Frank Nussbücker: FCU in Gladbach - Schicksalsspiel Nr. 1 gerät zur Nullnummer

Union Berlin mit Unentschieden in Gladbach

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Wie glücklich war ich, den Fußball-Sonntag mit dem Berliner Derby der Frauen in der Regionalliga Nordost zu verfolgen: Das Stadion An der Alten Försterei mit 12.511 Menschen gefüllt, und es ist verdammt laut. Die rivalisierenden Fans hauen sich „Eisern Union“ und „Ha Ho He Hertha BSC“, „Siehst Du Hertha, so wird das gemacht“ und „Für ein Heimspiel seid Ihr ganz schön laut“ um die Ohren.

Ich bin stolz auf unsere Profi-Fußballerinnen, meinen Verein – und freue mich sehr, dass die Herthaner sich via Mitgliederabstimmung für eine Frauen- und Mädchen-Abteilung ihres Vereins einsetzten. Unsere Frauen waren klarer Favorit und zeigten das auch aufm Platz. 5:0 für Union, das war Balsam für meine Seele – und ich war mächtig stolz auf die Entscheidung meines Vereins, unsere Fußballgöttinnen Profis werden zu lassen.

Alle Kraft für Union!

Beim Nachwuchs der Herren hingegen hat Hertha klar die Nase vorn, und ich bin nach wie vor traurig, dass unsere U23, dass Union Zwee eingestellt wurde. Verdammt stolz war ich auf das Berliner Fußball-Publikum, welches beide Mannschaften volle Kanne unterstützte und dabei durch allerhand Frotzeleien den Derby-Charakter unterstrich. In diesem Sinne und aus tiefstem Herzen mein „Eisern Berlin!“

Kurz danach indes stand das erste von 4 Schicksalsspielen gegen den Spielklassenwechsel unserer 1. Herren an. Unterstützt von wohl weit 2.000 Eisernen Auswärtsfahrern hieß es: „Mitaller Gewalt Klassenerhalt!“ Der Radiokommentator sieht vorab „nichts Gutes“ bei uns und in dieser Partie zwei Außenseiter gegeneinander antreten, na und? „Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“, begrüßen die seiner Meinung nach 3.000 Eisernen unsere Mannschaft.

Eisernes Attackieren auf den Rängen

Anstoß Union, den Ball weit nach vorn gedroschen – ins Leere. Dann ist kurz mal unsere Abwehr gefordert. Union um ein Haar schnell nach vorn, aber Vertessen verspringt der Ball. Zwei Spieler kollidieren miteinander, der Borusse bekommt den Freistoß. „Mönchengladbach olé“ versus „Dö-dö-dö-döp-döp … Union!“, ist das nicht arg zu früh – oder anstachelnde Absicht? Wie immer freue ich mich, dass wir (noch) nicht hinten liegen, aber das wird uns am baldigen Ende der Spielzeit nicht reichen.

7. Minute, eine nahezu-fast-Riesenchance für Gladbach, aber Freddy hat den Volley-Aufsetzer sicher. Unsere auf den Rängen attackieren mit einem akustischen Feuerwerk aus „Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“, „Wo Du auch spielt, ja wir folgen dir!“, schließlich mit unserem Schlachtruf. Tempofußball sehe anders aus als das hier Gezeigte, unkt näselnd der Kommentator. „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“ Unsere am 16er, aber ebenso harmlos wie zumeist die Bemühungen der Hausherren, wer würde hier wen aufbauen?

„Esprit Fehlanzeige“ unkt der Kommentator

Lang nach vorn auf Gosens‘ Kopf, na immerhin! Dann Gladbach, mehrmals, aber konsequent ungefährlich. Als Unsere mal kontern, fällt Aaronson nach gegnerischem Ellenbogeneinsatz. Nach dem Freistoß wieder Gladbach. Käpten Trimmi, Schäfer und Hollerbach draußen, Rani als Kapitän und Juranović auf rechts. In Minute 16 eine echte Gladbacher Torchance, aber der Ball geht von der 16er-Kante drüber, womöglich gar klar? 3 Gladbacher Beinahe-Chancen gegenüber 2 Fast-Torannäherungen unserer Mannschaft.

Kaum notiere ich das, gibt’s in Minute 25 die Riesenchance für uns! Juranović auf Volland, der das Spielgerät satt unter die Querlatte wuchtet, von wo sie NICHT die Maschen zappeln, sondern das Gebälk erzittern lässt, Scheibenkleister! Womöglich war der Keeper noch dran … Wie auch immer, unsere Offensive existiert noch! Den nächsten gegnerischen Angriff klärt Vogt auf Freddy. Gladbach zeichnet sich durch zunehmende Harmlosigkeit nebst zahlreichen Fehlpässen aus. Unsere Fans beherrschen die Ränge, aufm Rasen sei auf beiden Seiten Esprit Fehlanzeige“.

