Frank Nussbücker: Union-Pleite bei Bayern - Eiserne sorgen für Stimmung in der Operettenschüssel

Union-Pleite gegen Bayern auswärts

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Würde es dieses Mal klappen mit dem ersten Sieg gegen den Rekordmeister? Nun, sie würden es versuchen, auch wenn auf den letzten Metern such noch der Käpten Corona-bedingt ausfiel. In der Münchner Arena erklingt zunächst das „Eisern Union“ von den Rängen. Stimmt ja, knapp 1.500 Eiserne sind ja dort. Den ganzen Tag schon verfolgte ich Notizen ihrer Anfahrt im Netz. Das Spiel beginnt, Müller stolpert sich vor unser Tor. Bald folgt eine Bayern-Ecke, sie belagern unseren Strafraum.

Dann aber ein langer Ball der Unseren nach vorn, Ryerson flankt aus dem rechten Halbfeld ins Zentrum zu Becker, der knapp am Kasten vorbei köpft und leider nur das Außennetz trifft. Eine tolle Chance, begleitet von den Eisernen auf den Rängen. Vier Minuten später verpasst Taiwo Awoniyi knapp das Zuspiel, aber Union bleibt dran. Dann jedoch ein Fehler in unserem Aufbauspiel, Lewandowski steht allein vor Andi Luthe, der den Ball in letzter Sekunde rauskratzt. Auch Müllers anschließender Heber landet nicht im Netz – Aufpassen!

Der Ball will nur in unser Tor

Und schon wieder gewinnen die Bayern den Ball, aber der finale Schuss geht daneben und drüber. Der Radiokommentator bemerkt, wir seien von den Tabellenplätzen fürs internationale Geschäft ins Mittelmaß abgerutscht, faselt von „Tristesse Royal“. Die aber höre ich eher im weiten Rund der Münchner Schüssel, abgesehen von unseren Auswärtsfahrern. Taucht ein Münchner in der Nähe unseres Tors auf, sind sofort einige Unioner bei ihm, die Mitte ist generell dicht. Leider kommen wir noch nicht zu gefährlichen Kontern.

Verdammte Schein-Sicherheit, schon landete ein scharfer Distanzschuss in unserem Netz. Luthe war noch dran und habe nicht gut ausgesehen, sagt der Radiokommentator. Union antwortet gewohnt offensiv. Freistoß durch Oczipka, punktgenau auf Robin Knoche! Der zieht ab, zwingt Neuer zur Glanzparade, welche leider von Erfolg gekrönt ist. Das war DIE Chance zum Ausgleich. Aber schon wieder Union. Becker auf Awoniyi, beide hatten die gesamte Münchner Hintermannschaft alt aussehen lassen – um Zentimeter am Tor vorbei, verdammte Axt!

Sogar paar Bayern-Fans im Stadion

„He FC Union!“, schallt es von den Rängen. München über rechts, aber Unsere stellen weiter gut zu, dann wieder ein Vorstoß durch Taiwo Awoniyi, in der Mitte ist Sheraldo Becker anspielbereit. Sein Kollege sendet ihm das Spielgerät, Becker zieht aus 20 Metern ab – leider genau auf Neuer. „Union, Union!“, schallt es von den Rängen. Der nächste Münchner Angriff bringt den Hausherren eine Ecke ein. War das etwa Handspiel eines Unioners? Aber nicht doch, der Arm war angewinkelt. Kurzer Check – kein Elfer.

Dafür der Ball kurz drauf schon wieder in unserem Tor, schon wieder nach einer Ecke. Der alte Fluch, wenn du vorn deine Chancen nicht nutzt. Die Hausherren nicht gut, aber clever – und auf den Rängen zelebrieren sie, animiert vom Arena-Ansager, das handelsübliche „Danke“ Bitte“ im 0815-Format. Einen weiteren Münchner Angriff später hört man das Operettenpublikum auch mal einfach so, es klingt nach „Olé FC Bayern“. Und wieder greifen sie an, verlieren den Ball an Awoniyi, der gibt ihn vor auf Becker, doch Neuer kann ihm das Spielgerät ablaufen.

 

 

Es kommt janz dicke …

Die beiden Eisernen Stürmer stressen die gegnerische Abwehr immer wieder, nur leider bisher ohne Torerfolg. Fehlpass Bayern, Taiwo im gegnerischen Strafraum, der Ball kommt zu Möhwald, der ihn aus 25 Metern neben das Tor setzt. Dann Gelb für Baumgartl, der Lewandowski berührte. Freistoß Bayern, Taiwo köpft ihn aus der Gefahrenzone. Beim nächsten Bayern-Vorstoß fliegt Andi Luthe an der Flanke vorbei, der Schuss des Stürmers geht zum Glück drüber.

Von den Rängen erklingt das Mantra. Wieder Sheraldo auf Taiwo – leider Abseits. Als kurz vor der Pause Andi Luthe auf den heranstürmenden Lewandowski losgeht und ihn zu Fall bringt, heißt es sofort: Elfmeter für Bayern. Der Gefoulte verwandelt, auch das noch. „Wir schlagen uns selbst“, lese ich im Mittellinien-Chat. Kurz nach der Pause das 4:0 für die Hausherren – und wieder ein vieles versprechender Angriff der Unseren. Abschluss durch Genki, Neuer wehrt zur Seite ab, Taiwo versucht es aus spitzestem Winkel – ein Bayer klärt auf der Linie.

„Für ein Heimspiel seid ihr ganz schön laut!“

Ecke für Union, Oczipka flankt in den Sechzehner, wo der Ball nach halbherziger Abwehr bei Knoche landet. Der wird umgetreten – und anders als eben beim Operettenstar gibt es hier keinen Strafstoß. Das Spiel läuft weiter, irgendwann wieder Ecke Bayern, fast ein Konter von Union. Irgendwie, ich schreibe es ungern, ist der Drops gelutscht. Nur nicht auf den Rängen, wo jetzt nur noch unsere Auswärtsfahrer zu hören sind. Gern auch mit Spitzen gegens Operetten-Publikum des Rekordmeisters wie: „Ohne Union wäre hier gar nichts los“ oder „Für ein Heimspiel seid ihr ganz schön laut.“

Ja, es gibt diese Tage, an denen einzig das Freude bringt, wofür die meisten von uns ins Stadion gehen: die Mannschaft unterstützen, den Verein und das Leben feiern. Urs Fischer brachte mit Voglsammer und Schäfer, bald danach Michel, neue Offensivkräfte, aber es wollte uns nichts glücken an diesem Tag. Ein paar Fehler und ein starker Heimtorwart hatten den Unterschied gemacht. Die letzte halbe Stunde passierte nur noch auf den Rängen nennenswertes. Ein Hoch auf unsere Auswärtsfahrer. Sie hauchten der rekordmeisterlichen „Tristesse Royal“ im Münchner Schnarch-Arena einen ordentlichen Schuss Leben ein. Mund abputzen, am 1. April An der Alten Försterei geht’s mal wieder um alles!


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