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Bildquelle: Zakarie Faibis [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Der Tabellenfünfte der 1. Bundesliga legte los wie die Feuerwehr. Dieses Mal dauerte es immerhin fast zwei geschlagenen Minuten, bis Andrich einem gravierenden Fehler des gegnerischen Torhüters eiskalt das 1:0 folgen ließ. Das Ganze nach einem Freistoß. Auch der nächste Angriff hat es in sich. Kruse auf Awoniyi, der sich im gegnerischen Strafraum in bester Schussposition befindet – und nur per Foul an selbigem gehindert werden kann.
Sollte den Elfer nicht vielleicht doch besser heute mal ein anderer schießen?, denke ich, während sich Max mal wieder den Ball auf dem berühmten weißen Punkt zurechtlegt und noch ein wenig mit dem Schiedsrichter über dessen optimale Lage fachsimpelt. Der Typ hat doch sicher auch irgendwie irgendwo Nerven, oder? Und sicher weiß nicht nur der Fernsehkommentator genau, wie und wohin Max Kruse gleich schießen wird.
Egal, Max schießt einfach und drin ist der Ball. 2:0 nach nicht mal 6 gespielten Minuten, und nach klasse herausgespielten Chancen hätte es einige Zeit später durchaus 4:0 stehen können. Das erstaunlichste bis zu diesem Punkt war für mich, dass es sich bei diesem sensationell aufspielenden Tabellenfünften, der sich in jenen Minuten gar auf Tabellenplatz 3 befand, nicht um einen halbwegs gut in die Saison gestarteten FC Bayern handelte, sondern ...
… „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin“, klang es folgerichtig aus dem Köpenicker Wunderwald. Was für eine irre steile Momentaufnahme! Ja, klar, auch die schönsten Augenblicke dauern niemals ewig, und wie verheerend kann es sein, verliert man sich zu sehr in einen solchen. Fast also musste ich der Frankfurter Eintracht dankbar sein, dass sich deren 1. Herrenmannschaft nun doch daran zu erinnern schien, dass sie eine erstklassiges Bundesliga-Team sind.
Dieses Mal war es ausgerechnet unserer wackerer und etliche Spiele geradezu fehlerfreier Torwart, dessen Fehler in der 27. Minute zum Anschlusstreffer der Gäste führte. Die spielten weiter Fußball, und weitere zehn Minuten später war unsere sensationelle Führung dahin. Ok, Traum ausgeträumt, nun brechen sie zusammen, wa? Nein, so habe ich nicht gedacht, da unsere Mannschaft selbst bei einem Pessimisten wie mir nicht mal den Ansatz derartiger Gedanken zuließ.
39. Minute, Freistoß Union – schade, der Ball ist nicht drin. „Wir lieben Union, jawoll, Union finden wa toll!“, schallts derweil aus dem Wunderwald. Auch nach der folgenden Ecke, die leider rechts übers Tor streicht. Mit 2:2 gings in die Kabine, und ich habe mich geradezu daran gewöhnt, dass mein 1. FC Union eine echte, ernstzunehmende Erstligamannschaft auf den Rasen bringt.
Offenbar waren beide Mannschaften darin übereingekommen, unser aller Nerven erst mal nicht mehr zumindest ein klein wenig Schonung zu gönnen. Dann aber drangen die Frankfurter 6 Minuten nach Wiederanpfiff fies in unseren Strafraum – doch dieses Mal klärte Andreas Luthe in gewohnt sicherer Manier. Die nahe des Stadions im Wald spazierenden Unioner sorgten mit „Dem Morgengrauen entgegen, zieh’n wir gegen den Wind“ dafür, dass ich auch auf sie verdammt stolz war.
Dann aber schien es doch kommen zu wollen, wie es sich keiner von uns wünscht. 79. Minute, der Gegner völlig frei vor unserem Kasten – und drin ist der Sch… Ball. Hatte sich der Favorit und vom Fernsehkommentator heftigst beworbene Gast aus dem hessischen also doch noch durchgesetzt? Aber nicht doch bei dieser Union-Mannschaft! Ganze drei Minuten brauchten sie für die fällige Antwort.
Max Kruse, auch heute über weite Strecken offenbar gut bewacht, ließ es sich nicht nehmen, den ihm von Käpten Trimmel punktgenau zugespielten Ball mit ordentlich Schmackes aus zwanzig Metern unhaltbar in den rechten Torwinkel zu nageln. Was für ein Aufschrei in unserer Stube und auf dem Platz. Wieder einmal hatte sich diese sicherlich beste Union-Mannschaft als echtes Team erwiesen, das niemals aufgibt. Was für ein Kampf, und was für ein PunktGEWINN!
Nun also sind es 16 Zähler, und wir bleiben gut im Rennen. Nicht nach Europa, aber innerhalb dieser ersten Fußball-Liga unseres Landes. Gerade jetzt vor der englischen Woche und den noch ausstehenden Spielen gegen die 2 mit Abstand finanzstärksten Fußballclubs und der kaum „ärmeren“ Brause-Promotion aus Österreich bleibt unser noch immer prall gefülltes Lazarett eine schwere Bürde. Aber nochmal ein Wort zu Frankfurt: Erinnert sich noch jemand daran, wie die uns daheim mit 0:4 eine klassische Lehrstunde erteilt hatten? Umso heftiger sehne ich mich danach, endlich wieder echten Fußball im Stadion zu erleben. Eisern heißt dit!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024