Frank Nussbücker: Dieses verflixte Augschburg! - Union Berlin mit Pleite beim FC Augsburg

FC Augsburg besuiegt Union Berlin

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Als wäre es nicht schwer genug, an den Ort unseres ersten Bundesliga-Punkts zurückzukehren! Letzte Saison verloren wir glatt beide Spiele gegen die bayerischen Schwaben aus der Stadt, die mehr Brücken als Venedig hat. Und dieses Mal? Maximal 375 Eiserne dürfen die Ränge der Augschburger Arena zum Erklingen bringen – und auf dem Platz steht unsere kurzfristig umgestellte Mannschaft. Über eine Woche drehte sich viel zu viel um den Wechsel unserer bisherigen Nummer 10 ins Niedersächsische.

Auch auf der Pressekonferenz am Donnerstag hatte gefühlt jede Frage der anwesenden Journalisten mit Personalie Max K. zu tun. So überrascht Urs von des Stürmers Abschied auch war, sieht er das Ganze gewohnt pragmatisch-philosophisch: „Warum soll ich mich mit etwas beschäftigen, was ich nicht beeinflussen kann?“ Urs hofft, dass unser Spiel nunmehr nicht ausrechenbarer ist, und hat allen Grund dazu: Unser Spiel war nie auf Max ausgerichtet, betonte er. Stattdessen hatte sich dieser dem gemeinsamen Plan unterzuordnen.

Neues Spiel, neue Aufgabe

Das tat er ganz wunderbar – und dafür zum zigsten Male mein Dank. Nun aber weiter, denn die nächsten Punkte einzuholen, würde gerade in der Fuggerstadt schwer genug werden. Ob denn nun eine Systemänderung ins Haus stehe, lautete dennoch gleich die nächste Frage der Journalisten. „Eine Systemänderung haben wir immer im Kopf“, unterstrich Urs, dass jedes neue Spiel stets und immer wieder eine ganz konkrete, einzigartige Aufgabenstellung beinhalte.

Deren optimale Lösung via Fingerschnipsen, so etwas klappt lediglich am Laptop, nicht im realen Leben, unterstrich der praktizierende Philosoph. Nun hatte er die Qual der Wahl, aus denjenigen, die „noch da“ und nicht vom Coronavirus ausgesperrt sind, die ideale Mannschaft für unser 21. Punktspiel der laufenden Saison zusammenzubauen. Besonders schmerzlich, dass sich auch der jüngst so wunderbar aufspielende Grischa Prömel unter letzteren befindet. Aber welche Mannschaft hat derzeit eigentlich keine Ausfälle zu beklagen?

Union legt vor, Augsburg schlägt zurück

Der 16. empfing der 4. der Tabelle, in Marktwerten ausgedrückt hieß das: 98,8 gegen 71,6 Millionen Euro zu unseren Ungunsten. Wie aber würde das auf dem Spielfeld aussehen? Wieder gehört der erste Angriff uns, aber abgelaufen von den Augsburgern. Ich höre unsere Auswärtsfahrer, sie singen das Mantra vom „1. FC Union, unserer Liebe, unserer Mannschaft …“ Der Käpten derweil auf Taiwo, aber es klappt nicht. Augsburg hat den Ball und baut auf.

6. Minute, Union greift an, Gießelmann schießt – neben das Tor, der erste Abschluss des Spiels! Kurz drauf Angriff der Hausherren, aber Luthe ist da – postwendend der 1. Abschluss des FCA! Ballverlust Union, zum Glück können wir klären. Aber Augsburg bleibt dran, Schuss aus 18 Metern, knapp vorbei! Das war ein wuchtiger Angriff der Hausherren, und sie kommen schon wieder – über Halbrechts, Schuss, Nachschuss, Knoche klärt zur Ecke. Kurz darauf wird der Videobeweis bemüht. Hand spiel Union? Aber nich doch!

Ein folgenschwerer Fehler

Ein Fast-Angriff unserer Mannschaft, aber wir verlieren den Ball. Gikiewicz befördert ihn schnell nach vorn, am Ende streicht das Ding wieder knapp vorbei am Kasten, aber Ecke. Der Ball kurz vor unserer Torlinie, aber ohnehin ein Offensiv-Foul. Dennoch, Augsburg drückt, spielt schnell und direkt nach vorn. Sie tun es schon wieder, doch die Flanke geht vorbei an allen. Zwei Angriffe weiter: Abstoß Union, Pass, Rückpass zu Luthe. Der will auf Knoche passen, doch der ist nicht frei! Augsburg nutzt diesen Fehler brutal, es steht 1:0 gegen uns!

