Frank Nussbücker: Unions Auswärtserfolg in Köln & miese Netz-Grätschen

Frank Nussbücker Bericht Köln gegen Union Berlin

Bildquelle: Dronepicr [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Eisern Union, immer wieder Eisern Union…“, sang ich auf meinem Heimweg durch die dunklen, nahezu menschenleeren Straßen meiner Heimatstadt. Die wenigen Leute, die mir begegneten, ignorierten mich auf Berliner Art, jelernt is jelernt. Früher hatte mich hin und wieder jemand mit „Eisern“ gegrüßt oder ein Herthaner mich darauf hingewiesen, dass ich den falschen Schal umhabe, den falschen Verein besinge. Früher ist vorbei, gestern kreuzte keiner mit Fußball im Herzen meinen Weg.

Doch das war mir egal. Unsere Mannschaft hatte gewonnen, in einem 6-Punkte-Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, und ein ganz klein wenig brachte mir mein Gesinge jene Zeiten in den Sinn, da wir Unions Spiele gemeinsam in Stadien begleitet, uns Schulter an Schulter die Stimmen heiser gebrüllt hatten. Dieses Erlebnis gehört zu den schönsten Drogen, die ich – neben der Liebe – in diesem Leben kennen lernen durfte …

Schulter an Schulter

Immerhin hatte mein Spieltag damit begonnen, dass mich der Taz-Unioner aufgesucht hatte, um mir Sam-Paff-Plakat wie Kalender zur Unterstützung meiner Köpenicker Stammkneipe Coé zu verkaufen. Ja verdammt, dort will ich wieder einkehren, wenn dieser Virenmist vorbei ist, und ich hoffe sehr, dass mein kleiner Beitrag am Ende mit dazu beiträgt, dass dieser Laden und hoffentlich noch viele andere Kneipen diese Zwangs-Schließung überlebt.

Dann wars auch schon an der Zeit, meinen lieben Freund aufzusuchen, der mich eingeladen hatte, das Köln-Spiel in seiner Stube zu verfolgen. Genau wie dereinst auf meinem Weg ins Stadion konnten meine Füße kaum schnell genug eilen, dass ich endlich – wenn auch nur via Übertragungstechnik – bei Union sein konnte. Und endlich zählte für mich nur noch eins: Kann unsere Mannschaft den Schwung mitnehmen, auch mit langer Verletztenliste aufm Platz zu bestehen?

Zwischen den Fronten

Obgleich ich mit dem Anpfiff wie immer das Geschehen auf dem Rasen verfolge, mich jeder gegnerische Angriff erzittern, jeder der Unseren erwartungsvoll beben lässt, bin ich so unkonzentriert wie schon lange nicht mehr. Unsere Gespräche kreisen um Kumpels, die sich gerade zoffen, um Freunde, die gerade beleidigt wurden oder andere beleidigten – um den ganzen Hick-Hack zwischen Corona-Leugnern und Corona-Fetischisten, um es beidseitig drastisch auszudrücken. Etwas erleichtert erlebe ich, dass ich offenbar nicht der Einzige bin, der sich zwischen den Fronten befindet …

Derweil steht unsere Mannschaft kurz davor, die Führung zu erzielen. Kein Abseits – schade, er verzieht, der Schuss geht weit übers Tor. … Dann ist Köln durch, Luthe muss den Ball prallen lassen, dann begräbt er ihn endlich unter sich. … Wow, warum nicht auch mal wieder ein langer Ball in die Spitze! Der wackere Taiwo Awoniyi gibt ihn nicht mehr her, tankt sich durch, zieht ab – und drin ist das Ding!

Post an Max Kruse

Das Jubeln und Abklatschen bringt mich ganz, ganz kurz ins Stadion zurück. Der Euphorie folgt der Schreck: Griesbeck muss verletzt raus, elender Mist! Dann kriegen die in den Jecken-Trikots auch noch einen Freistoß geschenkt und wir eine Gelbe für nichts … ach Du Sch…, der Ball zappelt im Netz, im falschen! So geht’s in die Pause. Raus aufn Balkon, neue Biere holen. Bitte, liebe Unioner, lasst Euch das Spiel nicht wegnehmen!

 

 

Weiter geht’s, der Kruse-Max bleibt weitgehend ausgeschaltet von seinem Gegenspieler. Auch er war ja gerade erst mittels einer feigen, weil anonymen Postkarte beleidigt worden. Immerhin hatten ihm etliche Unioner mittels echter Fanpost klargemacht, dass sie überaus glücklich und zufrieden mit seiner Arbeit aufm Platz sind. Mist, Fehlpass, Kölner Konter – zum Glück ohne Folgen.

Scheiß auf den Rekord!

Union vorm freien Tor, Mist, der Schuss geht weit, weit neben den Kasten. Dann ein schneller Eiserner Konter, Pass in den Strafraum, wo ein Jecke unseren Spieler abräumt, Elfmeter! Also doch noch eine Gelegenheit für Max Kruse! Alles wie immer – und doch: Hinge ich der Verschwörung an, dass die Spiele dieser Liga nach Manuskript ablaufen, würde dieser Elfer nicht reingehen …

Max läuft an, wie immer leicht verzögert – und der Keeper fischt ihn aus dem Eck. Doch nicht nur er reagiert hier bestens! Schon ist Max zur Stelle, den abgewehrten Ball im Nachschuss doch noch dahin zu befördern, wo er nun mal hingehört: „Hinein ins gegnerische Tor!“, wie Achim Mentzel so treffend sang. Das nun folgende Abklatschen werde ich mein Lebtag nicht vergessen, genau wie diesen Strafstoß: Kein neuer alleiniger Rekord in der Bundeliga-Historie, aber die Führung für unsere Mannschaft!

Mach meinen Kumpel nicht an!

„Steht auf, wenn ihr Kölner seid“, schallt es irgendwo aus ner Konserve. Waren es die Außenlautsprecher des Stadions, wie der Kommentator sagt, oder, wie ein Gerücht vermeldet, Effzeh-Fans von außerhalb des Stadions, die das Ganze einspielten? Egal, ärmlich bleibt es so oder so, gemessen an den echten Gesängen aus unserem Wunderwald An der Alten Försterei. Erbärmlich wie all die Torhymnen in leeren Stadien, wenn die Heimmannschaft in den Kasten trifft.

Unsere Spieler verhindern, dass die Anlage nochmal dudelt. Wie sagte Urs es so treffend: „Wir bleiben eklig … Kampf … dieses Gesicht gilt es beizubehalten.“ Aber so was von! Auf dem Rasen, wo die stärksten Gegner ja erst noch kommen. Und wir alle sollten verstärkt auf die neben uns kieken. Voller Liebe – und Kampf, wenn einer von uns von wem auch immer blöd angemacht wird. Gerade erst beleidigte und bedrohte einer den Admin dieser Seite aufs übelste. Eisern Union heißt auch: Nicht mit dir, nicht mit mir. Mach dich vom Acker, wenn Du nicht in der Lage bist, unsere Werte zu achten. 15 Punkte, kommt gut durch die Woche, Eisern!


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