus den Reihen der Oranienburger Caritas-Unioner mit im Stadion, dazu all meine Hoffnungen und Wünsche. Vorne sollte heute eine Doppelspitze für Gefahr sorgen. Das habe Steffen Baumgart auf der PK angekündigt, sagte der Radioreporter. Ich fand es dereinst sehr verständlich, dass Urs Fischer vor Anpfiff so gut wie nie derartige Informationen preisgab. Und tatsächlich agierten wir heute hinten mit drei Innenverteidigern und quasi zwei Weiteren Defensiven rechts und links!

Sechs neue Spieler in der Startelf, Doekhi mit der Kapitänsbinde – und auf der Gegenseite ein von vielen von uns ungeliebter Spieler in eben dieser Funktion. Nun aber los: langer Ball auf Jordan, Mainz klärt. Kurz darauf aber verlieren sie das Spielgerät, Hollerbach schnappt sich das Ding, bricht durch – und ja verdammt, durch die Beine des gegnerischen Torhüters bringt er das Tornetz in Wallung, wir führen in Minute 1! Wie lange bitte schön ist das her, nun heißt es schreien, tanzen, feiern!

Fußballgott, es reicht!

Nach der gebührenden unplugged-Zeremonie stimmen die Unioner auf den Rängen unseren Bundesliga-Song an. Die auf dem Rasen greifen gleich nochmal an, diesmal ohne Erfolg. Dann bekommt Mainz einen Freistoß, getreten von unserem Nicht-Freund. Pfiffe hab ich zumindest am Radio noch keine vernommen, wenn er am Ball war. Der fliegt in den Sechzehner, wo Aljoscha Kemlein leider mehr die Fußsohle eines Mainzers statt das Spielgerät trifft. Der Schiri zeigt auf den Punkt. Der von uns Ungeliebte läuft an, zieht ab, versenkt das Ding in unserem Tor, um anschließend neckisch die Waldseite zu grüßen.

Wie dumm kann ein Spiel laufen, und was ist wohl noch blöder? Wenn auf diese oder vergleichbare Art etliche Spiele in Serie laufen! 5 Minuten sind von der Uhr, und es steht 1:1 – Fußballgott, es reicht! Unsere Mannschaft indes bleibt am Drücker: Freistoß nach Foul an Hollerbach. Das wäre die passendste aller irgend passenden Antworten – und was geschieht? Zweimal Abschluss, mindestens einmal durch Jordan, und beide Male ist der Ball eigentlich drin! Doch der Keeper packt mindestens eine „Mörderparade“ (O-Ton Radiokommentator) aus, und auch der Nachschuss aus 2. Reihe geht nicht rein.

 

 

Lautes Pfeifen im Wald

Alles klar, uns bleibt die Kacke am Schuh haften, und wir geben jetzt mal alle schön auf, wa? „Aber nicht mit Unionern auf Rasen und Rängen!“, so meine unbeirrbare Hoffnung, völlig entgegen der altbewährten Phrase: „Machste ihn vorne nicht rein, …!“ Schon greift Mainz an – und köpft über unser Tor. Dann stürmen wieder Unsere, bevor mir der Atem stockt: Wir verlieren den Ball im eigenen Sechzehner, ein Gegner frei vor unserem Tor – und schießt knapp vorbei!

„Eisern!“ „Union!“, erschallt es von den Rängen, wir greifen an – und Kemleins Schuss lässt das Netz vorm Gästeblock erzittern. „Wir singen Rot, wir singen Weiß!“, heißt es nun, und laustarkes Pfeifen ertönt, sobald der Ungeliebte am Ball ist. Das schreibt der Kommentator dessen speziellem Jubel nach seinem Strafstoßtor zu, doch ich denke, dafür gibt es mindestens noch einen Grund. Mainz steht jetzt sehr hoch, und alle Spieler finden blitzschnell den Weg in unsere Hälfte.

