Frank Nussbücker: Wiedersehen mit Arminia – Union geht in Bielefeld unter

Bielefeld haut Union Berlin raus

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Union gegen Arminia Bielefeld, da denke ich als erstes an den Arminen Achim, den ich dereinst beim gemeinsamen Joggen im Kleinen Stadion des Jahn-Tierparks kennen lernte. Meine Augen hatten offenbar schon damals einiges an Sehkraft eingebüßt, denn ich hielt die wehende Flagge auf seiner Trainingsjacke zunächst für jene der Hertha. Später gingen wir öfter zusammen Fußball gucken AdAF. Meist standen wir beide auf der Gegengerade.

Wenn seine Arminen bei uns gastierten, wohnte Achim natürlich im Gästeblock und wir brüllten einander an. Ansonsten war er wie ich für Union. Einmal organisierte Achim ein Lese-Duell zwischen mir und zwei Arminia-Autoren. 30 Unioner und 80 Arminen machten deren Treffpunkt „Tante Käthe“ zum Stadion. Sporti unterstützte mich, von ihm live eingesungen, mit „Eisernet Lied“, und mir klingt seither „Arminia, Arminia, wie schön sind deine Tore“ im Ohr.

Es ist angerichtet – und wie!

Nach unzähligen Zweitliga-Begegnungen und 4 Aufeinandertreffen im Oberhaus ging es nun zum Pokalspiel auf die Bielefelder Alm. Das letzte Pflichtspiel dort hatten wir mit 1:0 gegen die wackeren Arminen verloren. Dessen ungeachtet waren wir zumindest bei den Wettanbietern der klare Favorit – keine Rolle, die uns auf den Leib geschneidert ist. 5 Wechsel nimmt unser Trainer vor, 3.500 Eiserne Auswärtsfahrer begleiten unser Team auf die Alm. Der Rasen sei rutschig, ideal für Distanzschüsse verrät mir der Kommentator.

„Arminia – Bielefeld!“, skandiert das wuchtig laute Heimpublikum den Namen ihres Vereins, und auch die Unioner auf den Rängen lassen sich nicht lumpen. Laut und deutlich vernehme ich: „Und wir lieben unser Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin!“ Nach 2,38 Minuten der erste Abschluss der Hausherren, und schon wieder nehmen sie uns den Ball ab. Jetzt wir: Vertessen dribbelt sich halblinks bis fast vors Tor. Betonung auf fast, denn die Bielefelder machen hinten alles dicht.

Blöder Fehler, und es schlägt ein

„Berlin, Berlin, Eisern Berlin!“, vernehme ich unsere Auswärtsfahrer zwischen Bielefelder Gesängen. Wir versuchen es auf rechts, schade. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“ Dann ein fürchterlicher Fehlpass nahe unserem Tor. Ein Armine sagt Dankeschön und lupft die Pille über den herausrennenden Freddy, den hier nicht den Hauch einer Schuld trifft. Arminia führt und jubelt, wir liegen hinten! Kurz darauf der nächste Abwehr-Schnitzer, der zum Glück unbestraft bleibt. Schon wieder sind sie vor unserem Kasten, doch Freddy klärt zur Ecke.

Geflipper in unserem Sechzehner, wir wackeln. Endlich mal wieder wir fast vorm gegnerischen Tor. Es dauert bis in Minute 21, als wir den ersten echten Torabschluss unserer Mannschaft verzeichnen. Leider verzieht Haberer das Ding. Von den Rängen erklingt unser Vorwärts-Gesang, während Vertessen Rani bedient, der das Ding an die Latte knallt. Der Nachschuss geht daneben, aber verdammt, das war eine super Torchance, Eisern Union!

Dreimal fast und Mist verdammter!

