Frank Nussbücker: Stark begonnen, kalt erwischt – Union verliert dann doch in Leverkusen

Leverkusen besiegt Union Berlin

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Wieder einmal Leverkusen: 2.000 Unioner machten mit „1. FC Union Berlin – und alle!“ die dortige Arena zu Spielbeginn zum gefühlten Heim-Stadion. Auf dem Platz Fehlpässe auf beiden Seiten im Mittelfeld, einem Angriff Unions folgte ein Leverkusener Konter. Noch immer wirken unsere 2.000 Auswärtsfahrer mit „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken“ lauter als der Rest, zumindest am Bildschirm.

So gut dieser die Stadionkulisse rüberbrachte, musste ich den Ton kappen, weil dieser eine knappe Minute hinter den Bildern hinterherhinkte. Ballgewinn Union, Ilic stürmt auf links vor, passt ins Zentrum – eine Torwartparade verhindert unseren Jubel! Freistoß Leverkusen, Freddy stellt eine zwei-Mann-Mauer, klärt zur Ecke. Die geht direkt ins Aus. Kurz darauf Ecke für uns: Trimmi bringt sie gut in den Sechzehner, der finale Abschluss aus nächster Tornähe geht knapp vorbei, Eisern Union!

Eiskalt und wie aus dem Lehrbuch – wir liegen hinten

Unsere Mannschaft spielt hier nicht nur mit, sie setzt Nadelstiche und steht hinten bislang sicher. Leverkusen baut lange auf, nahezu ohne Raumgewinn, so kann das gern weitergehen. Unser nächster Angriff geht ans Außennetz, Abseits? Egal, weiter so, Männers! Wann kommt der erste entscheidend durch? Leverkusen greift beständig an, doch noch findet der letzte Pass dank Eiserner Defensivarbeit keinen Abnehmer.

Freistoß Rani, die Fernsehbilder zeigen kreiselnde Schals im Gästeblock. Dann aber ein Fehler in unserem Aufbau, Leverkusen auf rechts durch – zum Glück ist niemand von denen mitgelaufen. Doch kurz darauf nahezu dasselbe Szenario – und diesmal findet der tödliche Pass ins Zentrum seinen Abnehmer. Freddy hat keine Chance, der Ball zappelt in unserem Netz. Eine eiskalt durchgespielte Aktion bringt die Hausherren in Führung.

Es gehört sich nicht!

Sie bleiben hart am Drücker: Geflipper in unserer Hälfte, und immer wieder kommen sie über ihre rechte Seite! Querpässe übers gesamte Feld, gefühlte 111% Ballbesitz, unsere Mannschaft wirkt angeschlagen, Leverkusen plötzlich wie im Rausch, trotz englischer Woche. Wir kommen nicht mehr vors gegnerische Tor, selbst nach Trimmel-Freistoß in Minute 40. Bloß kein zweites Gegentor vor der Pause!

Es kommt auch keins, stattdessen knallen zwei Leverkusener Spieler im eigenen Strafraum mit den Köpfen zusammen. Einer der beiden bleibt am Boden liegen, ein Cut am Auge wie nach einem Volltreffer vor Iron Mike in seinen besten Zeiten. Sanis kommen mit einer Trage, unsere Mannschaft versammelt sich an der Seitenlinie. Da ich ohne Ton guckte, hörte ich auch nicht die Eisernen Hohngesänge aus dem Gästeblock.

 

 

Doppelter Schmähgesang und der erneute Schock

Wohl aber Freund und Allesfahrer Christoph, dem vor Ort die „Gehässigkeit“ aufstieß, „mit der im Gästeblock minutenlang die schwere Verletzung kurz vor der Halbzeit gefeiert wurde, abstoßend und beschämend!“ Freund Marcus, ein langjähriger Torwart, gab zu bedenken, dass man von dort aus die Schwere der Verletzung aus Sichtgründen womöglich nicht mitbekam. Matze Koch schildert in seinem Video nach dem Spiel, dass Steffen Baumgart vor unsere Auswärtsfahrer getreten sei, um das „Steh auf, du Sau!“ zu beenden. Kurz drauf, nun lag einer der Unseren am Boden, bedienten sich auch die Heimfans jenes Slogans, berichtet Stadionnachbar Dennis aus dem Gästeblock.

Fakt ist: Mit 1:0 gegen uns und einer erheblichen Schwächung der Leverkusener durch den Ausfall des verletzten Grimaldo gings in die Pause. Bereits kurz nach ihr waren die Messen dann schnell gesungen: Ging der erste Abschluss noch drüber, unterlief unserem wackeren Schlussmann kurz darauf ein den-machste-nur-einmal-im-Leben-Fehler, und unsere Tormaschen zappelten erneut. Ob Karma oder nicht, ich musste mir jetzt zur seelischen Stärkung Gessner-Festbier und besten Rum holen – Botucal hilf!

Heftig angeschlagen

Ganz im Gegenteil, schon fiel das 3:0, welches zum Glück – Abseits und/oder Botucal sei Dank – nicht zählte. Unsere Mannschaft versuchte aufzubauen, aber spätestens der dritte Pass landete beim Gegner, wurde von diesem erobert – und einmal mehr ging’s in die Richtung unseres Gehäuses. Freistoß Union – fast-Konter Leverkusen. Ton und Bild passen jetzt wieder zusammen, so höre ich den Kommentator von „Richtung KO für Union“ parlieren.

 

 

Ja verdammt, genau danach siehts hier aus. Kunststück, finde dich mal janz schnell wieder, wenn du zwei derartige Wirkungstreffer erhalten hast. Waren die Leverkusener Spieler womöglich zusätzlich angestachelt durch die Häme gegen ihres Verletzten? Die Frage ist ernst gemeint, sie richtet sich besonders an Leserinnen und Leser mit ordentlich Erfahrung aufm Platz.

Mund abputzen, Eisern bleiben

Auch ich musste weiterhin ans Boxen denken. Hatten uns die Leverkusener doch in ihre Ecke genagelt und schenkten uns weiterhin ordentlich ein. Auch auf den Rängen dominierten jetzt die Heimfans, unsere Mannschaft verteidigte derweil. In Minute 67 immerhin mal wieder ein Abschluss für uns durch Köhn, kurz drauf kassiert Trimmi die Gelbe. Baumi wechselt durch, erst drei, dann zwei, einige Neue bringen einen Hauch Entlastung.

Köhn aus der zweiten Reihe und Rani vorm Tor sorgten für zwei weitere Abschlüsse, und auch Freddy durfte sich nochmal mit einer Parade auszeichnen. Unsere Mannschaft hielt das 0:2, welches auch weitaus höher hätte gegen uns ausfallen können. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir“, vernehme ich auch nochmal unsere Auswärtsfahrer. Schade, der Beginn dieses Spiels versprach einiges, bevor es so kam, wie geschildert. Ich danke Steffen Baumgart für seinen Einsatz kurz vor der Pause. Wir sehen uns im Stadion, Eisern heißt dit.


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