Frank Nussbücker: Union Berlin lässt Punkt in Augschburg liegen

Union Berlin erlebt Pleite in Augsburg

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Generell ist mir kein Spiel Unions in erster Linie ein schönes, sondern stets zuallererst ein 90 plus x Minuten andauernder Nervenkitzel. Spiele gegen den FCA sind obendrein fast immer zugleich auch noch fürchterliche Kicks auf dem Rasen gegen einen am Ende sehr, sehr oft siegreichen Gegner. Und doch war ich seit Donnerstag-Abend irre traurig, dass ich nicht dabei bin, wenn sich Fanszenen beider Vereine unter dem Kampfnamen Augsburg Calling ein dreitägiges Festival liefern.

Auch meine Crew der U-1966 war, von mir einmal abgesehen, vollständig am Start. Stadtführung, gemeinsames Vorkühlen samt Anekdoten-Austausch unter Fußballverrückten unterschiedlicher Farbkombinationen – Spiele gegen die Augschburger sind für mich, was das Geschehen abseits des Rasens angeht, der Höhepunkt jeder Bundesliga-Saison. Dass ab Herbst für uns eine weitere dazukommt, dafür wäre ein Punkt in der Brecht-, Fugger- und sogar auch Mozartstadt so verdammt wichtig.

Viel Kampf, nichts Zählbares

Nach einem gemeinsamen Boxenstopp vor einer Imbissbude ging es für die bis zum Anpfiff beste Kumpels seienden Schlachtenbummler an jenen Ort, an dem es einzig um die dringend nötigen Punkte für das eigene Team ging. Die Hymne auf den Lippen, ab dafür! Unsere erwischen den besseren Anfang, dann meldet sich die Heim-Elf, holt in Minute 5 den ersten Eckball. Der verpufft, genau wie Trimmis Versuch über links. „Und so zogen wir in die Bundesliga ein…!“, verschaffen sich die wohl 1.800 Eisernen Auswärtsfahrer nicht zum ersten Mal deutlich Gehör.

András versucht was, aber die Augsburger passen auf. Zweimal wies ihre Abwehr in der Anfangsphase rechts eine für uns vielversprechende Lücke auf, die wir leider nicht zu Chance oder gar Führung nutzen können. Freistoß Union – Khedira und Pedersen gehen nach ihrem Zusammenprall zu Boden, stehen wieder auf. In Minute 14 wieder eine Fast-Chance für uns, dazu laut Statistik 65 % Ballbesitz, Fakten und Zahlen ohne Wert. Ja, es wird gekämpft auf dem von den steilsten Rängen der Liga umgebenen Rasen!

Ein fast heißer Ball

Abseits Augsburg, unsere kommen ebenfalls nicht durch, langsam endloser Neuaufbau der bayerischen Schwaben, und von den Rängen: „F-C-U-Fußballclub Union Berlin!“ Unseren nächsten Freistoß kommentieren die Radiosprecher mit: „Union harmlos! Sie schießen so, als warten sie auf einen glücklichen Abpraller.“ Dann aber eine Riesenchance für uns, obendrein die erste des Spiels – aber unser Mann grätscht, einen Tick zu spät, am Ball vorbei, der gerade eben so wunderbar heiß hätte werden können!

Fast eine halbe Stunde war gespielt, als all jenen, die es sahen, der Torschrei womöglich schon auf den Lippen lag – weiter geht der Krampf: Einwurf Augsburg, aber alle sind zugestellt. Schüsschen FCA – Vogt rettet zur 2. Ecke der Begegnung. Dann auch unsere mal, unter den Pfiffen des Heimanhangs, von der Eckfahne aus. „Wir lieben Union, jawoll, Král im gegnerischen Strafraum, Schäfer auf Hollerbach – Freistoß Augsburg. Der nächste Vorstoß führt zur Ecke – Kopfballversuch geklärt, Konter FCA, aus Gründen Gelb für Rani.

