In eigener Sache: Klare Kante gegen Rassismus, Diffamierung & Intoleranz

Bericht gegen Rassismus

Bildquelle: Andreas Schwarzkopf [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Heute schreibe ich nicht nur als Seitenbetreiber von Eiserne-Unioner.de, sondern als Vereinsmitglied, Union-Fan, Familienvater und vor allem als Mensch! Das gestrige Spiel gegen den 1. FC Köln endete aus Sicht unseres Klubs hervorragend. Mit 2:1 siegte der 1. FC Union Berlin auswärts gegen Köln! Wir dürfen mit dem Ergebnis zufrieden sein, doch abseits des Platzes, kam es gestern Abend zu einer unschönen, nein zu einer ekelhaften Szenerie, die ich nicht unbemerkt lassen möchte.

Wie Ihr wisst führen wir nicht nur unser Magazin, an dem auch Frank „Nussi“ Nussbücker mit seiner Kolumne mitarbeitet, sondern wir sind ebenso auf Facebook mit unserer Seite und mit unserer Facebook-Gruppe präsent.

Viele Menschen – zahlreiche Meinungen

Hier tummeln sich mittlerweile mehr als 2.500 Unioner, Sympathisanten und Anhänger unseres Vereins. Wo viele Menschen zusammenkommen, herrschen auch die unterschiedlichsten Meinungen, Charaktere und Ansichten. Dabei spielt es kaum eine Rolle, um was es geht. Meinungen, verschiedenster Couleur sind immer willkommen, wobei wir die Regeln für unsere Internetauftritte bestimmen.

Ohne Regeln geht es nicht. Dazu gehört es für mich, dass die Werte des Vereins respektiert werden. Das fängt beim Umgang unter Unionern an und endet dort, wo Toleranz, der Kampf gegen Rassismus und respektvolles Miteinander eine Rolle spielt.

Kein Platz für Rassismus

Bis hier hin sollten wir sicherlich alle einer Meinung sein, dass wir Rassismus in unseren Reihen, aber auch überall dort, wo diese Seuche auftritt, nicht tatenlos akzeptieren können. Aus diesem Grund lasse ich offensichtlich rechtsgesinnte Personen nicht in unsere Gruppe von „Eiserne Unioner“.

Man kann jedoch den Leuten nur vor dem Kopf schauen. Was der Einzelne jedoch tatsächlich für ein Gedankengut hegt, wird erst in Gesprächen oder auch in Auseinandersetzungen bekannt. So im aktuellen Fall, der sich am gestrigen Abend mit einem ehemaligen Mitglied unserer Gruppe zugetragen hat.

Bedrohung und rassistische Äußerungen auf Facebook

Schon im Vorfeld durfte ich mir Sticheleien, verursachten Ärger, das Nichteinhalten von Gruppenregeln des besagten Mitglieds zumuten. Mehrfach gab ich ihm die Chance, sein Verhalten zu überdenken. Es nützte nichts, also wurde er aus der Gruppe bei Facebook entfernt. Dies habe ich ihm auch per privater Nachricht erläutert, was ihn nicht davon abhielte, immer und immer wieder eine Beitrittsanfrage zu stellen, die meine Moderatorin als auch ich ablehnte.

Was war die Folge? Eine äußerst rassistische Nachricht an mich. Der genaue Wortlaut:

„Wenn ich Dich mal irgendwo treffen sollte, dann gnade Dir Gott, Du widerlicher Parasit!!! Mir in meinem Land so blöd zu kommen (was auch immer Du geschrieben hast), ist ein absolutes NO GO, Du Möchtegern-Deutscher! (habe mich von Vorneherein gefragt, warum Du Dir so einen albernen Mädchen-Namen gibst, aber anscheinend heißen Pollacken so...) Also PASS BLOß auf!!!“

Solche Aussagen gehen nicht und hier zeige ich klare Kante. Ein Antworten, selbst wenn ich gewollt hätte, wäre nicht mehr möglich gewesen, da „Jens Andres“ (so nennt er sich bei Facebook - sein vermutlich vollständiger Name liegt mir vor ) mein privates Profil blockte.

Mitleid ist nicht gewollt

Die Überlegung, wie ich im ersten Moment mit dieser Ansage umzugehen habe, brodelte in mir. Gehe ich damit raus oder bleibe ich mit dieser ekelhaften Nachricht hinter dem Berg? Ich entschied mich, auch nach gutem Zuspruch meiner Frau, für die erste Variante. In diversen Union-Gruppen, in denen er und ich Mitglied sind, habe ich die private Nachricht veröffentlicht und mich aus der Deckung gewagt.

