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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Wieder mal das Achtelfinale im nationalen Pokalwettbewerb – ich erinnere mich noch gut an jene Zeiten, in denen es für uns regelmäßig hieß: „Pokal ist nur einmal im Jahr!“ Also war ich zuerst einmal hochgradig erfreut, dass wir nunmehr zwei Spielzeiten hintereinander das Achtelfinale erreicht hatten. Gern erinnere ich mich an unsere legendären Auftritte in Deutschlands größtem Fußballstadion, in denen wir als Rote Wand unserem gelben Pendant einmal den Schneid abkauften und auch beim zweiten Mal massiv Paroli boten.
Unsere Mannschaft beackerte den Rasen mit aller Kampfkraft wie Leidenschaft, glich in beiden Spielen Rückstände aus und musste sich dem ewigen deutschen Vize erst im Elfmeterschießen bzw. am Ende der Verlängerung per Elfmeter geschlagen geben. Beide Male verließen wir den Kampfplatz erhobenen Hauptes und voller ehrlicher Anerkennung durch die Mehrheit der BVB-Fans. „So einen Support haben wir hier noch nie zuvor erlebt!“ gestand mir im Biergarten „Rote Erde“ eine Frau mit Dortmund-Schal.
Eine derartige Ruhmestat des Underdogs stand diesmal nicht auf der Tagesordnung. Obwohl, im Ranking der sogenannten Marktwerte des Kaders liegt das derzeitige Ensemble aus der mit einer unregelmäßig angefahrenen Bahnstation versehenen VW-Stadt mit 193,20 Millionen Euro schlappe 77 Milliönchen vor uns, begegnen wir als 12. dem 7. besagter Tabelle. Obgleich wir sportlich Stand heute vor den VW-Kickern liegen, zeigen sich diese doch gerade in einer verdammt starken Verfassung.
Aber was hilft alles Pfeifen im Walde, wollten wir weiterkommen, musste eben auch dieser Gegner bezwungen werden. Es war immerhin unsere Premiere im DFB-Pokal gegen die Grünen aus der Autostadt. Relegation zur 2. Bundesliga, 5 Testspiele und immerhin 7 Bundesliga-Punktspiele stehen hier zu Buche, aber eben noch kein Pokalfight. Zuversichtlich stimmte mich immerhin, dass wir die „Wölfe“ zumindest bei ihren letzten beiden Besuchen AdAF besiegen konnten und der Fakt, dass sie in unserem Wohnzimmer noch nie gewannen.
Und das war hier verdammt nochmal wieder ein Heimspiel, also endlich hinein, hinein, hinein ins Geschehen! Aber nein, zuvor war ja noch dieses elendige Transfer-Fenster zu schließen. Würden uns Genki, Mathis Bruns und womöglich gar Sheraldo Becker verlassen und ein von vielen als Superstar gefeierter spanischer Kicker mit Künstlernamen und mächtiger Trophäensammlung zu uns stoßen? Wie erfrischend, als Urs Fischer auf der PK äußerte, dass er über Spielerwünsche vornehmlich mit Oliver Ruhnert spricht.
Er warnte vor der solidarischen Kompaktheit wie dem rasant schnellen Umschaltspiel unseres Gegners, gegen den unsere Mannschaft nur eine Chance hat, wenn sie von Beginn an unser Gesicht aufn Platz bringt – und das bis kurz nach Abpfiff. Auf den Rängen durfte es an Motivation nicht fehlen. Mein Freund Detlef würde seiner gerade verstorbenen Mutter gedenken, die durch ihn zur glühenden Unionerin wurde. Nun aber los, 11 Mann aufn Rasen, alle anderen volle Pulle Union unterstützen!
Zu Beginn schicken die VW-Fans gleich mal ein paar Raketen via Stadiondach, was soll das? Ihre Mannschaft hat Anstoß, verlor also die Seitenwahl. Rani im Zweikampf mit dem bekanntesten Wolfsburger Unsympathen, kurz darauf verdribbelt sich Sherry. Wunderbar, dass er noch bei uns ist! Es regnet und stürmt, das war früher mal unser Wetter! Egal, da müssen wir jetzt durch. VW erkämpft eine Ecke, greift weiter an – und nee, der Ball ist drin, nee, oder? Wie in ihren letzten beiden Liga-Siegen führen sie früh.
