Frank Nussbücker: Saisonfinale mit Menschen – Union Berlin schlägt Dosen & stürmt Europa

1. FC Union Berlin feiert Sieg über RB Leipzig

Bildquelle: Steve Watkins [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Nun also das letzte Spiel der Saison – und obendrein ein echtes Finale! Es sind Menschen im Stadion! Nur 2.000, aber echte Menschen, das heißt: Die Gesänge kommen nicht mehr nur aus dem Wald, sondern auch, wie es sich gehört, von den Rängen! Zugegeben, es liegt etliche Jahre zurück, dass sich zu einem Spiel unserer 1. Herrenmannschaft nur 2.000 Unioner Am Stadion An der Alten Försterei einfanden, aber auch die entfachten dereinst mitunter mehr Ballett als anderswo einige Tausend mehr.

Nein, wir sind noch lange nicht zurück in der Normalität, und wer weiß, wie diese denn mal aussehen wird. Ich juble über jede einschlägige Kneipe, die dann noch lebt! Aber es ist ein Anfang, und ich freue mich für jeden, der gestern für uns im Stadion war. Ich kenne einige von ihnen – und ich sage bislang bei jeder und jedem Einzelnen: Es sind die Richtigen. Unioner nämlich, die sich mit Freude und Leidenschaft heiser brüllen!

Die Dose ist schlagbar

Der nächste Hammer ist, dass es an diesem letzten Spieltag tatsächlich um was ging für unsere Mannschaft. Nee, nicht der Abstieg war zu verhindern, sondern vielleicht sogar die Teilnahme an einem wie auch immer heißenden europäischen Pokalwettbewerb zu sichern. Keine Ahnung, ob das am Ende gut ist oder nicht, aber ich ging doch stets mit der Hoffnung in ein Union-Spiel, dass unsere Fußballgötter das Ding gewinnen!

Und das taten sie schon einmal gegen diese Promotion eines österreichischen Unternehmers. Niemals vergesse ich den 21. September 2014, als das Konstrukt zum ersten Mal in unserem Wohnzimmer gastierte. Als es zunächst 15 Minuten lang still war auf den Rängen, weil einzig die um Leipzig wohnenden Claqueure für Stimmung sorgten – mit ihren, im Gegensatz zum Firmenetat des Dosenkonzern, äußerst beschränkten Mitteln.

Gemeinsam heiser für Union

Führung Union, Ausgleich, Eiserner Siegtreffer – was für ein Spielverlauf! Ich sehe es noch vor mir, wie ein langhaariger Dosenballer in unseren Rasen biss, weil ihm der Schiri partout keinen Elfer schenken wollte. Der Unparteiische hatte die Schwalbe eines anderen Dosi sogar mit Gelb belohnt. Zusammen mit der Mannschaft feierten wir diesen allzeit unvergessenen Sieg. Zugegeben, es blieb der einzige gegen das Konstrukt. Neben einem Unentschieden setzte es 5 Niederlagen gegen die da.

Mit einem 0:4 daheim endete unser allererstes Bundeligaspiel, nach dem uns nicht nur Union fernstehende Experten lediglich einen kurzen Spätsommer in dieser Liga prophezeiten. Nun also das letzte Spiel vor unserer dritten Bundesliga-Saison am Stück! Neben den 2.000 Eisernen im Stadion, die zudem die von uns scheidenden Spieler würdig verabschieden, verfolgen etliche von uns an Bord der beiden Eddyline-Schiffe von Kapitän Simone Mann das Spiel.

 

 

Auf der Spree um die Welt

Wieder andere fiebern am Fernseher mit, einer von uns 9.623 Kilometer südlich von Köpenick in Lategansvlei. Ich bin sicher, auch die von uns, die dem Fernsehfußball so gar nichts abgewinnen können, spüren, dass da Union spielt. Ich hatte mich entschlossen, das Spiel zusammen mit einigen Freunden an Bord der Viktoria zu verfolgen. Das Flaggschiff unserer Eisernen Reederei erschien mir als DER ideale Ort, dieses letzte Spiel mit Eisernen Freunden zu erleben.

