Frank Nussbücker: Nichts weniger als ein Punkt gegen den 1. FC Köln

Unentschieden zwischen Union Berlin und 1. FC Köln

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Endlich mal wieder „normale“ Bundesliga, sogar nach nicht-englischer Woche! Das hieß für unser Trainerteam: Endlich mal wieder Abläufe trainieren! Für uns gab es, wie schon so oft, mal wieder ein verkehrstechnisch begründetes Anreise-Chaos. Ich wählte für meinen Weg gen Köpenick die Wasserstraßen unserer Stadt, an Bord von Eddylines Viktoria. Genug Zeit also, über das Anstehende ein wenig nachzudenken: 8 Pflichtspielsiege, 2 Remis und 5 Niederlagen standen gegen den Effzeh aus Kölle zu Buche.

Deren erste war gleich mal die „janz enge Kiste“ am Rhein, wo unsere Mannschaft dereinst mit 0:7 unterging. Das ist mittlerweile über 20 Jahre her, und auch die anderen Niederlagen stammen aus „längst vergangenen“ Zweitligazeiten. In der Beletage steht es nach Punkten 19:1 – und doch waren alle Spiele gegen die vom Rhein stets harte Dinger. Erst recht, seit der bekennende Unioner Steffen Baumgart eisenhart den Effzeh trainiert.

Gespräche an Deck, lustiges aus dem Gästeblock

An Bord lernte ich Jörg aus meiner thüringischen Heimat kennen. Statt vorab das anstehende Spiel zu analysieren, erzählten wir uns bei einer Gerstensaftschorle aus unser beider Leben und darüber, wie wir den Weg zu Union fanden. Lange Zeit lebte und arbeitete Jörg in meiner Geburtsstadt Jena – danke Kapitän Simone & Eddyline samt Schiffsführer Guido, Co-Käpten Basti und Praktikant Sam, dass ihr uns derartige Gelegenheiten schenkt!

Nach hastigem Lauf im Stadion angekommen, sah ich endlich mal wieder einen vollen „großen“ Gästeblock. Die lustigen Leutchen dort stimmten alsbald einen Gesang an, der irgendwie nach „Berlin, Berlin, wir beneiden Berlin!“ klang. Ach, ihr lustigen Komisch-Jecken mit der Kirche auf dem Unionschal, wie Blocknachbar Jo so treffend sagt. Ein wenig stolz war ich auf uns, dass wir ihnen nicht mit Beschimpfungen ihres Einzugsraums antworteten, sondern mit: „Union braucht keinen Karneval, Unioner feiern überall!

„Hier regiert der FCU!“

Eine Choreo zeigten die Komisch-Unioner mit gesungenem Berlin-Neid auch. Sie trug die Farben unseres Vereins, davor ein Logo mit Doppeladler und irgendeinem orthodox anmutenden Gedöns. Immerhin laut waren sie und mit voller Kapelle dabei, muss ich anerkennend sagen. Werden sie von anderen Fanszenen dumpf beleidigt, finden sie schnell eine gewitzte Antwort, welche den Beleidigern charmant eine lange Nase zeigt. Und wieder durften wir mit dem gegnerischen Trainer einen echten Fußballgott begrüßen!

Der Ball rollt, und nach 3.24 Minuten schießen Unsere aufs gegnerische Tor. „Da war mehr drin!“, spricht ein Blocknachbar meinen Gedanken aus. Juranović ackert auf links – des Trainers Reaktion darauf, dass sowohl Gießelmann als auch Roussillon nicht fit für die Startelf waren. Letzterer immerhin saß auf der Bank. Josip erobert den Ball, spielt ihn an sich selbst weiter, „auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“ Die mit der Kirche foulten den rechts losstürmenden Sherry, „Hier regiert der FCU!“

 

 

