Einfach nur stolz auf Union Berlin trotz Pleite gegen Slavia Prag

Slavia Prag besiegt Union Berlin

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Internationaler Fußball mit Union, das allein ist schon ein wunderbares Ding. Und dann auch noch in jener Stadt, in der ich etliche der schönsten Tage und Nächte meiner Jugendzeit verlebte. Sehnsuchtsort Prag, Perle an der Moldau, das Fässchen an der Karlsbrücke, all die klanghaarigen Freaks und wunderschönen Mädchen – mein Mekka des Ostens. Wie gern wäre ich mitgefahren …

Aber mein Leben ist nun mal so, wie es ist. Ich habe die Erinnerungen – und dank zweier Nachbarn sogar je Halbzeit einen Fernseher, in dem ich das Spiel sehen kann. Und dessen Lautsprecher mir zunächst vor allem Eiserne Stadiongesänge präsentieren! Knapp 3.000 Eiserne seien vor Ort, im Laufe des Abends fällt eine größere Zahl. Egal, die Unioner auf den Rängen singen, die aufm Platz stürmen nach vorn!

„… in scheinbar aussichtslosen Kämpfen!“

Awoniyi, Kruse – schade! „Dem Morgengrauen entgegen“, schallt es von den Rängen. Nicht mal fünfeinhalb Minuten von der Uhr, da haben wir die erste Gelbe. Kann man geben, aber der Schiri gibt gern reichlich, verrät der Kommentator. Nach 9 Minuten auch der erste Torschuss des tschechischen Meister, zum Glück daneben. Die Prager kommen, Knoche klärt! „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!

Taiwo gegen 3, wird leider abgefangen. Im Gegenzug Slavia, Luthe lenkt den Ball ins Aus. Ecke, sie bringt zum Glück nichts ein. In der 14. Minute wird Taiwo gehalten, er spielt weiter – und bekommt eine völlig unberechtigte Gelbe, was für ein Mist! Das wird ihn, den bulligen Fighter, elendig bremsen! Prag greift weiter an, bestimmt jetzt das Spiel. Vier Minuten später gehen sie in Führung, der 2. Ball war drin.

Slavia dreht auf

Und wie antwortet Union? Mit Angriff! Freistoß Kruse, fast eine Ecke. Aber Taiwo traut sich nicht mehr ganz so – Kunststück, mit seiner sinnfreien Gelben im Nacken! „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir, und ist der Sieg auch noch so fern!“, kommt es von den Rängen An der Alten… ach, nee, wir spielen ja in Prag! Jetzt kriegen auch wir mal nen Freistoß für nichts, leider bringt er auch nur selbiges. Nun doch die 1. Eiserne Ecke … abgewehrt.

Prag spielt ein fieses Pressing, immer wieder holen sie sich die Bälle. Schon wieder verspringt uns der Ball, geht es gegen unser Tor. Klar, die sind ganz sicher die besser besetzte Mannschaft, und das spielen sie jetzt auch aus. Trotzdem kommen auch wir mal wieder zum Zuge. Mist, Ballverlust im Mittelfeld, Slavia erkämpft die nächste Ecke. Zum Glück geht der Schuss drüber und daneben, kurzes Aufatmen. „F-C-U-Fußballclub Union Berlin!“ brüllt das Stadion, und unsere kämpfen sich vors Prager Tor.

Wir haben keine Chance – nutzen wir gerade die!

Ecke – schade, und schon geht’s wieder anders lang. Ecke Prag – Luthe hat ihn. Nun kriegt auch Slavia die 2. Gelbe, aber schon wieder wuseln sie in unserem Sechzehner herum! Zum Glück können wir klären, doch was ist das? Ein Unioner foult … taktisch – Mist, es ist Paul Jaeckel, und der hatte schon Gelb. „Leider richtig“, lässt mich Blocknachbar Torsten Eisenbeiser wissen, wir nur noch zu zehnt, noch gut 50 Minuten lang!

 

 

„Eisern Union“, singen unsere Auswärtsfahrer, da fällt ein Prager, dieses Mal in unserem Strafraum. „Steh auf!“, signalisiert der Schiri, nichts mit Strafstoß! Aufatmen, ich sah den Herrn bereits auf den Punkt zeigen. Prag greift weiter an, zum Glück erst mal Pause. Die Lage ist scheinbar aussichtslos, aber das kennen wir doch, oder? Da ist der Rückstand, wir in Unterzahl, dazu Taiwos lähmende gelbe Karte. „Die haben keinen Keller, wa?“, frage ich meinen Gastgeber für die 2. Halbzeit. Der nickt bestätigend: „Nur Keller voller Bier!“

Ein Eisernes Tor wie aus dem Lehrbuch

Weiter geht’s, die Unioner singen, Prag stürmt, ohne echte Gefahr auszustrahlen. Jetzt kommen wir: Taiwo spielt links raus, der Ball kommt zurück ins Zentrum, der Schuss geht knapp daneben – „Eisern Union!“ Nun auch ein echtes Duell auf den Rängen: „Fußballclub Union Berlin, mein Lebenselixier“ gegen „Slavia!“ Urs schickt sich an, vier neue Spieler zu bringen – da greifen Kruse-Awoniyi an – und die Tormaschen zappeln! Wir jubeln noch, da sehen wir die Fahne des Linienrichters.

Leider wirklich Abseits, und leider verlässt unsere Offensiv-Duo den Platz. Max Kruse wirkt alles andere als glücklich darüber, aber was soll er machen? Freistoß Union, leider in die Arme des Keepers. „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin!“ Und die Unioner stürmen weiter, nun mit der neuen Offensive: Voglsammer steckt zu Becker durch, steil nach rechts. Der sieht Behrens frei im Strafraum, passt – und ja verdammt, das Ding ist drin, Union ist zurück!

Und ich höre nur Unioner

Prag greift an, aber Union hält stark dagegen, kontert. Den nächsten Ball auf unser Tor pflückt Luthe aus der Luft. Angriff Union, Pass in die Spitze – schade, abgefangen. Die Minuten ticken herunter, ohne dass Slavia groß was reißt – gerade da erreicht ein abgefälschter Ball einen ihrer Stürmer, direkt vor unserem Tor, sie führen wieder, so ein Mist! Während Prag weiter angreift, erklingt von den Rängen unser Mantra. Auch, als wenig später das 3:1 gegen uns fällt, höre ich fast nur unsere Auswärtsfahrer.

Und es bleibt so, auch noch lange nach Abpfiff, und Urs Fischer bringt es auf den Punkt: „Den Unionfans geht es darum, dass die Mannschaft alles versucht.“ Und genau das haben sie heute getan, gegen einen Gegner, der sicher stärker ist als unsere Mannschaft, na und? Ich bin einfach nur stolz, auf unsere Fußballgötter, die Unioner auf den Rängen. Alles andere wäre nur Fußball. Gern hätte ich Prag, Moldau und das schwarze Bier genossen – nun genieße ich es einfach nur, Unioner zu sein, das alles irgendwie mitzuerleben: FC Union, unsre Liebe, unsre Mannschaft, unser Stolz – Eisern!


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