SC Freiburg geputzt - Zwischen Staatsmacht und Stadtmeisterschaft gegen Hertha BSC

Sieg für Union Berlin beim SC Freiburg im DFB-Pokal

Bildquelle: Markus Unger from Vienna, Austria [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Eisern Union!“, schallt es von den Rängen hinunter auf den Rasen, wo unsere Mannschaft die Gratulation der Unioner entgegennimmt. Äußerst trotzig und wütend klingt es, dieses „Eisern Union!“ Sowieso immer, aber gestern Abend in Freiburg noch einen ganzen Tick mehr von beidem. Die Wut galt ganz sicher nicht den gegnerischen Spielern vom SC Freiburg, erst recht nicht deren Fans.

Neben dem Pokal-Fight auf Rasen und Rängen gab es noch einen zweiten, in dem die uniformierte Staatsmacht die Hauptrolle spielte. Was und wer genau die Lage zum Eskalieren brachte, weiß ich nicht zu sagen. Wie auch immer, die Polizei verhaftete mehrere Unioner, riegelte den Gästeblock ab. Unsere Auswärtsfahrer stellen den Support ein, die Freiburg-Fans zeigen sich solidarisch und nehmen ebenfalls ihre Zaunfahnen ab.

Polizei im Gästeblock

Der Polizeibericht wird wohl von randalierenden Unionern erzählen. Die Stellungnahme der Nordtribüne Freiburg liest sich da anders: „(…) Woche für Woche behandelt die Polizei Freiburg Fußballfans wie Schwerkriminelle. Heute waren die Union Fans dran. Der Grund: Zaunfahnen. (…). Wir verstehen die Wut der Union Fans, die sich unter der Woche 2 Tage Urlaub genommen haben, um ihren Verein zu unterstützen. Wir sind es leid, dass Gäste- und Heimfans so behandelt werden.“

Klare Kante also und solidarischer Schulterschluss zwischen Heim- und Gästefans. Bleibt abzuwarten, wie das Ganze von offizieller Seite aufgearbeitet wird. Lieber Fußballgott, lass das bitte keinen Vorgeschmack auf das Derby am Samstag sein. Auch hier wird im Vorfeld viel gemunkelt und eskalierend deeskaliert. Denke ich nur an die „Gefährder-Ansprachen“ der Polizei bei einigen Unionern und Herthanern, von denen der Tagesspiegel gestern berichtete.

Verdammte Sch…, wir können Pokal!

Viel lieber hätte ich hier einfach nur von der irren Gefühls-Achterbahn aufgrund des Spielverlaufs geschrieben. Von meiner Bestürzung über Micha Parensens verletzungsbedingte Auswechslung, dem Jubel über Mees‘ Führungstor und dann der elendige Gegentreffer in der 2. Minute der Nachspielzeit. Es folgte ein zähes Ringen und der Eiserne Schlussspurt mit zwei Treffern in der 87. Und 92. Spielminute.

Vor dem Spiel wagte ich kaum Hoffnung, dass wir tatsächlich ein zweites Mal gegen diesen Bundesligisten bestehen und in die 3. Pokalrunde einziehen. Ja, ich weiß, wir sind selbst Bundesligist – obendrein einer, der vor paar Tagen nicht nur dem Bayern-Anhang in deren Stadion niedersang, sondern auch auf dem Platz beinahe die Sensation eines Punktgewinns gefeiert hätte.

Stadtmeisterschaft ohne Nostalgie

Jetzt geht’s mit Riesenschritten dem Pflichtspiel entgegen, welches ich mir seit dem 11. Februar 2013 herbeisehne wie kein anderes. Ich schreibe dies völlig ohne jedwede „Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer“-Nostalgie aus längst vergangenen Zeiten, da Union zwischen Oberliga und DDR-Liga pendelte und Hertha in der Bundesliga kickte. Diese Zeiten erlebte so mancher von uns Älteren mit. Viele leben sie noch immer. Denke ich nur an die Hertha-Fahne auf unserem Trauer-Altar für den 2019 ermordeten Unioner Karl.

Ich meine einzig, voll und ganz das Fußballspiel, das in 3 Tagen angepfiffen wird. Viermal trafen wir bislang in Pflichtspielen auf die Hertha – ein jedes war für mich ein wahres Herzschlag-Finale. Dieses Mal nun das Berliner Stadt-Derby erstmalig in der 1. Bundesliga! Für manch einen mag das ein ganz normales Punktspiel sein – jeder so, wie es ihm sein Herz befielt! Meines schlägt dem Derby um die Stadtmeisterschaft wild entgegen.

Leidenschaftlich ohne Gewalt

In meinen 11 Lese-Duellen gegen den Ur-Herthaner Knut Beyer gab es immer nur einen Sieger: das rot-weiße und blau-weiße Publikum, welches da – in den Farben getrennt – zusammen seine Beklopptheit und seine Liebe zum jeweiligen Verein feierte. Das alles, während wir auf der Bühne nach Herzenslust aufeinander „einschlugen“. Besonders im offiziellen Hertha-Treffpunkt „Zum Kugelblitz“ und in der Charlottenburger Union-Kneipe „Zum Straßenfeger“ krachten Gesänge wie Bierhumpen aufs Heftigste aneinander, leidenschaftlich und in aller Freundschaft. Diese verbindet bis heute nicht nur die beiden Kneipen-Besatzungen.

Beim Lese-Derby gewinnen entweder alle oder keiner. Beim Derby auf Rasen und Rängen herrschen andere Gesetze. Egal, was am Ende auf der Anzeigetafel steht: einer gewinnt, einer verliert! Gewonnen haben wir Unioner allein schon dadurch, dass wir jetzt in dieser 1. Bundesliga spielen. Gewonnen haben wir alle, wenn wir es schaffen, dass unser Berliner Derby bei aller Leidenschaft friedlich bleibt, nicht nur im Stadion.

Volle Pulle ins Derby!

Treffe ich auf meinem Weg zum Stadion Polizisten, wünsche ich ihnen ehrlichen Herzens einen ruhigen Dienst. Dazu werde ich hoffentlich auch am Samstag kommen. Der Kampf findet auf dem Rasen statt – und klar, zwischen uns und den Herthanern auf den Rängen. Sicher werden wir lauter sein, allein schon durch unsere zahlenmäßige Überlegenheit und den Fakt, dass An der Alten Försterei eben nicht nur hinterm Tor volle Pulle supportet wird.

Aber auch im Olympiastadion werden wir alles daran setzen, dass man unser Liedgut im gesamten Stadion gut hören kann, genau wie in München, Dortmund, Hamburg, Augsburg – und in unserer Heimatstadt eben noch nen Tick mehr! Denn die ist – laut Verfassung und zum Fight am Samstag – verdammt nochmal Rot und Weiß! Genug geschriebene Worte! Noch 3 x schlafen, dann heißt es laut und heftig: „Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!

 

1.https://www.facebook.com/Ecke-Nord-Offizieller-Fanclub-des-1-FC-Union-Berlin-419273944861789/?epa=SEARCH_BOX, Zugriff am 29.10.2019

2.https://www.tagesspiegel.de/sport/vor-berlin-derby-union-gegen-hertha-wenn-die-polizei-beim-problemfan-vorbeikommt/25163882.html, Zugriff am 30.10.2019


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