Neue Saison & alte Baustellen – Union ohne Glück auf dem Transfermarkt?

Union Berlin mit alten Baustellen

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Zugegeben, nach der Saisonvorbereitungen wussten wir alle nicht so genau, wo die Mannschaft eigentlich steht. Vor allem die letzten Testspiele vor dem Start in die neue Bundesliga-Saison sahen mit Hinblick auf die erzielten Treffer nicht sonderlich gut aus. Kein Wunder also, dass sich viele unter uns Sorgen machten, wenn es am ersten Spieltag gegen den VfB Stuttgart gehen sollte.

Das Ergebnis ist bekannt und verwundert rieben sich einige ihre Äuglein als unser Neuzugang Ilyas Ansah mit seinem Doppelpack für die ersehnten Tore sorgte. Die Mannschaft profitierte natürlich auch von ihrer Defensivarbeit, sodass am Ende drei Punkte auf der Habenseite standen. Wer nun meinte, dass wir gegen Borussia Dortmund so weitermachen würden, sah sich leider getäuscht.

Verbleib von Doekhi & Leite Fluch und Segen zugleich

Nun ist der BVB allerdings auch kein Gratmesser, bei dem wir mit aller Selbstverständlichkeit die benötigten Punkte für den Klassenerhalt holen würden. Schwamm drüber, denn die Punkte holen wir gegen andere Mannschaften. Schaut man sich allerdings den Kader an, so haben wir leider noch immer keinen kreativen Mittelfeldspieler, der zum Ballverteiler mutiert. Zudem dürften uns die Personalien Diogo Leite und Danilho Doekhi noch Sorgen bereiten.

Auf dem ersten Blick kann man sich glücklich schätzen, dass beide Union Berlin in dieser Transferphase nicht verlassen haben. Doch was bleibt? Schauen wir über den Tellerrand, so müssen wir ehrlich sein, denn beide könnten uns im Winter verlassen. Spätestens im Sommer wären sie ablösefrei auf dem Transfermarkt zu haben, falls nicht noch eine Wende kommt.

Diogo Leite umsonst geschont?

Dass Diogo Leite uns verlassen wollte und wahrscheinlich noch immer möchte, ist kein Geheimnis. Aus seiner Sicht trudelten leider keine konkreten Angebote bei Horst Heldt und dem Verein ein, sodass wir uns am Ende des Tages über eine Millionen-Ablöse hätten freuen können. Und genau hier ist der Knackpunkt zu finden, denn aus wirtschaftlicher Sicht hätte man den Portugiesen abgeben müssen.

Mit der Ablöse hätte man einen neuen Innenverteidiger an Bord holen können, der im besten Fall der passende Ersatz für Diogo gewesen wäre. Nun müssen wir im Winter hoffen, dass eine von zwei Möglichkeiten eintrifft. Verlängern oder verkaufen – so ist das Profigeschäft. Bei Leite ging man sogar so weit, dass er rund einen Monat lang im Einzeltraining verweilte und auch nicht in den Kader berufen wurde. Alles dafür, damit er sich nicht verletzt, denn man wollte verhindern, dass ein möglicher Transfer aufgrund einer Verletzung platzen könnte.

Unterschiedliche Vorgehensweisen bei dem Duo

Kurioserweise handelte man aber bei Danilho Doekhi gegenteilig, denn an den ersten beiden Spieltagen war der Verteidiger mit von der Partie. Ob das ein Vorzeichen ist? Wir wissen es nicht, aber zu vermuten wäre es. Sein Vertrag läuft in einem Jahr aus und auch bei ihm muss man schauen, ob man seinen Vertrag nicht verlängert bekäme. Es wäre die eleganteste Lösung, ihn mit einem neuen Vertrag auszustatten, der womöglich eine Ausstiegsklausel beinhaltet, sodass Union Berlin am Ende noch eine Ablöse kassieren kann, falls er den FC Union verlassen sollte.

Wir sind natürlich alle zu weit weg, um beurteilen zu können, welche Gedankenspiele man in der Chef-Etage hegt, allerdings dürfte uns allen klar sein, dass wir auf etwaige Ablösen im Millionenbereich nicht verzichten können. Daher wird es spannend zu sehen sein, wie es mit beiden Spielern weitergehen wird. Vielleicht überraschen sie uns und verlängern ihre Verträge doch noch. Wünschenswert wäre es in jedem Fall.

