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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Beim großartigen Auftritt unserer Eisernen Auswärtsfahrer in Prag musste ich sofort an unsere beiden Pokalfights bei Borussia Dortmund denken. Im Herbst 2016 und 2018 feierten wir dort unsere Mannschaft und unseren Verein, während und noch lange nach dem Spiel! Niemals werde ich vergessen, wie wir beim zweiten Mal die gesamte Pause hindurch unsre Liebe, unsre Mannschaft, unsern Stolz besangen – genau wie die 3.000 Eisernen vor 3 Tagen in Prag.
Dass jetzt nur gut 500 Gästekarten für den Signal-Idunesen-Park zu Lüdenscheid-Nord verkauft wurden, hat ganz sicher viele Gründe. Glücklich macht mich, dass überhaupt so viele Auswärtsfahrer an den Start gehen, trotz englischer Woche und der zu Lüdenscheid herrschenden miesen Gastfreundschaft der Vereins-Funktionäre. Bereits beim ersten Pokalfight stellten sie unsere Geduld mit ihren sechs funktionsschwachen Drehkreuzen am Einlass arg auf die Probe.
Ein Wunder, dass damals nichts passierte – und nochmal danke an die Polizei, welche der dummdreisten Aussage der Veranstalter widersprach, wir hätten einen Einlass-Sturm provoziert. Aber gut, damals kamen wir bis Spielende wenigstens noch alle rein in die Iduna-Schüssel. Unvergessen bleiben auch die beiden Spiele selbst, doch was wir damals trotz Niederlagen als riesige Achtungserfolge erlebten, ist mittlerweile der schnöde, harte Kampf um Punkte.
Um Erstligapunkte wohlgemerkt! Also ist das Ganze dennoch wie überhaupt ein Grund zur Vorfreude auf dieses Spiel. Vor dessen Anpfiff, kurz nach dem harten Kampf in Prag, gilt auch hier wieder: Eigentlich haben wir nichts zu verlieren! Verdammt schwer ist es dennoch, gegen diese Mannschaft zu punkten, was uns bislang in 2 Pokal- und 2 Bundesligaspielen nicht gelang. Die ersten zwei Heimspiele dieser Saison gewann Deutschland zweitreichster Club übrigens, gegen harte Brocken der Liga.
Also los! In meinem Hinterkopf die Hoffnung, dass wir so kompakt stehen, wie uns Urs es stetig anmahnt. Ich denke dabei auch an jene Worte von Union-Trainer Heinz Werner vor dem Spiel gegen einen ebenfalls weit überlegenen Gegner: „Drei, vier Chancen werden wir haben, eine davon müsst ihr nutzen!“ Und kaum war der Anpfiff ertönt, da hat sich der wuchtige Taiwo bereits vors gegnerische Tor getankt und lässt deren Maschen zappeln!
Leider befand sich zumindest sein Oberkörper im Abseits, und so lässt des Linienrichters Fähnchen meinen Jubel abrupt verstummen. In der 6. Minute greift Dortmund an, zweieinhalb Minuten später landet ein Union-Vorstoß in den Armen des Dortmunder Keepers. 9.40 erfolgt, am Ende etlicher Doppelpässe, der erste Torschuss der Idunesen – sie führen, die Stadionanlage dudelt. Zugegeben, auch die Dortmunder Fans sind laut!
Kurz drauf fällt Miss Penalty ganz, ganz böse hin. Oh je, hat bestimmt wehchen getan – und wir kriegen dafür die Gelbe! Ecke Union, zweiter, dritter Ball, Gestocher – schade! Nun aber greift die Borussia an, gnadenlos. Luthe hat ihn, kurz drauf rettet der Pfosten, dann schon wieder Andi Luthe, bevor sie dann doch wieder das Gedudel anstellen können. Rechts steht immer ein gelber frei, und Haaland köpft die Hereingabe zwischen zwei Unionern hindurch – Luthe war sogar noch dran …
Dortmund macht weiter das Spiel, brutal überlegen. Das nächste Mal passt unsere Hintermannschaft auf, und nach einem Max-Freistoß erkämpfen wir sogar ne Ecke. Dann wieder die Karten-farbige Heimmannschaft – über die wieder offene rechte Seite. Diesmal nichts, genau wie für uns Taiwo und Marvin der Erfolg versagt bleibt. Mit einiger Erleichterung vernehme ich den Pausenpfiff.
Als die Fernsehtante von einer „weiter spannenden Spiel“ faselt, will ich schon wütend werden. Zockt die vielleicht, und dabei wird’s jetzt spannend? Anpfiff, schon ist Dortmund wieder vor unserem Tor – Luthe erwischt den Ball vor dem Angreifer. Es folgen zwei Dortmund-Karten. Eine für die Gelbhemden nach Foul an Taiwo, eine für uns nach aus meiner Laiensicht unnötigem taktischen Foul. „So kommste inne Zeitung, aber dit wars ooch schon“, schlägt mein Nachbar in dieselbe Kerbe.
Angriff Gelb über rechts, Marvin erwischt den Ball unglücklich, sie dürfen schon wieder jubeln. Wird’s jetzt ne „janz enge Kiste“? Aber nicht mit unserer jetzigen Mannschaft! Angriff Union, gefährlich vors Tor, Foul an Behrens, der Schiri geht Video kieken. Er kommt zurück mit dem Elfer für uns. Max tritt an, verlädt den Torwart, Ehrentreffer?! Vergessen wir‘s, Max schnappt sich den Ball, befördert ihn zum Mittelkreis – Union ist wieder da!
Erst einmal muss Andi Luthe einen gefährlich abgefälschten Ball abwehren, dann wieder Union. Über rechts dringen sie vors gegnerische Tor – der Keeper hat ihn, Eisern Union! Und schon wieder sind sie vorm gelben Gehäuse, begleitet vom „Wir lieben Union, jawoll!“ unserer Auswärtsfahrer. Weitere Ecken folgen, schließlich Gießelmann auf Voglsammer, und drin ist der Ball! Wie irre ist das denn, Eisern Union! Wird das heute die Sensation?
Sie wird es nicht, denn kurz drauf stellt die Borussia mit einer echt sagenhaften Bogenlampe den 2-Tore-Vorsprung wieder her. An meinem Stolz auf diese Union-Mannschaft ändert das nichts. Und zum Schluss doch noch ein herzlicher Gruß nach Dortmund: Gleich neben dem Iduna-Dom, im Biergarten „Rote Erde“ (benannt nach dem von hier aus sichtbaren alten Stadion der Borussia), feierte ich zweimal inmitten rot-weißer und schwarz-gelber Fußball-Bekloppter den Sport, den viele von uns so lieben. Hier lebten wir Fußball, und das tun wir wieder, eines Tages auch einem Sieg unserer Mannschaft, Eisern!
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024