Weiter Union, Bénes auf Vertessen, der Keeper hat ihn. Ecke Union, unterstützt von den Rängen – ein Bielefelder macht das Ding scharf, leider wird nichts draus. „Union, Union!“, beschwören unsere Auswärtsfahrer eine Änderung des Spielstands zu unseren Gunsten, da muss Vogt retten. Ecke Union unter lauten Pfiffen, sie wird direkt abgewehrt. Jetzt aber: Jordan bedient Doekhi, doch der gerät in Rücklage, kurbelt den Ball übers Gehäuse. Freistoß Union – an den Pfosten! Den Nachschuss haut der Keeper raus.

 

 

Das waren jetzt drei dicke Torchancen hintereinander, doch noch immer sprang nichts Zählbares heraus. Mit dem Rückstand ging es in die Pause. Zuviel Rotation, die Bayern schon im Kopf – oder war da wieder Unions alte Schwäche gegen vermeintlich schwächere Teams? In jedem Fall waren alle Bielefelder im Stadion verdammt kämpferisch aufgelegt – und der entscheidende Mann eiskalt genug, unseren haarsträubenden Fehler in das Führungstor umzumünzen. Noch war ja immerhin eine ganze Halbzeit zu spielen …

Einmal Tordach, dann lange nichts

Bo wechselte doppelt, brachte Kemlein und Skarke für Schäfer und Vertessen. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir / Und ist der Sieg auch noch so fern – so fern!“, sind zumindest die Unioner auf den Rängen voll dabei. Und Aljoscha zimmert gleich mal den Ball aufs Tordach, das sah gefährlich aus! Leider folgte diesem Netz-Zappeln zunächst einmal nichts gefährliches mehr. Union kontrollierte, führte den Ball – aber nur dort, wo es den Bielefeldern nicht wehtat.

Die Arminen verteidigten mit allem, was sie hatten, in jedem Fall jede Menge Herz und Willenskraft gehörten dazu. Selbst Kevin Vogt wirkt irritiert und verursacht eine Ecke. Es dauert bis in Minute 60, als Bénes aus dem Stand draufhält – Ecke Union! Die bringt nichts, genau wie kurz drauf ein Freistoß in die Arme des Keepers. „Forza DSC“ gegen „F-C-U-Fußballclub Union Berlin!“, heißt es auf den Rängen. Es ist verdammt laut in diesem Stadion. Unsere aufm Rasen bemühen sich, den Ball irgendwie nach vorn zu bekommen, aber stets sind Bielefelder Beine, Köpfe, Oberkörper dazwischen – nein, das war nicht Hand!

Noch ein Fehler zu viel

Dann ein Fehler im Aufbauspiel, Konter der Arminen, Pass auf den vorm Tor freien Mann, zum Glück gerät der ausführende Angreifer ins Stolpern. Anderenfalls wäre das eine 111-Prozentige gewesen! So etwas sollte uns heute nicht noch einmal passieren, denke ich noch, da ist es bereits soweit: Wieder ist ein Armine frei vor unserem Tor, und diesmal macht der eben-noch-Stolperer aus seiner Sicht alles richtig und knallt die Pille in unser Netz! 70. Minute, und wir liegen 0:2 hinten. Irgendetwas sagt mir, dass das Wunder heute nicht die Bielefelder bräuchten.

Unsere bemühen sich weiter, doch die Arminen haben jetzt alle Kraft und Zuversicht dieser Welt. Sie lassen hinten nichts zu, und wenn doch mal, ist ihr Keeper zur Stelle. Die Uhr tickt runter, Arminia Kämpft sich dem Sieg entgegen. Bielefeld gibt’s nicht? Blöder Witz. Laut und deutlich skandieren sie den Namen ihrer Stadt. Schon ist die Nachspielzeit heran. 5 Minuten – uns würden heute nicht mal 50 helfen. Ja, es gibt diese Tage, da heißt das kämpferischere Team nicht Union – Glückwunsch nach Bielefeld. „Wir halten das aus“, schreibt Mittellinien-Nachbar Torsten, Recht hatter!


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