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Bildquelle: Harlepaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Zum Abschluss der Hinrunde mal wieder ein echter Zweitliga-Kracher, zumindest nach meinem Empfinden der letzten 11 Jahre, in denen uns der Revier-Club in jener Spielklasse 18 Mal gegenüberstand. Als ich am späteren Abend des 6. September 2010 unser Wohnzimmer verließ, hatten die damals im Verhältnis zu uns großen Bochumer trotz starkem Aufbäumen unserer Mannschaft in Hälfte 2 einen 0:1 Auswärtssieg eingefahren. Der fühlte sich ganz schön blöd an, für mich sogar noch blöder, weil ich die Pott-Kicker als deutlich überlegen wahrgenommen hatte.
Am Ende der Spielzeit standen sie in der Relegation, während wir uns über 42 Punkte und einen recht soliden 11. Platz freuten. Mit den Jahren drehten sich die Kräfteverhältnisse auf dem Platz so langsam. Seither stehen 8 Siege 5 Niederlagen und 2 Unentschieden gegenüber, das letzte im legendären Liga-Finale, welches uns zwei brutal spannende Relegations-Spiele sowie den Wechsel die nächst höhere Spielklasse einbrockte. Unvergessen der Eiserne Fanmarsch unserer Auswärtsfahrer zum Bochumer Stadion.
Heute nun beträgt der ominöse Marktwert unserer Fußballgötter gut das Doppelte von jenem des Bochumer Kaders. Sollte uns das beruhigen? Wohl klar im Gegenteil! Jetzt sind die von vielen fast Vergessenen aus dem Pott die jungen, wilden Underdogs, und ihr erfolgreichster Stürmer ein bei uns zurecht bestens bekannter Fighter. Ich war sehr unglücklich, als ich „damals“ von seiner Suspendierung erfuhr und wünsche ihm seither wie für alle Zeit nur das Beste – nur eben heute nicht!
Auf meiner Haut kribbelts, ich bin aufgeregt und sage aus tiefstem Herzen: Spiele wie diese sind es, auf die ich mich freue, auch wenn ich uns in keinem von ihnen als wirklich echten Favoriten sehe. Und ich lege mich fest: Ein 4:0 Auswärtssieg wie am 14. Dezember 2013 wird das heute nicht. Genug geredet, lasset das Spiel beginnen: Bochum beginnt stürmisch, holt nach gut einer Minute fast eine Ecke. Bald darauf schnelles Umschalten der Hausherren, der Angriff wird wegen eines Handspiels abgepfiffen.
Das Stadion wirkt voll, ist blau und laut. Dennoch höre ich unsere Auswärtsfahrer: „Eieieiei – 1. FC Union!“ Freistoß Bochum, Union erobert den Ball, Angriff über rechts – Schade, der Pass in die Mitte geht zum Gegner. Angriff Bochum, Luthe sprintet aus dem Strafraum heraus, rauscht mit Freund & Feind zusammen – kurzes Bangen, alle können weitermachen, Einwurf Bochum. Bei aller Polterei ist es vor allem unser Torwart, der hier ungewohnt als Gegner ins heimische Stadion zurückkehrt. Seinem Kampfgeist tut das keinen Abbruch.
Das Spiel plätschert alsdann so dahin, da kommt Union über links. Oczipka flankt beherzt in den Strafraum, Prömel legt den Ball per Kopf für Max Kruse zurück, der ihn wuchtig wie formvollendet ins Dreiangel haut! Was für eine Antwort auf seine „Schonung“ am Mittwoch, was für eine Krönung seiner Hochzeitswoche! Mit diesem Kracher lässt er uns alle so richtig teilhaben an seinem Glück und seinem Einsatzwillen! Was für ein Jubel – überall dort, wo jetzt Unioner sind!
Die VfL-Fans antworten mit lauten Gesängen, genau wie wir nach einem Gegentor. Flogen auch jetzt schon Becher? Wenn ja, fielen sie mir hier noch nicht so auf. Union ackert weiter, Becker wagt einen Schuss, der Torwart hat ihn. „Eisern Union“, singen unsere Auswärtsfahrer. In der 20. Minute sieht ein Bochumer Gelb, sie greifen weiter an. Um ein Haar geht der Pass zum freien Mann vor unserem Gehäuse. Polti holt einen Freistoß aus halbwegs guter Position heraus, der jedoch wird abgewehrt.
„Wo du auch spielst, ja wir folgen dir“, kommt es von den Rängen. Auf dem Rasen Bochum im Vorwärtsgang. Wird nix, genau wie unser Konter. Den nächsten gegnerischen Vorstoß fängt Luthe sicher ab. Unioner stürmen vor, super Idee, leider kommt der Ball nicht durch, Eisern Union! Und weiter beackern sie den gegnerischen Strafraum. Sie lassen nicht locker, und aus den machtvollen Bochumer Gesängen heraus erkenne ich unser Mantra. Stimmt, Halbzeit 1 ist fast überstanden. Jawoll, mit der Führung geht es in die Pause.
Weiter rollt der Ball: Freistoß Union, Konter Bochum – Käpten Trimmel verteidigt beherzt wie erfolgreich. Taiwo holt sich das Spielgerät, Attacke – immerhin Ecke. Die kommt gut rein, bevor der Ball weit übers Tor fliegt. In der 53. Minute bringt Bochum einen gefährlichen Distanzschuss – Luthe faustet ihn ebenso beherzt zur Seite, Ecke. Kurz geht es hin und her, dann erobert Bochum den Ball, greift an – Luthe! Den nächsten gegnerischen Vorstoß wehrt unser Tormann direkt vor die Füße eines Bochumers ab. Dessen Schuss geht drüber, Herzkasper!
Dann ein wunderschöner Eiserner Angriff unserer Fußballgötter. Taiwo vollendet aus der Drehung, der Ball fliegt passgenau Richtung Dreiangel – Mist, er streicht knappstens am Gestänge vorbei, Eisern Union! Bochum greift an, der Fast-Torschütze von gerade eben hat Feierabend, Doppelwechsel bei Union. Zwei Minuten später bringen sie einen Angriff wie aus dem Fußball-Lehrbuch. Ruhig und sicher, immerhin Ecke, „Wir lieben Union, jawoll …!“
In der 75. Freistoß für uns, der Kopfball geht weit drüber, Max und der Käpten haben Feierabend, die Becherwürfe kommen unseren Spielern immer näher. In der 77. Minute wieder Herzrasen: Freistoß Bochum aus bester Position. Abgewehrt, der nächste Angriff knallt an die Latte, der zweite Ball landet in Andi Luthes Armen. Powerplay der Hausherren, ihr Torwart liefert die Bälle Richtung Strafraum, vier Minuten Nachschlag. Pfeifkonzert des Publikums: Zeitspiel Union? Aber nicht doch, sie wehren ja nur die in ihre Richtung fliegenden Plastebehältnisse ab.
Schon erklingt das Mantra, dann endlich der Schlusspfiff. Ich bin sicher: Überall springen jetzt Unioner auf wie wir in der juten Stube. 27 Punkte, sind ein Brett, danke Unioner! Das letzte Wort aber gebührt meinem Freund Christoph, dem Eisernen Auswärtsfahrer: „Lieber Frank, zahlenmäßig dürfte der heutige Auswärtsmob in unserer Bundesligageschichte wohl nur in den Geisterspielen unterboten worden sein. Etwa 350 waren vor Ort, aber ein Support wird nicht gezählt, sondern in Dezibel aufgewogen. Und das durfte sich heute buchstäblich hören lassen.“ So und nicht anders, Eisern heißt dit!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024