Der Schiri siehts ja nicht …

Der fällige Freistoß mündet fast in einen gegnerischen Konter. Angriff Union über rechts, Flanke, Kopfball, der Torwart fängt ihn ohne Not, schade. Nun versucht auch der Effzeh was, bleibt hängen, Neuaufbau. Wir erwärmen uns zusammen mit der Waldseite beim „Eisern!“ „Union!“ Anderthalb Minuten Vollgas von den Rängen, gefolgt von „1. FC Union Berlin – und alle!“ Die Jecken dürfen derweil auch mal schubsen, sieht der Schiri ja nicht. Im Gästeblock zeigen die mit der Kirche derweil Spar-Pyro in Dauerschleife.

Ihre Spieler greifen an. Schon folgt der Pass ins Zentrum, der Schuss streift knapper als knapp an unserem linken Pfosten vorbei! Das alles, während unser Josip niedergestreckt am Boden lag! Unfair wie Mist, aber eben saugefährlich, die bislang beste Chance dieses Spiels! Kurz drauf packt der Gegner knallhart den Ellenbogen raus, Herr Schiri zeigt immerhin Verwunderung. Den Gästeanhang müssen wir indes beibringen: „Wir sind eure Hauptstadt, ihr Bauern!

Schalgymnastik hilft gegen Kälte

Das Spiel ist mittlerweile so zäh, wie ich es erwartete. Ecke Effzeh, Konter Union: Laïdouni auf Becker, der dringt in den gegnerischen Strafraum, wird gestoppt. Ecke Union, getreten von Juranović, leider ungefährlich. Unseren nächsten Angriff startet Käpten Trimmel, Flanke vors Tor, der Keeper hat ihn. Köln über rechts – ist Josip wirklich glücklich besetzt auf unserer linken Defensivseite? Wir besingen die Schönheit Köpenicks, während der Gegner schon wieder über rechts attackiert. Wieder siehts verdammt gefährlich aus, doch Frederik Rønnow faustet die Pille aus der Gefahrenzone.

Konter über Becker – wie irre schnell ist dieser Kerl! Und mit jedem seiner Antritte beschäftigt er gleich mehrere ihm hinterher hastende Gegenspieler. Leider will das blöde Tornetz nicht tanzen. Im Gästeblock beneideten sie grad wieder Berlin. Wir ließen die 1. Halbzeit lautstark wie abwechslungsreich mit unserem Schalgesang ausklingen. Die dabei auszuführenden Armbewegungen sind ein gutes Mittel gegen die doch recht „angenehm frisch“ sich anfühlenden Außentemperaturen. Kam nun die berühmte starke Union-Halbzeit?

Rønnow macht den Punkt fest

Du weißt so gut wie ich: Sie kam nicht. Wir hatten für Union-Verhältnisse oft den Ball, ohne dem Gegner damit wirklich ernsthafte Sorgen zu bereiten. Gefährlich waren, wenn denn mal, die Kölner. Oft hatte Abwehrchef Robin das entscheidende Gegenargument – und gefühlt immer unser wackerer Schlussmann. Frederik Riis Rønnow zeigte sich als grandioser Rückhalt, war stets hellwach und aufm Punkt zur Stelle in dieser Kälte. Ihm zuallererst verdanken wir, dass wir in diesem zähen Kaugummi von Spiel einen Punkt gewannen.

Gewannen, das meine ich ernst. Denn der Gegner war für mich weit näher am Torerfolg dran als wir, von der druckvollen Schlussphase abgesehen. Und ich verstehe einmal mehr Urs oft gebrauchten Satz: „Die Mannschaft hat in vielen Spielen am Limit gespielt … wie lange geht das gut?!“ So bin ich glücklich über die bereits erreichten Punkte und freue mich auch weiterhin über jeden weiteren. Dankbar bin ich für die grandiose Anreise auf der Viktoria – einmal mehr sagte Käpten Eddy da oben: „Geil, die Unioner fahren wieder!“ Eisern heißt dit.


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