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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Nun also unser viertes Endspiel dieser Europa League Saison. Obendrein gegen den Namensvetter aus Belgien, der uns im Wohnzimmer den Schneid abgekauft hatte. Obendrein ohne singendem Eisernen Reisekader auf den Rängen, dafür gegen den druckvollen, lauten Support der Heimfans aus dem Brüsseler Vorort. Das Spiel hingegen verlagerte sich zunächst in unsere Hälfte. Doch unsere Mannschaft fing den Gegner ab, der wie erwartet sehr tief stand.
Vom gegnerischen Pressing gezwungen, spielen sie weit von vorn einen Rückpass auf Frederik Rønnow. Die Belgier zeigen sich auch aufm Platz druckvoll, doch wieder greift Union aus Berlin an, über den rechten Flügel, wo Kapitän Trimmel den Ball gerade noch so im Spiel hält. Er leitet das Spielgerät auf Sheraldo Becker weiter, welcher passgenau auf Sven Michels rechtzeitig ausfahrenden großen Zeh passt, dass der gar nicht mehr anders kann, als den Ball auf arschcoole Michel-Art in die Maschen zu befördern. Wie irre ist das denn, das echte Union führt!?
Der Anhang des Heimteams singt ungerührt weiter, was ich ungeheuer sympathisch finde, anders als das Betretungsverbot für Eiserne in diesem Vorort. Erst mal egal, wir führen! Und gerade Sven Michel gönne ich dieses Tor von Herzen, genau wie seinen beiden Vorbereitern Christopher Trimmel und Sheraldo Becker. Unsere schon wieder über rechts, aber nun ohne Erfolg – im Gegenteil, Becker kam zu spät, räumt den Gegner ab und kassiert umgehend den gelben Karton.
Unsere stören früh die gegnerischen Aufbauversuche, im Mittelfeld wird um jeden Zentimeter gekämpft. Nun kann uns dieser Gegner nicht „großzügig“ das Spiel überlassen. Trimmi marschiert, passt in die Mitte, Seitenwechsel nach links – Ecke! Die bringt der Käpten wunderbar auf Doekhi, der köpfte nicht minder beherzt wie am Sonntag gegen Gladbach, aber leider übers Tor, dennoch eine wunderbare Aktion, die ein heftiges „Eisern Union!“ von den Rängen verdient hätte.
Michel setzt sich über links durch, kommt aber nicht mehr zum Abschluss. Rani Khedira stoppt gerade noch rechtzeitig einen Konter der royalen Unioner. Die Unseren wirken bissiger und hätten sich um ein paar Haaresbreiten fast noch mehr belohnt … aber nun die Royalen: Aus einem Freistoß ersteht ein Eckball. Der rauscht zwischen Freund und Feind hindurch ins Toraus, aber wäre da auch nur ein gegnerischer Fuß zur Stelle gewesen …
Nun wieder Sheraldo: eine Finte, und er ist in Position, schießt übers Gehäuse! Als der Gegner das nächste Mal angreift, hat Diogo Leite seinen Fuß dazwischen gebracht, wie wunderbar spielen die zusammen! Der Gegner greift weiter an, drückt unsere in die eigene Hälfte. Schuss von rechts – in Rønnows Arme! Becker über rechts, doch seine Flanke kommt nicht an. Kurz darauf steckt Michel um ein Haar durch. Unsere nächste Ecke köpft Leite drüber.
Unsere werden gefoult, schon zweimal nicht minder heftig wie vor unserer Gelben, doch der Schiri hat offenbar vergessen, dass er in einem Spiel bei Bedarf auch gern mehrfach in seine Brusttasche langen darf. Nach einigem Hin und Her kommt es dicke: Die Belgier sind durch, ein Angreifer frei vor unserem Tor. Er zieht ab – und Frederik hält dank eines grandiosen Reflexes. Aber so nebenbei: Wäre das nicht Abseits gewesen? Kurz darauf ist Pause, nach der sich der Angriff von gerade eben als für uns folgenschwer erweisen sollte.
Zur zweiten Halbzeit hütet Meister Grill unser Tor, weil sich Meister Rønnow bei seiner Heldentat von eben den Oberschenkel verletzte. Der Gegner bringt einen neuen Angreifer. Wir kassieren die zweite Gelbe wegen Meckerns, aber was ist das? Von den Rängen erklingt laut und deutlich „Eisern Union!“ Haben sich die neutralen Zuschauer einen Gag erlaubt? Nein, es sind 50, vielleicht 70 Eiserne, die sich inklusive Reisekader- und Unionfahne irgendwie zusammenfanden, um das zu tun, was Unioner zu tun pflegen!
Wieder ein Freistoß gegen uns, diesmal aus bester Position! Grill kommt raus, doch er hat den Ball nicht! Der Schuss streift rechts am Tor vorbei, gar nicht mal knapp, aber elend gefährlich sah das schon aus! „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir, und ist der Sieg auch noch so fern!“, bringen es unsere findigen Reisekader auf den Punkt, nach einigen Minuten gefolgt von „Ei-ei-ei-ei, 1. FC Union, wir singen und spielen (alternativ „springen“) auf jedem Fußballplatz!“, eine weitere Eiserne Wahrheit.
Noch stehen Unsere bestens, und als der Gegner das nächste Mal aufs Tor schießt, faustet Grill das Ding souverän zur Seite weg. Ist der Gegner am ersten Eisernen vorbei, stoppt eben der Zweite seinen Angriff – ohne dabei Gelb-würdiges zu tun, wunderbar! Bereits in Minute 60 wechselt Urs weitere dreimal, bringt mit Schäfer, Thorsby und Behrens drei neue Kräfte. Neben Genki und dem verwarnten Haberer darf auch Torschütze Michel den Rasen verlassen.
Es wurde kein „schönes“ Spiel mehr, abgesehen davon, dass unsere Mannschaft trotz einiger Ungenauigkeiten ihren Vorsprung beherzt wie erfolgreich verteidigte. Das Ganze, bis durch ihren Rausschmiss durch Ordnungskräfte, lautstark unterstützt durch die vielleicht 70 echt Eisernen von den Rängen. Lieber Fußballgott, lass ihnen keinerlei Strafe oder gar Stadionverbote blühen, denn die haben genau diese Männer und Frauen nicht verdient. Da gibt es andere, und Du kennst sie genau, die das volle Pulle haben, aber nicht diese Findigen, die immer wieder trotz des sangesgewaltigem Heim-Supports bestens zu vernehmen waren.
DAS ist Union, im besten Sinne, genau wie unsere Mannschaft. Die ließen sich auch in den letzten Minuten, in denen sie nun wieder ganz allein in diesem Stadion agieren mussten, nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Vielleicht ja auch ein bisschen für ihre unentwegten Unterstützer? Lasst mir meinen Fatz Romantik, in jedem Fall gewann am Ende das richtige Union aus Köpenick, amtierender Spitzenreiter der Bundesliga. Europa League – und wir sind dabei, Eisern heißt dit!
Wer: Martin Krüger (45)
Wann:26.11.2024