Dabei ging es zu keinem Zeitpunkt darum, mich zu profilieren, Mitleid zu erhaschen oder über den Kopf gestreichelt zu werden. Ziel war und ist es, hier ganz klar ein Zeichen zu setzen, dass eine Grenze überschritten wurde. Bisher sind die Reaktionen aus der Union-Familie überwältigend!

Union Berlin ins Boot holen

Aufmunternde Nachrichten erreichten mich, ebenso wie zum Ausdruck gebrachte Unverständnis gegenüber „Jens Andreas“ und ermutigende Nachrichten, in denen dazu geraten wurde, dagegen vorzugehen. Ich bin ehrlich gesagt geschockt und auch wenn man oftmals denkt, dass Hunde, die bellen nur selten beißen, so weiß man nicht, was auf einen zukäme, wenn derjenige einen irgendwann im Stadion, in der Einkaufspassage oder gar an der eigenen Haustür träfe.

Nachdem ich die Nacht kaum Schlaf fand, reifte der Entschluss, ihn anzuzeigen und mich rechtlich von meinem Rechtsbeistand beraten zu lassen. Der Anruf beim Verein sorgte im Sekretariat für Entsetzen. Man würde der Sache nachgehen und in Kontakt bleiben.

Rassismus kennt keine Grenzen

Ebenso sorgten die Schilderungen auch bei meinem Rechtsbeistand für Fassungslosigkeit. Hier ist also noch nicht das letzte Wort gesprochen. Wie ich schon auf Facebook schrieb, lasse ich mich nicht zum mundtoten Opfer degradieren. Mein ganzes Leben habe ich immer wieder mit Rassismus zu kämpfen. Meine Hautfarbe gibt anderen Menschen nicht das Recht, mich zu diffamieren, mich und meine Familie zu bedrohen und mich auf das Übelste zu beschimpfen.

Ich habe so etwas im Union-Umfeld bis jetzt zum Glück nicht erlebt. Und ich möchte so etwas auch nie wieder erleben. Ich bin Unioner und vor allem bin ich ein Mensch, mit dem man reden kann, wenn man sich uneins ist. Rassismus kann überall stattfinden. Auf dem Platz, auf den Rängen, in der Tram, im Bus, am Bahnhof – Rassismus kennt keine Grenzen! Den Kampf gegen Rassismus sollte jeder einzelne für sich in Betracht ziehen.

Täter ist selbst Vereinsmitglied

Erschreckend ist, dass „Jens Andreas“ wohl selbst Vereinsmitglied beim 1. FC Union Berlin ist. Verhält man sich so als Unioner? Geht man sich so dermaßen an, dass mein Gegenüber sich gekränkt fühlt, vielleicht sogar Angst um Leib und Wohl haben muss? DAS IST NICHT DAS, WAS UNION BERLIN BZW. SEINE MITGLIEDER AUSMACHT. Zum Glück ist der Großteil anders gestrickt.

Um die Sache fortzuführen habe ich mir die Vereinssatzung genauer angeschaut und hier ist folgender Punkt geregelt:

Unter §8 Punkt 3 wird Folgendes geregelt: „Streitigkeiten zwischen Mitgliedern, die den Verein betreffen, sowie solche zwischen Mitgliedern und Organen des Vereins sollen möglichst vereinsintern geregelt werden. Deshalb ist jedes Mitglied verpflichtet, im Falle eines Streites, den es durch staatliche Instanz klären lassen will, vorher den Ehrenrat anzurufen, um durch diesen eine Regelung und Beilegung des Streites herbeiführen zu lassen. Erst wenn eine Regelung und Beilegung des Streites durch den Ehrenrat nicht gelingt oder die Anrufung des Ehrenrates scheitert, darf der ordentliche Rechtsweg bestritten werden. Hiervon unberührt bleibt der ordentliche Rechtsweg bei einer Auseinandersetzung, die eine Straftat zum Gegenstand hat wie auch bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten.“

Mitgliedsausschluss ist möglich – Satzung regelt Sanktionen

Da ich den Vorfall dem Verein gemeldet habe, bin ich gespannt, ob es zu einer Einladung zur Streitschlichtung kommt. Unbekannt ist mir, ob dieser Satzungspunkt in der Vergangenheit umgesetzt wurde. Für mich jedenfalls eine Möglichkeit, um mit dem Täter an einem Tisch zu sitzen, wo er eventuell sein Verhalten erläutern könnte. Ob uns diese Möglichkeit eingeräumt wird, bleibt abzuwarten. Vorbringen werde ich dies auf jeden Fall.

