Frank Nussbücker: Tolle Atmosphäre mit Fäkal-Umrahmung - Union besiegt FC St. Pauli

Knapper Union-Sieg gegen den FC St. Pauli

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Aus sommerlicher Natur zurück in meiner Heimatstadt, begann unser erstes Heim-Pflichtspiel für mich mit einer in HSH & Co-Qualität daherkommenden großflächigen „Huldigung“ des Gegners am Bahnhof Köpenick, deren Wortlaut uns wohl bis heute bei jedem Heim-Tor der Unaussprechlichen gilt. Zumindest auf der gemeinsamen Anfahrt auf dem Wasserweg, an Bord von Eddylines Viktoria, sei es zwischen Unionern und Paulianern wie immer gewesen.

Heftige Pfiffe, als deren Ersatztorleute den Rasen betreten, Jubel beiden Unseren. Wow, Kollege „Männersport“ ist auch da, über dessen Organ Feuerwehrmann Jo sagt: „Der brüllt nach vorn, mir tun trotzdem die Ohren weh. geil!“ Dafür befindet sich Robin Gosens, dessen Name bis gerade eben noch in der Startelf zu lesen war, offenbar bereits auf dem Weg nach Italien. Ein neuer Spieler sitzt derweil, von der Kamera für uns eingefangen, mit Bier-Umrahmung auf der Tribüne. Dass heute ein weiterer Abschied folgt, weiß ich da noch nicht.

„Männersport!“ und erste Tor-Annäherungen

Stadionsprecher Christian weist bei seiner Anmoderation auf das Benefizspiel der Kiezkicker innerhalb der „Bluten für Union“-Kraftaktion zur Rettung unseres Vereins hin und erntet Applaus. „Wir standen alle mit dem Rücken zur Wand“, wählt Plattenunterhalter Wumme den passenden Song, gefolgt von Achim Mentzel, Sporti – und los geht’s, zur Hymne mit einer extrem starken Choreo der Ultra-Jugendabteilung TSK. Von den Rängen erschallt die Eiserne Coverversion eines alten Partisanenlieds.

Dajana und André bauen mir ein Bier zusammen – Eiserner Dank, liebe Freunde! Union vorm gegnerischen Tor, aber noch wird nichts draus. Beide Teams grätschen sich gegenseitig den Ball weg, Kampf vom Feinsten, und noch immer zu den Klängen von Bella Ciao. Jordan in der Mitte: Super-Antritt, der Schuss eher so naja. „Hinten rum!“, feuert Kollege Männersport den Aufbau der Kiezkicker an. Freistoß Vertessen, sein Nachschuss hat es in sich, „Eisern Union!“

Wir bauen Druck auf

Anderthalb Minuten „Eisern!“ „Union!“ zwischen Waldseite und Gegengerade, dann kommt Pauli, auf Rasen und Rängen. „Aud geht’s, Union, kämpfen und Siegen!“ „Schade, den hätte er haben können!“, steckt mir André. Freistoß Pauli, das sah gefährlich aus. Trommeln aus dem Gästeblock, übertönt von „Wir singen Rot, wir singen Weiß, …!“ Hollerbach tankt sich allein durch, holt eine Ecke heraus. Der zweite Ball geht aufs Tor, leider mit zu wenig Schmackes. Dann Pauli dicht neben unseren Kasten, aber war wohl Abseits.

Wieder gehen sie unser Tor an, Freddy fängt. Dennoch, Pauli hat gerade deutlich mehr Biss. Jetzt aber wir, nahezu frei vor deren Tor – und wieder zu wenig Druck hinterm Abschluss. Gleich nochmal über links – schade. „Wir lieben Union, jawoll!“, brandet der nächste Wechselgesang hin und her, aufm Rasen begleitet von einer Riesenchance unserer Mannschaft. Der Keeper hält in letzter Sekunde aus höchster Not.

Ehrung der besten Fan-Fußballteams und eine lange Abschiedsliste

Union aber weiter im Vorwärtsgang, wir setzen uns in der gegnerischen Hälfte fest. Zweimal Ecke von rechts – und was ist das?! Benedict Hollerbach schickt die Pille aus der Distanz unhaltbar in die Maschen! Biere fliegen, Pogo auf den rot-weißen Rängen. Der Nach-Tor-Zeremonie folgt noch einmal die Eiserne Bella Ciao-Variante. Freistoß Pauli – wir haben einen Torhüter! Konter Union, Hollerbach allein, ist fast durch – „irgendwann!“ folgt sein nächster Torerfolg.

