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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Endlich wieder ein Fußballspiel mit zwei lautstarken Fanlagern, eine von Zehntausenden gesungene Vereinshymne des Gegners, und an der Pfeife ein Mann, der den gleichen Familiennamen wie ein Spieler eines Konstrukts trägt, na und! Das Spiel ist eine gute Minute alt, da unterläuft den Hausherren ein Fehlpass, aber unser Konter endet verhalten harmlos. Union weiter im Vorwärtsdrang, Freistoß auf rechts, doch der Gladbacher Konter kommt gefährlicher daher. Zum Glück hatte Schäfer aufgepasst.
Unsere pressen sehr früh. Die Gladbacher kommen kaum vom eigenen Tor weg – und wir alsbald zu ersten Chancen. Rothe auf links, spielt zu Hollerbach, der das Außennetz zappeln lässt. Zweieinhalb Minuten später die gleichen Akteure – und wieder ein Abschluss, der diesen Namen verdient. Nur leider kein Treffer, hoffentlich rächt sich das nicht. Union ist in den Zweikämpfen bissiger, und auf den Rängen höre ich trotz lautstarker Heimfans immer wieder auch unsere Auswärtsfahrer: „1. FC Union Berlin – und alle!“
Auch Gladbach presst jetzt früh – und nun kommen wir kaum noch aus dem Sechzehner heraus. Meinen ersten Herzkasper-Moment erlebte ich in Minute 18, als sich Gladbach über die Mitte vor unser Tor kombinierte und plötzlich ein gegnerischer Spieler in der Mitte völlig frei ist. Zum Glück kam der nicht so an den Ball, dass es wehtut. Auch der nächste Abschluss gehörte den Borussen. Freddy hat ihn, aber ein Gladbacher fiel – zu wenig für einen Elfer, findet auch der Schiri.
Unsere stehen kompakt, Gladbach macht jetzt das Spiel. Ihnen gelingt ein Doppelpass, Flanke in die Mitte, nur äußerst knapp streicht der Ball über unseren Kasten – die eindeutig beste Torchance bis hierher. Ecke Union, sie kommt flach rein und direkt zum Gegner. Sind wir doch mal wieder in deren Strafraum, halten sie ihn dicht. Wieder Rothe auf Hollerbach, Ecke, dann wieder Gladbach. Erneut fällt einer von ihnen in unserem Strafraum, aber wieder nix. Mir wird trotzdem schwummrig.
Immer wieder findet Gladbach über links vor unser Tor. Jetzt monieren sie kurz Hand, dem war aber wohl nicht so. Endlich ist Halbzeit. Wir liegen nach starkem Beginn noch immer nicht hinten, übe ich Pessimist mich in Optimismus. Bo bringt Querfeld für Rothe, oder wie Blocknachbar Jo es ausdrücken würde: „Eenen Hollerbach für nen anderen Hollerbach.“ Unsere Vereidigung ordnet sich neu, vor allem links.
Union greift ein bisschen an, wir bekommen einen Freistoß von weit links und weit hinten. Der echte Hollerbach holt fast eine Ecke, gefolgt von einem Fast-Konter der Gladbacher. Über zehn Minuten sehe ich ein ruhiges Spiel mit viel Mittelfeld. Dann pflügt sich ein Gladbacher rechts durch, Querfeld sieht Gelb, wohl wegen Meckerns. Dass der Schiri so etwas nicht mag, lernen auch bald die Fohlen. Bald mal wieder ein Abschlüsschen der Hausherren, aber auf Links geraten wir jetzt kaum noch in Gefahr, jut jemacht!
Beide Mannschaften üben sich weitgehend erfolgreich in Fehlervermeidung, was die Partie für jeden unbeteiligten Zuschauer wohl zu einer lausigen Angelegenheit macht. Jetzt aber Union: Rechts ist Haberer frei, scharfe Hereingabe ins Zentrum – schade! Hätte er vielleicht selbst abschließen sollen? Hätte-hätte, aber wir meldeten uns zurück. Jetzt aber Gladbach: Vogt klärt, aber ein Weißer geht zu Boden, natürlich im Strafraum. Diesmal zögert Schiri Slager keine Sekunde: Gelb für den Schwalbenmann!
Beim nächsten Angriff der Unseren wird der echte Hollerbach gefoult. Er bleibt blutend am Boden, muss ausgewechselt werden, Benes kommt rein. Unser Bundesliga-Song erklingt gut hörbar. Wir über links mit dem ebenfalls neu in die Partie gekommenen Vertessen – schade, Ball im Toraus. Union macht jetzt doch nochmal ordentlich Druck. Auf den Rängen ringen beide Lager um die bessere Hörbarkeit. „Vorwärts Borussia, schieß ein Tor!“ versus „Auf geht’s Union, Kämpfen und Siegen!“
85. Minute, Benes passt wunderbar auf Vertessen! Der setzt sich gegen zwei Gegenspieler durch, zieht ab – der Ball prallt an den Außenpfosten und von dort ins Toraus. „He FC Union!“, begleiten unsere Auswärtsfahrer die nunmehr beste Chance dieses Spiels. Auch ich hatte den Jubler schon fast herausgebrüllt. 8 Minuten Nachspielzeit zaubert der Schiri ausm Hut – und jetzt kommt nochmal Gladbach. Lange agieren sie vor unserem Strafraum, bevor sie es hintenherum versuchen müssen. Aus dem Heimpublikum ertönen Pfiffe.
4 Minuten sind herum, Freistoß für Union, dann wieder Gladbach: Freddy ist dazwischen, Doekhi klärt ins Seitenaus, dann passiert es doch noch. Gladbach über links ins Zentrum, Abschluss, unsere Tormaschen zappeln. Ganz Gladbach jubelt derart heftig, wie wir es im umgekehrten Fall getan hätten. In der 96. abgefangen zu werden fällt zweifelsfrei unter Höchststrafe, aber Freund Christoph ausm Gästeblock ist verhalten optimistisch: „Gladbach schien schlagbar – aber Union blieb eben doch zu harmlos. Dennoch habe ich den Eindruck, dass wir den Klassenerhalt etwas zeitiger sichern als zuletzt.“ Darum geht’s, Eisern heißt dit!
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024