 

 

Und drin ist er … bei uns

Das Spiel rettet sich schließlich torlos in die Pause. Unsere seien dem Treffer näher als der FCA, urteilen die Kommentatoren und wundern sich dennoch, woher die Statistik all unsere Torschüsse holte. Bei der abschließenden Ecke hatten die Augsburger mächtig viel Zeit, was gut zu ihrer bis dahin quasi gar nicht stattfindenden Offensive passte in diesem aus Sicht der Radio-Leute nicht Vergnügungssteuer-pflichtigen Spiel. Aber wir Unioner wissen leider nur zu gut, was erschreckend harmlos wirkende Gegner dann plötzlich doch…

Erklärt doch nach dem Lesen dieser Zeilen einfach mich zum Schuldigen, denn kaum war die Partie wieder angepfiffen, passierte genau das am Ende des vorigen Absatzes von mir Herbeigeschriebene: Angriff Augsburg, haarsträubender Abwehrfehler eines Unioners – durch die Hosenträger und nach Aufsetzer landet der Ball in unserem Netz. Was für ein geschenkter Bock, welch elendiger K…mist – und doch nimmt Rani den Unglücksraben in den Arm. „Richtig so!“, brülle ich meinen Rechner an, „ist doch noch alles drin – Attacke!“

Sven Michel kommt …

Die aber zeigen erstmal die wie neu eingewechselt auftretenden Augsburger. Dann aber wir: Trimmi, Kaufmann, nix. Augsburg am Ball und Abschluss – weit am Tor vorbei. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“, zeigen unsere Auswärtsfahrer auch akustisch Flagge, derweil bleibt Aaronson am zweiten Mann hängen, kommt András nicht an den Ball. Es sehe nach wie vor durchaus gut aus, was Unsere da auf den Rasen brächen – nur am gegnerischen Strafraum befinden sich Strom, Ideen – und daraus resultierend auch jedwedes Wettkampfglück auf einem anderen Planeten.

Statt der richtigen Antwort auf den Rückstand herrschen Verunsicherung und Fehlpässe vor. Landet der Ball dann doch mal im Augsburger Strafraum, nimmt ihn deren Keeper auf. Nenad wechselt doppelt – „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir!“ Aaronson Abpraller, aufgenommen durch Schäfer, sein Schuss geht weit, weit drüber. Unsere nächste Ecke klärt der Torschütze, Sven Michel kommt ins Spiel: Starker Kämpfer, stechender Joker – nur leider trägt er heute kein Trikot mit unserem Logo drauf.

… und haut ihn uns rein

Wir wechseln noch einmal, erneut offensiv – aber du weißt so gut wie ich, dass nicht dies den entscheidenden Schlusspunkt dieses Spiels markierte. Fast hätte es bereits in Minute 76 nach erneutem Abwehrfehler 2:0 gegen uns gestanden, doch noch haute es da auch beim FCA nicht hin. Als Král aus 20 Metern weit übers Tor schießt, sind‘s nur noch 11 Minuten bis Ultimo, zwei weitere Sekundenzeiger-Umdrehungen war es soweit: Sven Michel netzte das Ding bei uns ein – zunächst wegen Abseits aberkannt, doch der VAR-Check beschied etwas anderes.

Die Messen waren gesungen, daran änderten auch 5 Minuten Nachspielzeit, die laut Statistik 17:10 Torschüsse für Union oder alle Wasserstände und Tauchtiefen in Mittelasien nichts. Am Ende standen hilflos dreinschauende Unionspieler dem verdammt starken Gästeblock gegenüber, gingen Fäuste in die Höhe, tranken viele Unionerinnen und Unioner noch sehr, sehr viel in dieser wunderschönen Stadt. „Mit aller Gewalt Klassenerhalt“, heißt es einmal mehr wie erst recht, denn ich will General Seckler und all die anderen fußballbekloppten Augschburger auch nächste Saison wiedersehen, Eisern heißt dit!


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