Frank Nussbücker: Union Berlin mit Remis gegen Mainz 05 - Auswärtspunkt – und jut!

Union Berlin und Mainz 05 mit Remis

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Mein Weg zum Spiel führte bei sengender Hitze am Spülsaum der gerade eiskalten Ostsee entlang, herrlich kühlend für die Füße. Zusammen mit Torsten Schlüter, Hafenmeister Markus und Hein aus meiner Straße sah ich unser zweites Ligaspiel bei einem befreundeten Eisernen Pärchen auf Hiddensee. Heiß sei es auch in Mainz, vernahm ich – und zwar ohne erfrischende Kühlung durch das Meer. Unsere Auswärtsfahrer legten gleich mal los: „Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“ Seit nunmehr acht Ligaspielen war unsere Mannschaft ungeschlagen!

Trimmi auf der Bank, Ryerson auf rechts, Khedira mit der Kapitänsbinde – und Mainz gleich ml über rechts. Sie sind fast durch, aber eben nur fast. „Wir müssen nur die ersten 30 Sekunden überstehen!“, orakelt ein Optimist in unserer Runde. Beim nächsten Angriff sieht einer der Karnevalsspieler nach klarem Foul völlig zu Recht die Gelbe, vom Heimpublikum mit „Hier regiert der FSV!“ kommentiert. Die Mainzer stören früh, zeigen ein unbarmherziges Forechecking, wie das heute heißt. Die auf den Rängen singen, da erobert ein dreifaches „Eisern Union!“ die akustische Luft-Hoheit!

„Annäherung!“

Weiter geht’s mit „He FC Union…“ sowie „1. FC Union Berlin – und alle!“ 11. Minute: Becker stößt über Links vor, sein Schuss landet in den Armen des Keepers. Mainz greift an, von Unseren auf den Rängen beantwortet mit: „Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“ Ecke Mainz, der Kopfball geht daneben, sah aber gefährlich aus! Und schon wieder die Hausherren, praller Schuss aufs Tor, noch praller pariert von Frederik Riis Rønnow. „Stark übergegriffen!“, ruft Torsten, Sohn des einstigen Berliner Auswahl-Torhüters Uli Schlüter.

Torsten, der durch seinen Vater einen kenntnisreich kritischen Blick auf Tormänner hat, fühlt sich pudelwohl mit unserer neuen Nummer 1. Geht mir nicht anders, und unserer Mannschaft sicher ebenso. Nach zwei weiteren Eckbällen fast ein Konter der Unseren: Becker über links, bleibt aber stecken. Überhaupt kümmert sich der Gegner heftigst um unseren schnellen Flügelmann. In Minute 17 wieder ein Mainzer Torschuss, aber Rønnow zeigt sich unverändert sicher. Eine Sekundenzeiger-Umdrehung später haut Gießelmann einen Distanzschuss übers Gehäuse. „Annäherung!“, siehts Hafenmeister Markus humorvoll positiv, juter Mann!

„Wir sinds, … die nicht Fußball spielen können!“

Ein uns zugesprochener Freistoß bringt leider keinen weiteren Ball Richtung Tor, aber Mist, ist Mainz da etwa durch? Wieder nur fast, zum wiederholten Mal frustrierte Abwehrchef Robin Knoche den vielleicht gefährlichsten Mainzer Angreifer! Die Kommentatoren gefallen sich darin, beiden Mannschaften fußballerisches Können abzusprechen. Generell sei es zuweilen „unansehnlich“, was Selbige auf Fußballplätzen zeigten, bestenfalls „ansehnliches Mittelmaß“. Ich muss sofort an jenen namenlosen Trainer denken, der uns in der letzten Zweitligasaison attestierte, wir könnten nicht Fußball spielen – und prompt den freudetrunkenen Anruf eines Eisernen Aufstiegshelden kassierte.

Besonders Union lasse sich bei Einwürfen wie überhaupt mächtig viel Zeit, faseln die Kommentatoren weiter, was sie zumindest teilweise auch der herrschenden Hitze zuschreiben. Egal, Unsere im Vorwärtsgang, Ecke. Die wird von Gießelmann kurz ausgeführt, der Kopfball geht dicht daneben – „Eisern Union!“ Der auf Rechts unermüdlich ackernde Ryerson holt die nächste Ecke heraus, statt nach mehreren Feindberührungen hinzufallen, bravo! Jordys Kopfball bedingt den nächsten Eckball. Der wieder kurz und ohne Zählbares, aber Union vorm Mainzer Tor!

