Frank Nussbücker: Kein Wettkampfglück auf der Alm – Union-Pleite in Bielefeld

Union Berlin verliert gegen Arminia Bielefeld

Bildquelle: Harelypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Zwischen zwei Stürmen war es nun so weit: Der 1. FC Union Berlin trat auf der Bielefelder Alm gegen die wackeren Arminen an. Die stecken beherzt im Abwehrkampf, ein paar Tore vor dem Relegationsplatz, mit einem Kader, der 15,85 Millionen weniger Marktwert als der unsere daherkommt. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Spiele gegen diese Ostwestfalen wahre Schlachten sind. Nicht von ungefähr lautet ein Gesang der Arminia-Fans: „Niemand erobert den Teutoburger Wald!

Wie einst Varus mit seinen übermächtig scheinenden Legionen erlitten wir daselbst letztmalig am 8. Mai 2016 eine Niederlage. Die kam nicht ganz so vernichtend daher wie jene des römischen Feldherrn, aber unsere 0:2 Auswärtspleite war verdient. Zehn der insgesamt 22 Pflichtspielbegegnungen beider Clubs endeten unentschieden, und Urs Fischer zollte dem aktuellen „Heer“ unseres Gegners höchstes Lob, als er in der Pressekonferenz vor allem dessen Kompaktheit rühmte: „Sie agieren sehr solidarisch, sind unermüdlich, laufen immer wieder an.“

Lehrstunde mit Urs

Keine Schunkelmugge also zu erwarten, und obendrein mussten wir auf unseren Gelb-gesperrten Abwehrchef Robin Knoche verzichten. Immerhin waren alle zuvor Erkrankten und Rani Khedira wieder einsatzfähig, sodass sich unser Cheftrainer einmal mehr das Luxus-Problem Namens Qual der Wahl gegenübersah. Großartig, wie Matze Koch ein weiteres Mal versuchte, unserem Fußball-Lehrer Details über die Startformation zu entlocken. Der zollte Matze sogar Lob für seine wahrhaft elegante Anmoderation: „Immerhin, einen Versuch war es wert.“

Dann aber ließ Urs doch einen gucken, natürlich auf original-Fischerdeutsch: „Es gibt eine Entscheidung, die ich jetzt aber nicht mitteilen werde … ihr werdet es erleben.“ Souverän auch seine Antwort auf die Frage, wie er die nun schon zwei Spiele währenden Tor-Losigkeit abzuhelfen gedenke: „Der Ball muss in erster Linie aufs Tor, um ein Tor erzielen zu können!“ Effizienz könne man nicht auf Knopfdruck erzwingen, wohl aber gelte es, daran arbeiten, dass jeder Spieler das Gefühl gewinnt, „dass du es richtig machst!“ Ob flache Spieleröffnung oder langer Ball – die richtige Mischung machts!

1:1 in Großchancen

Vorne Michel und Awoniyi, dahinter Becker und Prömel – volle Pulle Offensivgeist also. Letzterer heute als Kapitän, Christopher Trimmel auf der Bank. „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn“, höre ich unsere heute 500 Auswärtsfahrer, während aufm Platz die Arminia stürmt. Keine zwei Minuten sind rum, da haben sie ihre erste Ecke. Die klappt nicht so gut, Luthe hat ihn! Nach einem Angriff unserer Mannschaft kontern die Arminen, Luthe fängt.

8. Minute: Ein starker Angriff der Hausherren führt zur Ecke, sie belagern weiter unseren Strafraum. Becker klärt ins Seitenaus und äußert seinen Unmut. Kurz drauf knallt der Ball an unseren Pfosten. Er war abgefälscht, also wieder Ecke. Nach 15 Minuten Balleroberung im Mittelfeld – Becker tankt sich durch, schießt – Mist, nicht drin der Ball, genau wie bei Awoniyis Nachschuss, das wäre es doch gewesen! 1:1 nach Großchancen! Bielefeld presst brutal, dann wird Michel gehalten – der Schiri wills nicht sehen.

Ein ekliges Kampfspiel

Immer wieder kommt Bielefeld über rechts, jetzt allerdings ohne größere Gefahr. Gefährlich wird’s erst, als Taiwo über links in den gegnerischen Strafraum dringt. Einen kleinen Moment muss er warten, bis ein Mitspieler in Position gelaufen ist. Leider, der Pass kommt nicht an. Von den Rängen klingt unsere Bella Ciao-Version aus den Bielefelder Gesängen heraus. 23. Minute, Taiwo bekommt einen Ellenbogen ins Gesicht, sein Gegenspielet bleibt unbestraft, einen Einwurf kriegen wir. Die nächste Bielefelder Ecke kommt gefährlich rein, wird aber abgewehrt.