Was für eine Aufregung: Wie geht das mit den Tests? Wer bescheinigt, dass wir bezüglich des Virus negativ aufgestellt sind? Alles wird gelöst – und los ging’s. Eine ausgewachsene Polizeitruppe kontrollierte noch unser Tun, die Beamten waren offensichtlich überrascht, dass hier einfach nur Unioner dabei waren, zusammen eine Tour zu unternehmen. Endlich war alles klar, wir an Bord unserer geliebten Viktoria von Eddyline, in Erwartung des letzten Spiels der Saison.

Die Welt schwimmt an uns vorbei

Unsere Fußballgötter drängen gegen das gegnerische Tor – und Gladbach führt gegen Bremen. Unsere Mannschaft greift munter an, lautstark unterstützt von den Rängen, wie sich das für ein echtes Fußballstadion gehört. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken“, übernehmen wir den Gesang aus unserem Stadion. Nach endlosen Minuten der erste Torschuss, durch Union, wow! Schade nur, der Ball ist nicht drin! Dann kommen auch die Dosen gefährlich vor unser Tor, zum Glück daneben.

Während ich pullern gehe, passiert das, was eigentlich nicht passieren darf: Die Dosen gehen in Führung. Mist verdammter, lasst uns weiterackern! Dank der unerwartet vielen Biere im Kreise eiserner Freunde gerät mir das Spiel dann doch ein wenig aus dem Fokus – und doch, wir bleiben dran an Bord der Eddyline, während draußen vor den Fenstern Berlin an uns vorbeirollt.

 

 

Ein Tor wie gemalt

Die Unioner ackern, machen, tun, und irgendwie geht es weiter. Wir singen unbeirrt allen Spielgeschehens vom „Europa-Pokal-Europa-Po“, freuen uns unseres Lebens und sehen, wie unsere Mannschaft aufm Platz weiter ackert, was das Zeug hält. Ja verdammt, sie schaffen das 1:1, mehr als verdient! Es ist mir völlig egal, dass Gladbach mittlerweile sicher führt, Union soll nicht verlieren gegen diese Promo-Abteilung, das allein zählt!

Ich habe lange nicht mehr derart trunken einem Fußballspiel beigewohnt. Dafür liebe ich diesen Sport, dafür verfolge ich die Spiele meines Vereins Am liebsten im Stadion! Es ist geradezu zwangsläufig, dann unsere Mannschaft das Spiel an sich reißt. Andi Luthe, der beim 0:1 nicht gerade glücklich aussah, haut jetzt alles raus, was geht, und schließlich ist es an Max Kruse, den vielleicht besten Eisernen Angriff mit dem so irre verdienten Führungstreffer zu krönen.

„Hart sind die Zeiten, und hart ist das Team!“

Union schafft aus eigener Kraft den Sprung in irgendeine Europa-Liga, und wir erlebten einen letzten Spieltag, an dem wir so gar nichts mehr mit dem Klassenerhalt zu tun hatten! Die Sonne lacht über unserer Stadt, und ich bin einfach nur glücklich über eine weitere erfolgreiche Saison unserer 1. Herrenmannschaft. Eisern Union!, rufe ich in den Himmel über Berlin. Mein Freund Jan, der das Spiel im Stadion verfolgte, ist völlig heiser. Wir bleiben am Ball!

Hart sind die Zeiten, und so manche von uns haben arg zu kämpfen, ums körperliche und/oder finanzielle Überleben. Viele kämpfen einfach nur darum, NICHT aufzugeben und sind vielleicht fast am Ende mit ihrer Kraft, aller Hoffnung. Bitte guck Dich um, und siehst Du einen Menschen, der nicht weiter weiß, dann hilf ihm auf. Wir sehen uns, morgen, nächste Saison, wann und wo auch immer. Eisern Union! Und willst Du Kahn fahren – geh zu Eddyline, Eisern heißt dit!


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