Immer wieder Rønnow

Dann wieder Mainz: Freistoß, zweiter Ball – Rønnow steigt hoch, holt das Spielgerät sicher aus der Luft. Unsere mal wieder mit einem Schuss aus dem Rückraum, auch der bereitet dem Keeper keinerlei Schwierigkeit. Ja verdammt, das Spiel war von Beginn an zäh und wird dies immer mehr, obendrein greift Mainz weiter an. Doch so richtig durch kommen sie kaum – und wenn, steht da ein sicherer dänischer Vize-Nationalkeeper stets an der richtigen Stelle. Robin Knoche zeigt sich arschcool im eigenen Strafraum – so wenig Angst hatte ich ewig nicht, zirkuliert der Ball in unserem Sechzehner.

Die Pause ist erreicht, und mit Wiederanpfiff bringen unsere Auswärtsfahrer den Stadtmeister-Gesang. Ein Mainzer kommt in unserem Sechzehner zum Liegen, Gegenangriff Union, Gießelmann übers Tor – immerhin! Elendige Fummelei in unserem Sechzehner, erscheint Mainz eigentlich nur mir gerade gefährlich? Situation bereinigt, Attacke! Ryerson setzt sich durch, zieht ab – knapp links nebens Tor, sah verdammt jut aus! Ach, wenn es nur geklingelt hätte .., der vermeintlich gefährlichste Mainzer Angreifer kann sich vor unser Tor tanken, sein Schuss verendet in Rønnows Armen. Und schon wieder sind sie da – Rønnow zeigt „gutes Stellungsspiel“, Torsten neben mir nickt anerkennend.

 

 

„Dit is meen Union!“

Mainz belagert unseren Strafraum, dann mal wieder Unsere. Khedira aus der zweiten Reihe – keine Gefahr fürs gegnerische Tor. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir, und ist der Sieg auch noch so fern!“, kommt es von den Rängen. Becker über rechts, verliert den Ball, holt ihn sich wieder, das Ende der Aktion mutet fast gefährlich an. Konter Mainz, weit nebens Tor. Zugegeben, ein wesentliches Element dieses Spiels sind die immer zahlreicher werdenden Fehlpässe. Besonders Unsere lassen immer wieder welche kieken. „Dit iss meen Union!“, frohlockt unser lieber Gastgeber.

Ich widerspreche ihm mit keiner Faser, aber diese unsere Mannschaft steuerte dennoch gerade auf ihr 9. Spiel ohne Niederlage in Deutschlands 1. Liga zu. Urs wechselt, zunächst Behrens und Thorsby für Genki und den heute unauffälligen Jordy. „F-C-U-Fußballclub Union Berlin“, und wann verschaffen sich unsere Auswärtsfahrer Gehör. Mainz darf vor unserem Tor ungeahndet foulen zum Glück ohne Folgen. Union mal wieder mit einem Schuss Richtung gegnerisches Gehäuse. „Wie viele Bälle haben wir verloren, wie viele Fehlpässe und wann jemals einen Einwurf ins Aus, also einen Auswurf gespielt?“, zaubert unserer Gastgeber ein Grienen auf unsere Gesichter.

Lasst uns also glücklich sein

Dann wird es haarig: Ein Mainzer lässt drei Unioner stehen, zieht ab, zum Glück daneben! Trimmi und Michel kommen für Becker und den völlig erledigten Mann des Spiels: Julian Ryerson. „Jetzt spielen wir sie schwindlig!“, jubelt der Hafenmeister. Meister Trimmel schießt gleich mal Freistoß und Ecke, Mainz drischt den Ball, nicht gerade bedrängt, weit ins Aus. Sind sie nervös? Attacke Union! Zunächst fahren sie sich links fest, dann eine tolle Idee auf der rechten Seite, immerhin. Doch noch ein Torschuss, „verdammt langsam, aber immerhin zwei Abwehrspieler getunnelt!“, zeigt Hafenmeister Markus ein weiteres Mal Humor.

Angriff Mainz, Knoche klärt, schon erklingt unser Mantra. Wir überstehen auch die fast dreiminütige Nachspielzeit und holen den verdammten Auswärtspunkt. Das alles bei sengender Hitze und gegen einen saisonübergreifend bärenstarken Gegner. Freund Christoph schreibt mir aus dem Mainzer Auswärtsblock: „Lieber Frank, ich habe ein zumindest in der 2. Hälfte glückliches Unentschieden gesehen – und schlage vor, dass wir es dann auch sind.“ Ich bin es voll und ganz, was auch an der wunderbaren Gesellschaft liegt, in der ich dieses Spiel verfolgen durfte. Eisern heißt dit!


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