Frank Nussbücker: Bayer Leverkusen fast geknackt - Union Berlin holt Punkt

Union Berlin unentschieden gegen Bayer Leverkusen

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Dem Spiel gegen eine der derart stärksten Mannschaften der Bundesliga sah ich mit einiger Zusatzaufregung entgegen. Hatte ich doch mit meinem Autorenkollegen Flo einen Gast, dem ich an diesem Tag die volle Ladung Union angedeihen lassen wollte. Noch vor zehn Jahren hatte mich der in München geborene und teilweise Aufgewachsene wissen lassen: „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man auf einen Club wie Union kommen kann.“ Mittlerweile ist ihm diese Ansicht fremd geworden, nicht erst seit unserem letzten Spielklassenwechsel …

Volle Pulle Union, das heißt für mich: Anreise auf dem Spreeweg auf unserem Eisernen Flaggschiff Viktoria. Die war gestern gut voll, und so ging es mit Union-Mugge aus den Boxen und zahllosen „Eisern Union!“, geschmettert aus voller Kehle, gen Köpenick. Mein Gast schien durchaus angetan, zumal er auch dem anstehenden Spiel um einiges optimistischer entgegensah als ich. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Union heute Leverkusen knackt!“, ließ er mich wissen.

Hinauf in den Block, zu Jürgen und „Männersport“

Im Tross der Schalträger zogen wir gen Alte Försterei. Wir waren spät dran, weil die Viktoria am Anleger noch eine Ehrenrunde drehen musste, bis dieser frei war. Also los, rüber in meinen Block über der Mittellinie. Wir waren spät dran, weil die Viktoria am Anleger noch eine Ehrenrunde hatte drehen müssen. Alfons und Jo winkten uns zu, also bahnten wir uns den Weg durch die eng stehenden Leute.

André, Wolfgang, Dana, Lothar, direkt über der Linie Torsten Eisenbeiser – alle waren da, und endlich auch mal wieder Jürgen das Nordlicht. Wie gut, dass Flo genau vor ihm stand, denn beide sind echte Fußballer mit ordentlich Fachwissen auf der Pfanne, sodass sie sofort ins Gespräch kamen. Ach nee, Kollege Männersport war heute mit dabei, also würde es auch aus allernächster Nähe ordentlich was auf Flos Ohren geben. Na wat denn, wir waren bei Union!

Unioner stürmen vor

„Forza Bayer“ vermeldete die Zaunfahne vorm gut gefüllten Gästeblock. Die Hymne verbrachten wir unter erstaunlich schalldichten Choreo-Stoff, durch den hindurch ich gerade mal ins „Wir werden ewig leben!“ mit einzufallen vermochte. „Aber nach der ersten Halbzeit machen wir dat wieder weg“, rief mir Jürgen zu. Als wir wieder sahen, vernahm ich laute Pfiffe. Ah, Herr Tah war gerade kurz am Ball gewesen. Seit seinem heulsusig scheinheiligen Anzinken eines Union-Spielers direkt nach unserem bislang einzigen Sieg gegen Bayer mögen wir ihn halt auf besondere Art. Unioner vergessen nicht so schnell …

„Auf geht’s Union, kämpfen und siegen“, widmeten wir uns lautstark unserer Mannschaft. 5. Minute, Ballgewinn im Mittelfeld, Sherry macht schnelle Meter, zieht ab – der Torwart hat ihn, aber eine starke Aktion, gern weiter so! „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“, garniert von „dit iss‘n Männersport!“ von den Rängen. Und wieder ist Sheraldo durch – leider abgewehrt. 11. Minute, unsere über rechts, Pass ins Zentrum, abgewehrt zur Ecke, „Hinein, hinein, hinein!“

„Eine Abwehr aus Granit …“

Die wehren sie ab, der zweite Ball von der anderen Seite geht knapp am Kasten vorbei. Die Stimmung ist stabil, genau wie die Leistung der Unioner da unten aufm Rasen. Flo staunt über unsere Spielstärke. Das „Leverkusen lala“ kontern wir 2 Minuten lang mit dem ersten „Eisern!“ „Union!“ Wechselgebrüll zwischen Waldseite und Gegengerade, gefolgt von „1. FC Union Berlin – und alle!“ Dann aber Ballverlust in unserer Hälfte, der Schuss streicht zum Glück drüber. Das darf heute nicht oft passieren!