„Auf geht’s, Union, kämpfen und siegen!“, schallt es von den Rängen, und die Mannschaft? Sie schicken Paul Seguin, doch erstmal wird nichts daraus. Dann unsere erste Ecke: Juranović tritt sie von links und kurz, Doppelpass, ab mit dem Ball in die Gefahrenzone! Abwehrchef Robin Knoche haut das Ding rein – wir sind zurück, Eisern Union! VW baut auf, doch schon wieder unsere! Becker, Khedira, der Gegner kann klären. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir…!“, dann „Eisern“ Union!“ zwischen Waldseite und Gegengerade.
Bald darauf die nächste Eiserne Ecke von links, Querpass nach rechts, zweimal Robin, dann passt er auf Jordy, der das Ding an die Latte köpft! Wie hätte ich gerade ihm und natürlich uns allen dieses Tor gegönnt! „Wir lieben Union, jawoll!“ Das Spiel flacht nun etwas ab, ein Schuss von VW in die Arme unseres Keepers, dazu etliche Fehlpässe, viele davon durch unsere Gäste. Irgendwann mal Sherry im Vorwärtsgang, doch seine Mitspieler sind nicht sogleich nachgerückt. In Minute 42 Gelb gegen Khedira und Gießelmann, dann Pause.
Weiter gings, doch der Anstoß muss wiederholt werden, weil ein VW-Mann zu früh startete. Unsere stürmen vor, aber noch muss der Gästekeeper nicht eingreifen. Einiges an Ballbesitz jetzt für uns, beide Teams versuchen vor allem, keinen Fehler zu machen. Dann ein Schuss von Rani aus etwa 25 Metern, der Ball streicht übern Kasten, schade. Auch der Gästeblock ist gut zu vernehmen, sie skandieren vor allem die Kürzel ihres Clubs. „Die Fans sind mit sich beschäftigt“, siehts der Radiokommentator.
Sie schubsen Sherry ins Aus, doch es gibt Einwurf für VW. „1. FC Union Berlin – und alle!“ gegen „VfL!“, aufm Rasen weiterhin strikte Fehlerminimierung. Eine Chance für den Gegner, doch der Ex-Wolfsburger Knoche ist zur Stelle! „Belauern auf hohem Niveau“, findet der Kommentator eine für mich deutlich treffendere Verdichtung der Szenerie als gerade eben noch. „Oh Köpenick, du bist wunderschön!“ Ich zucke zusammen, als die Gäste unser Tornetz zappeln lassen – Außennetz, Frederik wäre dran gewesen!
Nun aber wieder Unsere: Rani tankt sich über rechts nach vorn, der Pass auf Sherry kommt leider nicht so an, dass letzterer was draus machen kann. Immerhin hätten wir eine Ecke bekommen müssen, oder? Nächster Angriff: Jura auf Seguin über rechts, Paule passt vors Tor auf Becker! Der aber sieht wie im Spiel zuvor seinen besser positionierten Sturmpartner! Kevin Behrens bedankt sich mit einem sauberen Kick in die Maschen, Ekstase An der Alten Försterei!
Wir führen, verdammt, aber wie reagiert VW? Sie kommen weiterhin kaum zum Agieren, und fast hätte Behre mit einem satten Distanzschuss den Sack endgültig zugemacht. Himmel, ist diese Union-Mannschaft stark, „He FC Union, olé, olé FC Union!“ Irgendwann mal wieder eine Ecke für die Gäste, „Eisern!“ „Union!“ donnert es zwischen Waldseite und Gegengerade samt Kicherkurve hin und her. Dann wird es nochmal haarig, bekommt Niko Gießelmann für eine vom Schiri so beurteilte Schwalbe Gelb-Rot. Für mich wars kein Elfer, aber auch kein Singvogel!
Auch die kurzzeitige Überzahl nützt den heute und hier recht zahmen „Wölfen“ nichts, im Gegenteil: Um ein Haar hätten unsere in der letzten Minute der Nachspielzeit das leere Tor getroffen, doch ein Verteidiger konnte den Ball am Überqueren der Torlinie hindern – quasi mit dem Schlusspfiff, nach dem sich Eiserne auf Rasen, Rängen und an vielen Orten dieser Welt in den Armen liegen. Union einmal mehr unschlagbar, auch ohne spanischen Superstar. Unser Star ist die Mannschaft, Eisern heißt dit!
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024