Verwunderung am Deadline Day

Abseits der beiden Personalien hatte sich am Deadline Day überraschend wenig getan. Kennen wir auch anders, wenn man zurück in die Vergangenheit blickt. Dabei hätte uns noch ein kreativer Mittelfeldspieler sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Diese Baustelle schleppen wir nun schon seit einiger Zeit mit uns herum, denn ein Ballverteiler, der für Überraschungsmomente sorgt und dabei für gefährliche Torraumszenen sorgt, fehlt uns noch immer.

Ebenso ein weiterer gestandener Mittelstürmer, der 10 Tore pro Saison quasi garantiert, hätten wir gut gebrauchen können. Dass solche Spieler verfügbar waren, zeigt uns das Beispiel Victor Boniface. Den Nigerianer kannten wir bereits vor seiner Zeit bei Bayer 04 Leverkusen, wenn man an die Partien gegen Union Royale Saint-Gilloise zurückdenkt. Nun konnte Werder Bremen einen absoluten Top-Transfer tätigen und den bulligen Angreifer per Leihe an die Weser locken.

 

 

Hätte Union Berlin bei Boniface angreifen sollen?

Auch wir waren vor gut zwei drei Jahren an ihm interessiert, wenn man den Union Berlin Transfergerüchten aus der damaligen Zeit Glauben schenken kann. Klar, er gilt als schwieriger Charakter, was auch der Grund ist, weshalb er bei Bayer Leverkusen nicht gesetzt war. Dass es ihn zum SV Werder zieht, ist dann doch etwas überraschend. Allein schon wegen seines Marktwertes von rund 40 Millionen Euro und seinen sportlichen Ambitionen, von denen man annahm, dass sie europäischer Natur wären.

Dieser Transfer zeigt allerdings auch, dass wir wahrscheinlich auch eine reelle Chance gehabt hätten, Victor Boniface leihweise zu verpflichten. Und wer weiß, wie er sich unter Steffen Baumgart entwickelt hätte. Ich muss zugeben, dass ich in diesem Fall ein wenig neidisch zu den Hanseaten blicke. Umgekehrt haben wir Oliver Burke aus Bremen verpflichtet, dessen Kaufoption die Werderaner nicht ziehen wollten.

Ballverteiler fehlt noch immer

Wir müssen abwarten, wie sich das Mannschaftsgefüge bei unseren Fußballgöttern entwickelt. Einfach wird diese Saison nicht, aber der Klassenerhalt ist absolut machbar. Mit einem weiteren Stürmer und einem kreativen Fuß im Mittelfeld, der die Strippen zieht, wäre es wahrscheinlich einen Ticken einfacher.

Es dürfte wirklich interessant werden, wenn die Länderspielpause vorbei ist und wir die ersten 5-10 Partien in dieser Saison abgerissen haben. Wo werden wir in der Zwischenzeit tabellarisch stehen und wie hat sich die Mannschaft unter Baumgart entwickelt? Fragen, mit denen wir uns in einigen Wochen erneut befassen können.

Vergesst nicht die Boone´schen Regeln

Auf eine Sache blicke ich jedoch etwas verärgert herüber, denn nach der Pleite beim BVB tauchten einige Kommentare in den sozialen Medien auf, die vergessen lassen, was die Boone´schen Regeln besagen. Da werden unsere Spieler als „Idioten“ und Schlimmeres betitelt. Angeblich auch von jenen, die nicht erst seit gestern unserem Verein die Treue geschworen haben. Da fragt man sich, wie erfolgsverwöhnt ist man? Vor allem können wir ja nicht auf eine Vitrine blicken, die randvoll mit Trophäen und Pokalen gesegnet ist. Daher die Frage: woher kommt diese Art und Weise?

Diejenigen, die sich so danebenbenehmen und ein Anspruchsdenken haben, welches weit über unsere Möglichkeiten hinausgeht, sollten sich tatsächlich eingehend mit unserer Vereins-DNA befassen. Ich für meinen Teil kann da zumindest nur mit dem Kopf schütteln und auf unsere Werte und Regeln verweisen.


Saison 2025/2026
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