Frank Nussbücker: Auch wir können Lucky Punch - Union siegt beim 1. FC Köln

Union Berlin Sieg in Köln

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Nun also stand das letzte Pflichtspiel unserer 1. Herren des Kalenderjahrs 2025 an. Nach Köln gings, zum dort berühmten Effzeh, der uns dereinst jene seither nicht minder berühmte „Janz enge Kiste!“ namens 7:0 verpasst hatte. Ich war mir trotz allem mir gegebenem Pessimismus recht sicher, dass es heute kein derartiges Ergebnis geben würde. Allerdings hatte ich mir mein Spielerleben gänzlich anders vorgestellt, als es dann tatsächlich geschah.

Seit der Nacht hatte meine Liebe einen schwarzen Strich vorm linken Auge. War die Netzhaut gerissen, musste das sofort operiert werden, wie es vor wenigen Jahren unserem Lieblingsnachbarn erging. Also los, schnell paar Sachen gepackt, ab in die chirurgische Rettungsstelle der Charité nahe der Amrumer Straße, wo man uns eine lange Wartezeit prophezeite.

Die Eisernen Ladys legen vor

Dem war so, und so oblag es mir, neben dem Kümmern ums Wohlbefinden meiner Liebe zunächst einmal mit unseren Eisernen Ladys mitzufiebern, die in Nürnberg nach 2:0 Führung recht schnell einen Gegentreffer bekommen hatten. Aber sie blieben Eisern, brachten den Sieg und die dazugehörigen 3 Punkte ins Ziel – und schon rückte der Anstoß bei den 1. Herren heran.

Den Zeilen des Tickers entnahm ich, dass sich das Spiel hauptsächlich im Mittelfeld ereignete. Die Kölner erschienen mir aktiver, doch offenbar hatten Leo und seine Kollegen hinten alles im Griff. Und dann hatten wir ja auch noch unseren Freddy im Kasten, welcher nicht nur sicher hielt, sondern auch eine zündende Idee nach vorn hatte, welche mit einem von keinem Unioner erreichten Pass in den Fünfmeterraum endete.

Riesenchance nach Standard

Für mich relativ ereignisarm ging es in die Pause. U-1966-Maat Tilo hatte allerdings Spaß am Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften, in welchem ja noch alles drin sei. Zweite Halbzeit, offenbar ging das von einigen wenigen Halbchancen unterbrochene Mittelfeld-Geplänkel weiter. Da las ich, dass der Gegner Bülter reinbringt. Ich schätzte Bülti sehr, als er noch bei uns spielte, und prompt holt er eine Ecke raus, nun leider für unseren Gegner.

Neun Minuten später bringt er einen Freistoß vor unseren Kasten, aber auch den konnten Unsere klären. Kurz drauf lese ich mit angehaltenem Atem, dass Käpten Trimmi einen Eckball passgenau für Leos Kopf serviert und der Abnehmer diesen auch bestens verwertet hatte! Doch der Kölner Schlussmann kann das Ding an den linken Pfosten klären – leider nicht so an dessen Innenseite, dass ich jetzt, einige Sekunden oder Minuten nach den Eisernen im Stadion hätte jubeln können.

Union in Überzahl, geht das gut?

In der 73. Minute erneuert Baumi unseren Sturm. Ich bin froh, dass er offensichtlich nicht auf Ergebnis-Halten schaltet, denn das ist nicht unbedingt unsere am Prägnantesten ausgeprägte Stärke. Im Stadion sei es derweil still, weil bereits der zweite Notarzt-Einsatz läuft. Meine Liebe und ich warten noch immer darauf, dass unsere Priorität groß genug ist, als nächste dranzukommen. Meine Gedanken sind bei meiner Liebe, den medizinischen Einsatzkräften im Stadion und den beiden offenbar kollabierten Fans.