Es tröpfelt dahin

In Minute 38 Vertessen aus 18 Metern flach aufs Tor, ebenfalls harmlos. Die erste Halbzeit tröpfelt sich dem Ende entgegen, da sorgt Kevin Vogt mit heftigem Einsatz für die erste Karte des Spiels, „Dunkelgelb“, befindet der Radiomann, dann ist Halbzeit. Unser Trainer wechselt den nun Vorbelasteten aus, bringt für ihn mit Robin Knoche unseren ehemaligen Abwehrchef, dazu Schäfer für Vertessen.

 

 

„Eisern Union!“ und „Kämpfen und Siegen!“, melden sich unsere Auswärtsfahrer zu Wort. Hälfte 2 beginnt mit der Kollision zweier Spieler, Robin Knoche hat seinen ersten Ballkontakt. Unsere singen, die Heimfans schweigen, vornehm? Mist, Rani fängt sich ebenfalls den gelben Karton, es folgen schlechte Pässe und Einwürfe beider Mannschaften, vornehmlich der Gladbacher. Der Kommentator erkennt, dass bei den Heimfans nur in der Nordkurve was läuft, der Rest übe sich in Passivität – ist das nicht immer so in herkömmlichen Fußball-Arenen?

Union nimmt Maß, die Gladbacher „scholzen weiter“

Fehlpass Gladbach, wir am Ball, der kommt zu Aaronson. Er zieht ab, zwingt den wackeren Gladbach-Keeper zu einer Parade, das Ganze in Minute 52. Keine Sekundenzeiger-Umdrehung später wieder Union. Ecke Juranović, zweiter Ball für Union, Tousart schießt aus 25 Metern ganz wenige und daher nicht minder elendig-unglückliche Zentimeter am linken Toreck vorbei, Doppelchance Union, aber noch kein Tor. Verdammte Axt, unsere Offensive lebt, Eisern Union!

Und weiter geht’s, Juranović, Tousart per Kopf, nächste Riesenchance für uns! Das waren jetzt drei absolute Dinger auf unserer Seite, doch das gegnerische Tornetz will und will nicht zappeln. Als Gladbach sich irgendwann mal wieder in unserer Hälfte meldet, melden sich auch deren Fans, dann höre ich wieder die Unseren singen. Der Kommentator sieht „ein Olaf Scholz-Spiel, zu wenig Wumms von Gladbach (…) und sie scholzen weiter.“ Dann muss Freddy doch mal eingreifen, wobei es wohl Stürmerfoul gewesen wäre …

Und noch immer ist er nicht drin!

Fehlpass Gladbach die nächste, wollen sie uns helfen? Volland spielt in den 16er, der Keeper ist draußen, das Tor frei – und Kevin lässt das Aluminium ein zweites Mal erbeben, diesmal einen der beiden Pfosten, was für ein … mir fehlt das Substantiv! Die 4. Großchance in der 17 Minuten jungalten zweiten Halbzeit! Bald drauf Ecke Union inklusive des dazugehörigen Gesangs, doch auch der haut die Murmel nicht rein!

Dann auch mal wieder Gladbach: Sie kombinieren sich bis in den 5er, doch der Abnehmer verpasst das Gerät, ich atme auf. Eck- und Kopfball Union, Knoche übers Tor! In der 74. Minute ist es András, dem der Kommentator zuruft: „Der MUSS doch einfach rein! Aus sechs, sieben Metern, der muss doch …!“ Ja, vielleicht, auf jeden Fall schade bis unendlich, Hollerbach für Aaronson, von den Rängen unser Vorwärts-Gesang.

Kein Tor zu viel …

Weitere Angriffe hüben wie drüben, und in Minute 83 setzen die Borussen den nächsten Akzent: fast ein Kopfball, fast auf oder gar in unser Tor, Betonung auf fast. Der Kommentator orakelt, wie beide Trainer auf der dem Abpfiff folgenden PK dieses 0:0 schönreden, während besonders die Unioner auf den Rängen hart am Ball bleiben. „He FC Union!“ über viele Minuten, fast gekrönt vom „Tor zum Glück“ durch Kaufmann, leider auch hier obsiegt das verdammte „fast“.

3 Minuten gibt’s obendrauf, und die Gladbacher haben verdammt viel Zeit. Die ersten Zuschauerscharen seien fort, da werden die Verbliebenen nochmal laut: Ihre Mannschaft vor unserem Tor, Ecke, die letzte Chance des Spiels? Kommentator wie Heimpublikum werden nochmal mächtig, das wars. Es bleibt beim 0:0, welches ich vor Anpfiff weit lieber mitgenommen hätte als nach dieser 2. Halbzeit. Freund Christoph funkt mir aus dem Gästeblock: „Man sah beiden Mannschaften die aktuelle Situation an. Das Ergebnis fiel kein Tor zu hoch aus.“ Ein Hoch auf unsere Frauen, und auch wir bleiben am Ball, Eisern heißt dit!


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