Knallharte Antwort vom Punkt

Unsere Mannschaft erobert den Ball und stürmt Richtung Mainzer Tor. Über Jordan kommt der Ball zu Hollerbach, den ein Gegenspieler kurzerhand im Strafraum umsenst – klarer Strafstoß, diesmal für uns! Robert Skov übernimmt die Verantwortung: kurzer Anlauf, gefolgt von einem knallharten Schuss. Der Torwart hechtet wie vorhin Alexander Schwolow in die richtige Ecke, hat aber wie dieser keine Chance! Wir führen erneut, das Stadion tobt, wie wunderbar belohnte sich unsere Mannschaft fürs Eiserne Dranbleiben!

 

 

Jordan wird taktisch gefoult, Gelber Karton für Mainz! Kurz drauf befindet die Fußspitze unseres Angreifers im Abseits, bevor Mainz unser Tor beschießt. „Man hat mir gesagt, es gibt noch mehr als Union …“ Scharfer Schuss des Ungemochten, doch Querfeld hat seinen Schädel in der Flugbahn. Als nächsten räumen sie András ab, nächste Gelbe Karte. Drei Unioner stehen beim fälligen Freistoß am Ball. Skov schießt in die Mauer, den zweiten Nachschuss haut Leite knapp neben den Kasten, war ohnehin Abseits.

Fast die Vorentscheidung

„Wir lieben Union, jawoll!“, heißt es endlich mal wieder von den Rängen – und endlich wieder zeigt sich unsere Mannschaft derart „eklik“ wie sich das für den 1. FCU gehört. Unsere Druckphase hält an. „Oh bittebitte, haut noch eins rein!“, flehe ich meinen Laptop an. Schon erklingt das Mantra, dazu gibt’s aufm Platz auf jeder Seite ein paar Fehlpässe und eine Fast-Chance für Union. Dann ist Pause und wir führen, wie wunderbar ist das bitte schön!

Nach Wiederanpfiff ein paar Mainzer Angriffs-Bemühungen, dann sind sie erneut frei vor unserem Tor – vorbei! So langsam fasse ich auch wieder zaghaftes Zutrauen zum ollen Fußballgott. Union lässt nicht nach, gewinnt Zweikämpfe, zum Beispiel durch den vielgescholtenen Jordan. Der passt auf Schäfer, welcher das Spielgerät via Fallrückzieher zu Hollerbach schickt. Holle überlupft den Mainzer Tormann, doch ein Verteidiger kratz die Pille gerade noch von der Torlinie!

Einfach nur glücklich – muss ja auch mal sein!

Damit verhindert er nicht nur unseren Jubel, sondern auch einen VAR-Einsatz. Der Linienrichter hatte unserem Schützen eine fragwürdige Abseitsstellung attestiert. Das Spiel ist nun deutlich ruhiger als in Hälfte 1, ich habe vorerst nichts dagegen. Mitten im „Vorwärts, vorwärts“-Gesang der Unioner fordern ein paar Mainzer einen weiteren Elfmeter, doch der Schiri verneint vehement. Auf beiden Seiten häufen sich die Fehlpässe, der Ungemochte lässt einen Frustschubser gucken – „Hier regiert der FCU!“

Es bleibt dabei: Hier und jetzt ließ sich unsere 1. Herren den verdienten Sieg nicht mehr vom Fuß nehmen. Nachdem Baumi das 1:0 lediglich mit einem Schluck Wasser feierte, die Linie rauf und runter rannte, in der halben Hocke oder der klassischen Torwarthaltung des gespannten Ausruhens verharrte, lässt mit dem Schlusspfiff auch er seinem unbändigen Jubel freien Lauf. Und allen Verwissenschaftlichungen unseres Sports zum Trotz befindet Freund Christoph: „Das Runde muss ins Eckige! Das hat gestern erstmals unter Baumgart geklappt. Mehr brauche ich zu meinem Glück nicht.“ Geht mir ebenso, Eisern heißt dit!


Werbung