Sherry versucht es über links, den nächsten Leverkusener Konter entschärft Abwehrboss Robin Knoche. „Hier regiert der FCU!“ Danach, völlig folgerichtig: „Eine Abwehr aus Granit, so wie einst Real Madrid … FCU, FCU, Deutscher Meister das wirst du – irgendwann!“ Auch wenn Dana, Jo und sicher einige andere da singen „dieses Jahr!“, nicht ohne Humor. Auch Jordy klärt hinten, wenn es sein muss – und ab geht’s, mal wieder nach vorn!

 

 

Union stabil

Ein Leverkusener am Boden, sofort erklingt kurz jener Gesang, welcher mit „… Union war besser!“ endet, dann wieder der bereits zuvor angestimmte Wechselgesang „Wir lieben Union, jawoll!“ Erneut ein Konter der Gäste, lassen wir uns jetzt einlullen? Endlich mal wieder Unsere über links, der Torwart hat ihn. Vielleicht 7 Minuten vor der Pause endlich mal wieder „FC Union Berlin, wir wolln dich siegen sehn, an jedem Ort, und auch zu jeder Zeit …!“, den hörte ich schon ewig nicht mehr.

Unsere holen eine Ecke, hätten wir anschließend nicht gleich noch eine bekommen müssen? Die Unparteiischen sehens anders, und Leverkusen nähert sich unserem Tor. Noch mehrmals, dann ist Pause. Das sah trotz der Schlussoffensive Bayers ganz ordentlich aus, Flo und Jürgen sind nach wie vor zuversichtlich, jut so! Wieder gilt es, Unioner in Block H(immel) zu verabschieden, und diesmal muss mich Torsten nicht erst dran erinnern, dazu meine Melone abzunehmen. Jo dichtet derweil einen neuen Hertha-Gesang, dann geht’s weiter: „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin!“

Hurra, András ist wieder da!

Unioner stürmen vor wie in Achim Mentzels Song. 2 von uns kommen im Bayer-Strafraum zu Fall, kein Foul dabei? Leverkusen über links – drüber, dann Unsere mit einem Distanzschuss, leider ebenfalls nicht drin. Angriff über links, zu „F-C-U-Fußballclub Union Berlin-F…!“, wir zeigen uns heute als verdammt Rhythmus-sicher! Ecke Union, „die schwimmen!“, ruft Jürgen mit Augenzwinkern. Dann, machtvoll wie sauber, unser Bundesliga-Song.

Als András Schäfer nach ewiger Verletzungspause auf den Platz zurückkehrt, bricht mächtiger Jubel aus, willkommen zurück, Kämpfer! „Der Punkt wäre jetzt mehr als verdient“, sind sich Flo und Jürgen einig, ich widerspreche ihnen mit keiner Silbe. Union bleibt druckvoll am Ball, bevor auch unsere Gäste wieder den Druck erhöhen. Ein ums andere Mal muss unser Tormann Frederik Riis Rønnow seine Klasse aufblitzen lassen, was er stets punktgenau tut, Eisern eben!

Fast hätten wir sie gehabt

Am Ende machten die Gäste nochmal ordentlich Dampf. „Lasst uns die Ecke überleben!“, hab ich Jürgen noch genau im Ohr. Ja, wir überlebten sie, und ein Torerfolg blieb am Ende auch unserem vom Budget her haushoch überlegenen Gegner versagt. Aufm Platz hatten sich zwei starke Mannschaften allerhand abverlangt, Leverkusen mit mehr Ballbesitz, unsere mit mehr gewonnen Zweikämpfen und 7 mehr gelaufenen Kilometern. Nach dem desaströsen 0:5 in der Fremde war das ein verdammt steiler Auftritt!

Ehrenrunde der Mannschaft, Tach-sagen am Barkas-Ersatzfahrzeug, dann gings mit Flo zum von meinem bayrischen Autoren-Kollegen gewünschten Eisbeinessen. Wirtin Mone und Wirt Mirko hatten alles bestens vorbereitet und Mirko ein meisterhaftes Fleischgericht gezaubert. So konnten wir den Abend zusammen mit anderen Unionern und am Ende nochmal unter lautstarken Gesängen ausklingen lassen. Und ja verdammt, fast hätten wir sie gehabt, diese Leverkusener um Robert Andrich-Fußballgott! Ein gewonnener Punkt ists allemal, Eisern heißt dit!


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