Die Anlage jingelt, längst nicht nur bei Toren und Ecken, aber eben auch da, und zwar jetzt! Und Augsburg greift schon wieder an! Luthe und Gießelmann klären. Kurz drauf erneut eine brenzlige Situation in unserem Sechzehner. Knoche klärt, Einwurf Augsburg. Dann endlich mal wieder Union in der gegnerischen Hälfte, aber abgefangen. Union bleibt dran, Gegenstoß über Becker, auf Khedira, Awoniyi – unsere erste gute Offensivaktion seit langem. „Eisern!“ Union!“ vernehme ich unsere Auswärtsfahrer, an ihnen liegts nicht!

 

 

Laut auf den Rängen, harmlos aufm Platz

Minute 24, Taiwo kommt zum Abschluss, leider über den Kasten, immerhin wurde er mal gut angespielt. Eine Minute später, langer Ball von Gikiewicz, Augsburg sofort gefährlich vor unserem Tor, Abschluss – Luthe ist überwunden, aber der Käpten grätscht den Ball von der Linie! Um ein Haar das 2:0, „Aufwachen!“, schreit Torsten Eisenbeiser im Mittellinie-Chat. Freistoß Augsburg, die Flanke geht ins Seitenaus. Union am Ball, Fehlpass Becker, aber auch der Augsburger Angriff kommt nicht an.

Unser nächster Offensivversuch endet in einem Augsburger Einwurf. In Minute 31 endlich unsere 1. Ecke. Der Käpten gibt herein, Baumgartl schießt drüber. Union bleibt im Vorwärtsgang, 2 Freistöße, 2 Ecken, aber wir kommen nicht durch. Immer ist da mindestens ein Fuggerstädter, oder das Ganze wird nach Offensivfoul abgepfiffen. „Union, Union!“, skandieren derweil unsere Auswärtsfahrer. Aufm Platz indes bleiben die Unioner erschreckend harmlos.

Bemüht harmlos …

Und wieder ein langer Ball der Augschburger auf den fiesen Niederlechner – an die Querlatte geht das Ding! Der Gegner bleibt dran, erkämpft eine Ecke. Dann ein Konter der Unseren, aber abgepfiffen, gefährliches Spiel. 3 Minuten vor der Pause fängt sich Rani Khedira die 5. Gelbe, damit fehlt er gegen Dortmund. Angriff Union, Gießelmann köpft drüber, ein Lebenszeichen! Freistoß Trimmel, Gikiewicz hat ihn, Pause. Hat Urs mal wieder die rettende Idee in der Hinterhand? Die Kommentatoren diagnostizieren uns eine Max-Kruse-Depression.

Mit dem Wiederanpfiff ergreift Augsburg auf ein Neues die Initiative – dann aber wir, leider Abseits. Aber unsere bleiben dran, leider Gießelmann mit der Hand dran, „Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“ Unsere am Drücker, zwingen Gikiewicz fast zum Fehler, doch der kann das Ding ausbügeln, pfeffert den Ball auf die Tribüne. „Wir lieben Union, jawoll!“, vernehme ich aus dem Stadion. Trimmel über rechts, auf Knoche, Augsburg erobert den Ball. Weitere Offensivbemühungen unserer Mannschaft, leider mit der Betonung auf dem zweiten Wort.

Kopf hoch, wir sind Unioner!

Es sollte bis zur 59. Spielminute dauern, bis Augsburg mit einem wuchtigen Distanzschuss aus vielleicht 25 Metern das im Grunde längst fällige 2:0 erzielt. Dieses Mal ist Andi Luthe völlig machtlos. „Die komplette Mannschaft steht neben sich“, lese ich im Mittellinie-Chat, und Torsten Eisenbeiser fügt hinzu: „Es fehlt auch ab und an Glück. Das haben wir in Gladbach aufgebraucht.“ Unsere versuchen noch einiges, allerdings ohne besagtes Pech-Gegenteil. Ausgesprochen kämpferisch und knallhart als Team unterwegs sind indes die Augschburger.

Immerhin setzte Sven Michel direkt nach seiner Einwechslung einen Flachschuss knapp nebens gegnerische Gehäuse, immerhin wühlte sich Keita Endo einige Male gut durch. Ja, das war ein ausgesprochen schlechtes Spiel unserer Mannschaft. Eines, wie es sie früher sehr oft durchzustehen gab. Eines, aus dem wir lernen können und müssen. Und wie schreibt mein Eiserner Freund Christoph: „Wir haben schon vor Kruse, mit Kruse und nun auch nach Kruse in Augsburg verloren. Nichts passiert also.“ In einer Woche sind wir alle gefragt, wenn es im Wohnzimmer gegen den haushoch favorisierten Tabellenzweiten geht. Eisern Union.


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