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Bildquelle: Undeviginti [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Es sind wohl vor allem jüngere Unioner, die beim Spiel des sechstplatzierten gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten von einem klaren Sieg unserer Fußballgötter ausgehen. Abgesehen von meinem furchtsamen Charakter lehrt mich vor allem die Erinnerung an zahlreiche Spiele gegen Greuther Fürth, die Ausgangslage kolossal anders zu sehen. „Unsere Niederlagen gegen Fürth werden immer knapper!“, brachte mich vor paar Jahren ein Blocknachbar kurz nach einer solchen bei aller Trauer kurz zu einem befreienden Lachen.
Zwei knappen Niederlagen in der Saison 2010/11 folgte am 23. Juli 2011 ein denkwürdiger Heimspiel-Auftakt gegen die fiesen Kleeblätter. Beim 0:4 mühte sich unsere Mannschaft redlich, irgendwann kam Tusche rein, aber die Fürther hatten stets die bessere Antwort parat. „Das wird ne janz enge Kiste!“, feierten wir trotzdem. Auf der anschließenden Runde holte sich unsere Mannschaft unseren ernstgemeinten Applaus ab. Sie hatten gekämpft, das allein zählte an diesem Tag!
Auswärts in der Rückrunde fegten sie uns gar 0:5 vom Platz. Ab der folgenden Saison wurde es dann wirklich knapper mit unseren Niederlagen. Der 2:4 Heimniederlage folgte gar ein Punkt in dem ständig einen neuen komischen Namen tragenden Stadion der Franken. Ab der Saison 2015/16 verloren wir tatsächlich nur noch 2 unserer 8 Spiele, im vorletzten Pflichtspiel-Vergleich gelang uns gar ein 4:0 Heimsieg, gefolgt von einem 1:1 in Fürth.
Das alles ist Zweitliga-Historie. Nun also folgt das erste Aufeinandertreffen in Liga 1 unter oben genannter Ausgangslage. Abgesehen davon, dass wir uns nach wie vor schwertun mit der Favoritenrolle, haben die Fürther etliche Partien richtig stark gespielt, bis der Gegner sie knackte. Genau das wünschte ich nun natürlich unseren Fußballgöttern – also auf geht’s, Kämpfen und Siegen!
Taiwo und Rani Khedira auf der Bank, letzterer steht eine Karte vor der Sperre. „Es wird zäh“, weissagt der Radio-Kommentator, dazu das Ganze ein Geisterspiel. Sascha Burchert im Fürther Tor kenne ich aus einigen Zweitligaspielen. Mittlerweile ist er eigentlich Ersatzmann, dazu steht das Gros der gesetzten Verteidiger dem Trainer grad nicht zur Verfügung – alles ideale Voraussetzungen für das „Wunder von Fürth“! Auch wir sind geschwächt, weil Marvin krank ist. Freistoß Union – Burchert hat ihn sicher.
Sein weiter Abschlag landet bei Andi Luthe. Fürth baut auf, Union presst früh. Balleroberung, schnelles Spiel nach vorn – schade, klappt nicht. 7. Minute, Fürth ist durch! Wir können klären, geht’s jetzt los? Union über Kruse, der Ball geht verloren, sie holen ihn zurück, Neuaufbau. Kruse auf Prömel, der auf Becker, Hereingabe auf Behrens, abgewehrt. Zäh geht es hin und her, nach etlichen Minuten lediglich diese eine Halb-Chance für Fürth.
Hilfe, sie schießen auf unser Tor – Andi Luthe hat ihn erst im Nachfassen, „halbsicher“, wie es der Kommentator nennt, Respekt! Zäh fließt das Spiel weiter dahin. So zäh, dass ich auf die Statistik schaue: Wir führen mehr den Ball, die Fürther gewinnen deutlich mehr Zweikämpfe, oha. Die Geisterkulisse trägt auch nicht grad zu mehr Spannung bei. Dabei ist es verdammt spannend, ob unsere Mannschaft hier den Schalter rumreißen kann.
Ein wenig fühle ich mich wie bei einem Erstrundenspiel im DFB-Pokal, noch mehr wie in einer unserer späteren Zweitliga-Begegnungen gegen diesen Gegner. Zur Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel auf niedrigem Niveau. In der 49. Fürth über rechts, unsere klären zur Ecke. Der dritte Ball endlich landet bei Luthe. Genki schießt halbwegs knapp nebens gegnerische Tor, dann schon wieder Ecke für Fürth.
Der Ball segelt in des Strafraums dichtes Getümmel. Es wird herumgestochert, dann ein Schuss, welcher über mehrere Banden in unserem Tornetz verendet. Abgefälscht, verdammte Axt, ein Tor passend zu diesem Spiel. Klar, wäre es für uns gefallen, hätte ich gejubelt. Union stürmt vor, ab in den Strafraum, Schuss – Mist, Burchert hat ihn. Kurz drauf die nächste Chance, besser als jene davor, nur leider ebenso mit dem besseren Ende für Greuther.
Union bleibt im Vorwärtsgang, Ecke, Ryerson links vorbei. Der nächste Schuss entpuppt sich als Flanke ins Nichts, sprich auf Sascha Burchert. Der ist ein guter Junge. In der Schlussphase eines unserer Spiele, wir lagen ebenfalls zurück, korrigierte er den Schiri. Der wollte ihm einen Abstoß zusprechen, doch Sascha klärte ihn auf, dass er noch dran war. Wir bekamen die Ecke – und verloren trotzdem. Heute ist zumindest noch einiges an Spielzeit auf der Uhr.
Die jedoch tickt ereignisarm herunter. Taiwo, mittlerweile im Spiel, schießt aufs Tor – leider ohne Schmackes, immerhin die Richtung stimmte … so gut wie. Behrens setzt sich durch, erkämpft zumindest eine Ecke. Schade, keiner kommt an den Ball. Union drückt mit einem Hauch Verzweiflung. Noch einige Male schießen und köpfen sie Richtung Tor, da beginnt bereits die dreiminütige Nachspielzeit. Flanke Voglsammer – übers Gehäuse. Es folgt noch eine gute Idee, doch auch hier kommt der entscheidende Ball nicht an.
Können wir noch die nächste Ecke ausführen? Nein, der Schiri pfeift ab, wir sind geschlagen. Wir in der Favoritenrolle, das passt offenbar noch immer nicht. Tristesse auf dem Platz, was Fürths Aktive nicht davon abhält, ihren ersten Heimsieg in der 1. Bundesliga zu feiern. Kamen die schweren Beine vom Donnerstag dazu? Für zehntausende Neu-Unioner ist dieses Spiel ein ideales Lehrstück Eiserne Fußball-Historie. Einzig die leeren Ränge waren neu. Mein Fazit: siehe Überschrift. Weiter geht’s übermorgen, Eisern heißt dit!
Wer: Laurenz Dehl (23)
Wann:12.12.2024