Frank Nussbücker: Union stürmt, Union drängt – und verliert gegen effektive Wolfsburger

Union Berlin verliert in Wolfsburg

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Vierzehn Mal hintereinander konnte der VfL Wolfsburg daheim kein Pflichtspiel gewinnen, der letzte Heimsieg war irgendwann im Januar. Wir hingegen konnten noch nie in der VW-Stadt mit dem Bahnhaltepunkt gewinnen. War unser geliebter Verein mit 4.000 Eisernen auf den Rängen hierhergereist, um hier den ersten Sieg zu erringen, oder mal wieder die Negativserie eines Kellerkinds der Bundesliga-Tabelle zu beenden?

Nsoki stand erstmalig in der Startformation, hinten links für Leite. Vor der Abwehr auf den Außenbahnen Köhn und Trimmi, Jeong gab die einzige Spitze, hinter ihm sollten es Ansah und Haberer richten, Rani fehlte gesperrt. Und los gings, noch in Minute 1 zeigte Jeong unseren ersten Abschluss, leider nur übers Tor, aber immerhin. Zu hören waren zunächst nur Wolfsburger Gesänge. Es gab Auseinandersetzungen mit der Polizei, woraufhin unsere Szene den organisierten Support verweigerte, vermeldete der Kommentator.

Wir liegen zurück

Die Wolfsburger kamen schnell wie gefährlich vor unser Tor, doch Freddy warf sich nahe der Strafraumgrenze dazwischen, ließ den letzten Pass nicht ankommen. Unsere versuchten was auf rechts, kamen aber nicht durch. Das Stadion hörte sich recht laut an, obgleich viele Plätze im Heimbereich freigeblieben waren. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“, schalteten sich unsere Auswärtsfahrer zu.

Kurz darauf hakte mein Stream – und schon stand es 1:0 gegen uns. Ein Wolfsburger Nationalmannschafts-Aspirant ging links durch, zog ab und versenkte die Kugel eiskalt ins kurze Eck. Sein erstes Tor der Saison, unser frühester Gegentreffer in selbiger – stimmte heute mal wieder „alles“? „Union, Union!“, vernehme ich unsere Auswärtsfahrer, alsbald gemeinsame Gesänge von Heim- und Gästefans gegen Verbände und Institutionen.

Der Gegner trifft ins Tor, wir das Gebälk

Unsere Mannen versuchen vergeblich, in den gegnerischen Sechzehner einzudringen. Wir bekommen die Angriffe nicht zu Ende gespielt, der Gegner hingegen überbrückt schnell mal das Mittelfeld. Sie stoppen Ansah taktisch, Gelb für VW. Trimmi tritt den Freistoß, Leo oder András dreschen den zweiten Ball übers Gehäuse. Einige Zeit passiert nicht viel, da erkämpft der quirlige Leo den Ball, schickt ihn rüber zu Ansah, der leider nur ein Schüsschen nebens Tor setzt.

Anders die Wolfsburger: Über Links nach vorn, Ball ins Zentrum gepasst, und schon zappelt erneut unser Tornetz, 2:0 für den VfL. Bitte machts jetzt auch mal, flehe ich Richtung Bildschirm. Trimmi spielt ins Zentrum, das sah zumindest im Ansatz gefährlich aus. Köhn von links auf Jeong – schade! Bald darauf holt er eine Ecke heraus, „Auf geht’s Unioner schießt ein Tor!“ Den zweiten Ball hält der Keeper, den dritten drischt Leo gegen die Querlatte, verdammt nahe dran!

 

 

Dritter Schuss, dritter Treffer

Union stürmt und drängt weiter, einmal rettet der Pfosten. Wir holen Ecken, greifen unentwegt an – und doch wird nichts Zählbares draus. 2:8 Torschüsse vermeldet die Statistik zur Halbzeit, nur leider führten genau jene beiden Schüsse zu Toren gegen uns. Der gegnerische Trainer wechselt seinen Gelb-Rot gefährdeten Mann aus, hatte ohnehin eine große Liste nicht einsetzbarer Spieler. Davon war seiner Mannschaft nichts anzumerken.

Der Ball rollt wieder, Köhn von links, halb Flanke, halb Schuss, Applaus von Baumi. Wolfsburg kontert, doch Trimmi wirft sich dazwischen, von den Rängen kommt der ASK-Song. Doppelwechsel Union, und der VfL allein vor unserem Tor! Freddy klärt, wäre es Abseits gewesen? Egal, WIR müssen was tun, verdammt! Dann rutscht Nsoki weg, schneller Angriff des Gegners, dritter Torschuss – dritter Treffer. Freddy kümmert sich derweil den untröstlichen Nsoki.

Der VAR sorgt für Torgefahr

Kurz darauf das 4:0 der Haltepunkt-Städter, doch der VAR sah eine Hacke oder was auch immer im Abseits. Wir bemühen uns nach wie vor vergeblich. Trimmi auf Köhn – mal wieder eine Ecke., immerhin. Dann ein heilloses Gestocher vorm VfL-Tor. Zwei von ihnen am Boden, einer bleibt liegen, und Unglücksrabe Nsoki haut die Pille in die Maschen. Pfiffe, Jubel und nur noch 3:1 gegen uns.

 

 

Union stürmte, Union drängte weiter, holte kübelweise Eckbälle heraus, doch für die nächste große Torgefahr sorgte der VAR. Wars ein Foul an einem der Unseren oder nicht? Ich will die Wiederholungen gar nicht sehen. Der Schiri geht Fernsehen gucken und schüttelt den Kopf. Bald darauf schritt der Schiri ein weiteres Mal zu den TV-Bildschirmen. Diesmal zog ein Gegenspieler Ilic das Trikot übern Kopf. Wenn das keinen Elfer gibt, müsste unser Stürmer die Gelbe fürs Trikotausziehen bekommen.

„Gewinnen ist uns zu einfach“

Das allerdings war ja alles andere als freiwillig, und so gab es jetzt doch den Elfer für uns. Leo legt sich den Ball zurecht, zieht ab, doch der polnische Nationalkeeper im Tor des VfL zeigt sich um einiges aufgeweckter als Reklamier-Manuel drei Tage zuvor. Passend zu diesem Spiel kratzt er das Ding raus, nix ists mit unserem Anschlusstreffer. Der will und will uns nicht gelingen, weder in der regulären Spielzeit noch nach rekordverdächtigen 14 Minuten Nachspielzeit.

20:4 Torschüsse und 11:0 Ecken für uns, 2 mehr gelaufene Kilometer und satte 57 % Ballbesitz wie gewonnene Zweikämpfe sprachen eine deutlich andere Sprache als das Endergebnis. „Gewinnen ist uns zu einfach“, schrieb mir Freund Christoph aus dem Gästeblock. Immerhin hatten er und seine Reisegruppe mit Eisernen Handicapern ansonsten einen schönen Tag inklusive Abstecher auf den dortigen Weihnachtsmarkt. Auch ich brauchte einiges an Rum, um dieses Spiel zu verdauen. 30 gute Minuten genügen eben nicht für einen Punkt, Eisern heißt dit.


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