Ein Arminen-Freistoß aus bester Position geht in die Mauer. Unseren nächsten Angriff stoppt der Körper des Schiris. Die erste Gelbe bekommen wir, obwohl Jaeckel den Ball traf – klare Linie des Schiedsrichters? Egal, Union über rechts in den Strafraum, über mehrere Banden kommt der Ball zu Rani Khedira – sein Schuss geht vorbei und drüber. Den nächsten Angriff kann der unermüdlich ackernde Sheraldo Becker nicht vollenden. Danach gehört der Ball wieder vor allen den Hausherren.

 

 

Nach zwei Eisernen Chancen der Gegentreffer

Jetzt aber! Becker auf Michel, der köpft nur leider neben den Kasten, eine riesige Chance war das! Der Kommentator attestiert den Arminen eine optische Überlegenheit und uns die besseren Chancen – und schon wieder Union! Diesmal über links, doch Taiwos Kopfball landet in den Armen des Keepers. 7:4 Torschüsse und 5:0 Ecken für die Hausherren, vermeldet die Halbzeit-Statistik, trotzdem könnten wir auf meinem Zettel mit 2:1 führen, hätte-hätte …

Als das Spiel wieder läuft, gehört der erste Angriff wieder uns. Der Ball landet im Aus, kurz drauf kriegt ihn Taiwo nicht so, wie er ihn braucht. Kurz drauf eine Bogenlampe von Michel, die am Ende richtig gefährlich wird, leider nur endet sie nicht ins Netz. In Minute 53 ein langer Ball vom Bielefelder Torwart Ortega nach vorn, über 2 Stationen sind sie vor unserem Tor. Ein Armine lässt zwei Unioner stehen und haut das Ding in unseren Kasten. So ein Mist, das Ganze nach zwei Eisernen Chancen!

Vermaledeit!

Den nächsten Schlag erleidet der wackere Dominique Heintz. Der machte in meinen Augen ein starkes Spiel, doch jetzt muss er raus. Ex-Armine Voglsammer, der für ihn reinkommt, wird vom Heimpublikum ausgepfiffen. Sind eben keine Unioner, das Alm-Publikum. Um ein Haar bedankt sich der Ausgepfiffene mit einem Treffer, doch sein Schuss geht übers Tor. Unsere wirken jetzt langsamer, gehen vermehrt hintenrum. Die Arminen im Vorwärtsgang, Pass in den 16er, der Schuss abgefälscht – saugefährlich!

Nun wieder Union, aber Michel befand sich im Abseits. Dann läuft Taiwo zentral an, er hat Platz, zieht ab – und Ortega bringt gerade noch so den Fuß dazwischen. Eine echte Glanzparade, leider gegen uns! Den nächsten Angriff, Voglsammer über links, kann Bielefeld klären. Irgendwann erkämpfen unsere die erste Ecke, aber sie bleibt ungefährlich wie ihre Nachfolgerin. Die Zeit vergeht, und in der 81. bekommt Andi Luthe die Chance, sich zweifach auszuzeichnen.

Der Ball will nicht, wir müssen wollen!

Urs wechselt nochmal durch: Behrens für Michel, Gießelmann für Oczipka – und wieder Ecke Union! Abgewehrt – Neuaufbau, vier Minuten gibt’s obendrauf. Ich will grad stöhnen, dass wir heute wohl in 94 Minuten kein Tor machen würden, da zeigen Unsere einen schnellen, starken Angriff: Ryerson auf Behrens, aber wieder ist Ortega dazwischen! Dann ein Fehlpass vor unserem Tor, aber Bielefeld schießt drüber! Kurz drauf Voglsammer vorm gegnerischen Gehäuse – knapp links daneben. Dann … fast möchte ich sagen: endlich, ertönt der Abpfiff.

Einmal mehr will der Ball nicht über die Linie“, resümiert ein gefasster Urs Fischer, bevor er hinzufügt: „Und beim Gegentor sahen wir nicht gut aus.“ Ja verdammt, mindestsens ein Unentschieden hätte uns Fußballgott hier gewähren können – aber iss eben nicht! Auf der Alm feiern sie laut und heftig. Aufm Platz hatten ihre Mannen gekämpft wie die Germanen dereinst im Teutoburger Wald. Eklig, kompakt, solidarisch – das kann unsere Mannschaft auch, lasst sie dran arbeiten, genau wie wir auf den Rängen. Eisern Union!


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