Frank Nussbücker: Wunder gibt’s nächstes Mal - FCU muss sich dem FC Bayern geschlagen geben

Union Berlin mit Pleite beim FC Bayern

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Ganze 3 Tage nach dem irren Europapo-Abend An der Alten Försterei musste unsere Mannschaft zum mit Abstand besten Club der Bundesliga reisen. Der Rekordmeister, reichlich angefressen ob der Niederlage vom letzten Wochenende bei Borussia Mönchengladbach, hatte im Gegensatz zu unseren irdischen Fußballgöttern eine Woche Vorbereitungszeit. Sicher nicht die beste Ausgangsbasis für unser Match gegen die 995,7 Millionen Marktwert-Truppe von der Säbener Straße.

Urs Fischer indes hielt sich nicht mit Klagerei und Meckerkunde auf: „Die Situation ist, wie sie ist“, stellte er auf seine trockene Art fest. Den Gegner schätzte er nach der jüngsten Niederlage als „besonders gefährlich“ ein: „Sie sind gereizt, genau dann sind sie bereit.“ Nun würden wir sehen, was unsere Mannschaft samt Stab und knapp 4.000 Eisernen auf den Rängen in der Münchner „Arroganz“-Arena gegen den haushohen Favoriten auszurichten vermochte.

Gegnerischer Sturm und fast eine fast-Chance

Ich sag mal: Ich bin mit Schuld daran, dass es so kam, wie es kam. Nach Europapo-Wahnsinn, Lesung und Berlinale fühlte ich mich gestern Abend am Radio derart platt, dass ich meine Arme zum Jubeln kaum hochgerissen bekommen hätte. Das Spiel begann, und die Bayern bestürmten unseren Strafraum. Während sie über die linke Seite attackieren, flüchten die Zuschauer nahe der Pressetribüne vor den sich auf sie stürzenden Schneemassen. 3. Minute – Eckball Nummer 1.

Der Ball kommt gefährlich rein, doch Roussillon stört. Frederik Rønnows Abschlag findet Urs Fischer an der Seitenlinie. Die Bayern frei vor unserem Tor, doch Herr Müller braucht zum Glück einen Tick zu lange. Jetzt Union, aber Jordy bleibt hängen, schon wieder die Bayern, Robin Knoche klärt. Schon wieder haben sie uns die Pille weggenommen, Schuss auf unser Tor, zunächst abgewehrt. Rani liegt am Boden, die Freunde Katars spielen weiter, pfui! Kurz darauf fast eine Chance für uns, Betonung auf fast.

Einsamer Angriff inmitten des Dauerdrucks

15. Minute, Unsere stürmen vor! Laïdouni passt auf Roussillon, der zieht ab – genau in die Arme des Bayern-Keepers! Da war sie endlich, unsere erste echte Chance inmitten des bajuwarischen Sturmlaufs. Schon sind sie wieder in unserem Sechzehner, Knoche verteidigt, Ecke Bayern. Ball kommt rein, weggeköpft, erneute Flanke in den Strafraum, Diogo klärt, nächste Ecke. Es kommt zum Direktschuss, aber Frederik ahnte die Ecke, hat ihn! Wie lange geht das noch gut?

In Minute 22 haben auch wir mal eine Ecke. Trimmi spielt sie kurz, Jordy läuft ein, kann aber den Ball nicht stoppen, Gegenangriff der Hausherren! Zum Glück haben sie es nicht soooo eilig, dass Unsere schnell wieder hinterm Ball sind. Am Ende klärt Knoche. Gegnerische Flanke von rechts, Schuss – erneut wirft sich Abwehrrecke Robin dazwischen. Von den Rängen klingt unser Schalgesang – gesungen von den Bayernfans?

 

 

Fast die richtige Antwort

Jordy rettet, der Gegner geht zu Boden, aber kein Foul! Die Bayern laufen auf unseren Block zu, schießen, Rønnow packt zu! Nach einigen weiteren Bayern-Angriffen inklusive Glanztaten unseres wackeren Keepers und seiner Vorderleute zappelt der Ball in Minute 31 dann doch in unserem Netz. Erstklassig herausgespieltes Führungstor der Hausherren, muss ich neidlos zugestehen. Die Bayernfans besingen den Alleinvertretungsanspruch ihres Clubs bezüglich Gravuren auf der Meisterschale. Und wie reagiert unsere Mannschaft?

Zunächst mit einem Ballverlust, doch Thorsby rettet auf Kosten einer Gelben Karte. „1. FC Union Berlin“, vernehme ich unsere Auswärtsfahrer. Den nächsten gegnerischen Angriff klärt Rani – und plötzlich Union über rechts: Becker flankt auf Laïdouni, der ist frei am Sechzehner, zieht ab – Riesenmöglichkeit für uns, doch der Ball pfeift zwei, drei Meter am gegnerischen Gehäuse vorbei. DAS wäre es gewesen, und wer weiß, was hätte-hätte …

Der Drops ist gelutscht

Drei Minuten später plärrt die Beschallungsanlage zum zweiten Mal ihre Marschmusik. Unsere greifen an, der Torwart hat ihn. Dann geht’s wieder andersherum: Bayern attackiert, erobert die zweiten Bälle, passt in die Spitze. Sind Unsere jetzt so platt, wie ich es am Anfang fürchtete und war? „F-C-U-…“ höre ich unsere Auswärtsfahrer, bevor sie von den Gesängen der Heimfans übertönt werden. Das Häppchen-Publikum verlässt bereits in Scharen den zugigen Arena-Innenraum, als das Marschgedudel zum dritten Mal ertönt. Dann ist auch für alle anderen Pause.

 

 

Der sprichwörtliche Drops ist gelutscht, oder? Auch in Hälfte 2 verteidigen unsere Mannen zumeist recht gut, und die Bayernspieler halten den Druck hoch. Immer mal wieder ergeben sich Umschaltmomente, doch ehe es richtig losgeht, sind da schon wieder zwei, drei Bajuwaren, um unseren Konter im Ansatz zu ersticken. In Minute 55 aber Freistoß Trimmel aus etwa 45 Metern. Becker nimmt an, schießt, doch Herr Müller klärt zur Ecke. Der Ball findet Doekhis Kopf – schade!

Unfreiwilliges Kompliment der Meistersinger

Aber ein Missverständnis in der Bayern-Abwehr! Wir kommen zum Schuss, der Keeper zeigt sich unsicher, erst im Nachfassen hat er das Ding. Auch dies einer der – zugegeben äußerst wenigen – potenziell magischen Momente. Was wäre gewesen, wäre das Ding im Netz gelandet? Wir werden es nicht erfahren, und es sind auch weiterhin die Bayern, die nach vorn stürmen. Wieder und wieder ist es Frederik Rijs Rønnow, welcher weitere Einschläge verhindert.

„Die Mannschaft hat stets am Limit gespielt … wie lange geht das gut?“, habe ich unseres Trainers Worte im Ohr. Auch das Wettkampfglück war uns zuletzt sehr oft hold. Gestern nicht, und der Gegner zeigte sich als ganz klar besser. Ranis Unmut und die ganz sicher tiefe Enttäuschung unserer Mannschaft verstehe ich voll und ganz. Allein schon, dass sich das Heimpublikum zu „Ihr werdet nie Deutscher Meister!“ bemüßigt sah, zeigt mir, dass diese Saison nach wie vor irre ist. Wobei sie Unrecht haben, denn natürlich werden wir Deutscher Meister: „Irgendwann!“ Eisern heißt dit.


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