76. und 78. Minute, zwei Chancen für unser Team! Doch auch sie bringen nichts ein. Immerhin seien die beiden Fans stabil im Krankenhaus eingetroffen, das Stadion wird wieder laut. Kemlein sieht Gelb, doch kurz darauf ein Kölner gar den Roten Karton. Seine Hand habe verhindert, dass Köhn mit Spielgerät frei vorm Kölner Tor gewesen wäre. Union in Überzahl – geht das gut? Sofort denke ich Profi-Pessimist an das anschließend so katastrophale Spiel unserer Mannschaft in Braga.

 

 

Lucky Punch nach zweitem Ball?

85. Minute, Freistoß für Union – und schon wieder Hände im Spiel? Der Schiri funkkontaktet in den Kölner Untergrund, doch schließlich befinden alle Entscheidungsträger: Nö. Weiter geht’s, beide Trainer mit Doppelwechseln. Der frisch ins Spiel gekommene András kommt zum Abschluss – wurde der etwa schon wieder per Hand geblockt? Der quirlige Ungar vertritt diese Meinung so vehement, dass ihn der Schiri mit Gelb verwarnt.

Ich wechsle jetzt sekündlich von unserem zum Ticker-Kicker und wieder zurück. Unsere Mannschaft spielt jetzt ganz klar auf Sieg. „Geht das auch in Überzahl?“, frage ich furchtsam, „aber haltet hinten alles dicht!“ Erneut ein Standard für unser Team, und erneut ist es András, der diesmal den zweiten Ball „humorlos“, wie der Union-Kicker vermeldet, ins linke untere Eck drischt. Meinem der Umgebung angepassten Jubel folgt das Ekelmonster des modernen Fußballs: VAR.

Köln stürmt

War da womöglich eine Locke im Abseits, oder sonst irgendeine Regel Nummer 0815 widersprechende Aktion im Spiel? Nee, iss nich, der Treffer zählt, und wir liegen in Minute 1 der Nachspielzeit auf des Gegners Platz in Führung! Nun aber wirft Köln alles nach vorn. Sie kommen zum Abschluss, den Unsere jedoch blocken, da sind noch 3 Minuten auf der Nachspielzeit-Uhr. Gelb für Juranovic, wofür wohl?

Richtig, Zeitspiel! Wie gefährlich das ist, weiß ich spätestens seit Mr. Feuerzeug An der Alten Försterei. Erneuter Kölner Angriff, doch Freddy fängt, außerdem Offensivfoul. Ich bete um einen Entlastungsangriff, aber offenbar kann nichts den Kölner Dauersturm bremsen. Sie bringen lange Bälle nach vor, welche Unsere bislang allesamt webverteidigen. 7. Nachspielminute, der Kölner Schuss volley über unseren Kasten, jetzt könnte auch mal Schluss sein!

21 Punkte und frohes Fest

Aber nein, es geht noch immer weiter, und auch Freddy holt sich noch seinen Gelben Zeitspiel-Karton ab. Dann endlich ist Schluss, die 3 Punkte sind Unser! Nach etlichen Lucky Punches gegen uns, den letzten kürzlich daheim gegen Schmidtis Heidenheimer, setzen wir mal wieder einen. Auch in Köln verloren wir vor gar nicht allzu langer Zeit durch einen solchen – umso schöner, dass es gerade heute umgekehrt ist.

Eine knappe Stunde nach Abpfiff kommen wir dran, und der sympathische junge Arzt mit norddeutschem Akzent bescheinigt meiner Liebe nach eingehender Untersuchung, dass es nicht das Schlimme ist. Freund Christoph schreibt mir auf halbem Weg von Köln nach Berlin: „Ziemlich früh dran diesmal, dieses Weihnachten.“ Apropos, ich wünsche Dir, liebe Leserin und lieber Leser ein frohes Fest mit viel Besinnlichkeit und bei bestmöglicher Gesundheit. Mit 21 Punkten liegt die erste gute Gabe bereits unterm Baum. Eisern heißt dit!


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