Interessant ist auch §10, in dem es unter Punkt 3 heißt: „Der Ausschluss eines Mitglieds erfolgt durch Beschluss des Präsidiums. Der Ausschluss kann erfolgen, wenn ein Mitglied grob gegen die Satzung, Beschlüsse und Anordnungen des Präsidiums oder seiner Beauftragten oder die Interessen des Vereins verstoßen hat. Der Betroffene hat vor der Entscheidung Anspruch auf rechtliches Gehör; ihm ist Gelegenheit zu einer Stellungnahme (Anhörung) zu geben.“

Dirk Zingler zeigt Kante

Im Umkehrschluss würde dies aus meiner Sicht bedeuten, dass „Jens Andreas“ nach seinen rassistischen Entgleisungen die Mitgliedschaft bei Union Berlin verlieren müsste. Auch in diesem Punkt wünsche ich mir eine klare Stellungnahme des Vereins, sobald man in den Dialog hinübergeht. In diesem Fall ist allerdings nicht von einer Streitigkeit die Rede, sondern es steht ein Straftatbestand im Raum, der geahndet werden sollte.

Für mich gibt es da auch keinen Handlungsspielraum. Allein schon nicht, wenn man sich Dirk Zinglers Aussage beim „rbb“ in der Sendung „Talk aus Berlin“ vom 22. August 2019 anschaut: „Ich lasse Parteipolitik, Rassismus und Diskriminierung in meinem Umfeld nicht zu. Überall wo Union ist, darf es das nicht geben.“

Ungebührliches Verhalten Stirn bieten

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Verein bei solchen Vorfällen durchaus reagieren kann. Hier bleibt abzuwarten, ob und welche Konsequenz es geben wird. Wenn ich ehrlich bin, dann hoffe ich, dass die Verantwortlichen des Vereins entsprechend handeln werden.

Aufseiten einiger Unioner, die die Ereignisse am gestrigen Abend verfolgen konnten, muss ich an dieser Stelle ein Riesenlob aussprechen. Einige haben „Jens Andreas“ selbst angeschrieben, um ihren Unmut ihm mitzuteilen. Die Reaktion des Täters, und ich sage an dieser Stelle mit voller Absicht Täter, spiegelte sein vorheriges Verhalten wider. So wurde eine Unionerin, die mir einen entsprechenden Screenshot zukommen ließ, aufs Übelste von ihm beschimpft. Die Worte möchte ich an dieser Stelle nicht wiedergeben!

Wegschauen ist feige

Was bleibt unter dem Strich? Eine Entgleisung gegenüber meiner Person, Entgleisungen gegenüber anderen aus der Union-Familie und die fehlende Selbsterkenntnis, dass dieses beschämende Verhalten anscheinend zu keinem Zeitpunkt von ihm reflektiert wurde. Für mich bedeutet dies, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln rechtlich dagegen vorzugehen.

Wegschauen gilt nicht. In Deckung gehen ebenfalls nicht. Wenn man sich umdreht und nichts sagt, dann wird sich auch nichts ändern. Zudem würde ich an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn ich als Unioner die Werte des Klubs nicht unterstütze.

Randgruppen, Minderheiten und Opfer in die Mitte nehmen

Zu keinem Zeitpunkt werde ich Rassismus, Intoleranz, Diskriminierung gegenüber Minderheiten, Flüchtlingen, Randgruppen oder gar gegen Behinderte durch mein Schweigen und Nichtstun unterstützen. Ich hoffe, dass es den einen oder anderen geben wird, der das ähnlichsieht und diesen Artikel in den sozialen Medien teilt.

Schaut nach links und rechts. Achtet auf Euch und vor allem unterstützt Euch gegenseitig, wenn Ihr bemerkt, dass Eurem Nebenmann Unrecht geschieht. Schaut nicht weg und lebt die Werte von Union Berlin als Teil einer Gemeinschaft – als Teil der Union-Familie, die im Optimalfall füreinander einsteht. In diesem Sinne: Bleibt Eisern, verlernt das Handeln nicht und seid couragiert, sofern es möglich ist.

Eiserne Grüße

Asanka Schneider


Saison 2020/2021

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