 

 

Pauli holt sich eine Gelbe ab, dann ist Pause, durchatmen. Das war ja dann doch noch eine knackige halbe Halbzeit unserer noch kurz vor Anpfiff durcheinandergewirbelten Mannschaft. Aber Tom Rothe machte seine Sache von hier oben aus betrachtet sehr ordentlich, oder? Nun gilt es, denn Meister der Union-Liga wie die Erringer des Union-Pokals auf ihrer wohlverdienten Ehrenrunde zu preisen. Es folgt eine lange Liste der von uns in Block H gewechselten Unioner. Lautstark schicken wir ihnen unseren Schlachtruf hinaus.

Eisern in die Trinkpause

„1. FC Union Berlin – und alle!“, eröffnen wir den zweiten Durchgang, während unsere Fußballgötter die nächste Ecke erfighten. Jawoll, eine Torchance, „Eisern Union!“ „Dit iss dit Schöne am Seitenwechsel!“, verrät mir Feuerwehrmann Jo zwischen zwei kräftigen Schlucken aus seinem Literhumpen, „der Hollerbach, der jetzt uff unserer Seite spielt, iss der echte!“ In der Tat wimmelt es gerade von strubbligen Blondschöpfen in unserer Mannschaft – ich bin mit jedem von ihnen gerade sehr zufrieden.

Pauli versucht was, doch Unsere lassen sie nicht durch. Dann wieder Ecke Union, der Schuss, diesmal von einem Nicht-Blonden, streicht nur minimal über die Querlatte. Unsere Arme gehen hoch, wippen tausendfach, zweimal als Ouvertüre für unseren Bundesliga-Aufstiegssong. Steil, dass er in die Jahre kommt! „Dem Morgengrauen entgegen“ von Waldseiten-Pyro mit irre viel Rauch begleitet, der Schiri bittet wie schon in Halbzeit 1 beide Mannschaften zur Trinkpause. Wir stehen dem nicht nach.

Abschied im Block

Einer weiteren Union-Ecke folgt eine auf unserer Seite, und in der Art geht es weiter. Nach und nach geben wir, wie schon in der ersten Hälfte von Halbzeit 1, die Spielkontrolle ab. Wir mal wieder allein auf Links, dann wieder unsere Gäste. Pauli will, Pauli kämpft – und zeigt sich zum Glück vorm Tor reichlich harmlos. Positiv ausgedrückt: Unsere Abwehr steht! Weiter folgt Gesang auf Gesang, das Mitbrüllen lenkt mich vom mittlerweile schlechten Spiel ab und erzeugt seinen eigenen Rausch.

Jordan fällt der Länge nach. „Rüdes Foul, oder?“, frage ich André Ironie-getränkt. „Ein Versuch von Nichts!“, sortiert der das Ganze trocken auf die richtige Seite. „Das ist heute mein letztes Spiel!“, verrät mir derweil seine Nachbarin Dajana. Meinen entsetzten Blick beantwortet sie mit: „Ich gehe nach Norwegen, Liebe und Job.“ Mir wirds eng um den Hals und im Bauch. „Aber ich komme wieder!“, tröstet sie mich umgehend, „und ich bin hier, so oft ich kann.“

Bleiben wir zusammen am Ball

„Kämpfen und siegen!“, spornen wir die Mannschaft an. Bleiben wir Eisern und schieben wir deren Schwächeln jetzt nicht einfach auf Gosens Flocke-machen. Haltet durch, Männer, gebt diesen Sieg nicht mehr her! Machen sie auch nicht. Not gegen Elend, na und? Hinten bleibt alles dicht, da können uns heute auch die 4 Minuten Nachspielzeit nichts. Ja verdammt, der Schiri pfeift ab, unser Team holt sich auf ihrer Ehrenrunde den aus meiner Sicht und bei allen Baustellen in jedem Fall verdienten Applaus ab.

In cooleren Zeiten hätten wir jetzt, die temporäre über-Nacht-Tabellenführung im Rücken, spaßeshalber von Meisterschaft und Euroapo gesungen. So aber folgt schließlich doch noch die dem Gegner geltende „Scheiß-Union-Variante“ von der Waldseite, untermalt von Jubel und schließlich doch noch aufkommenden Pfiffen auf der Gegengerade. Mögen junge Wilde und in die Jahre gekommene Hater das brauchen, ich brauche es nicht. Die vier Punkte auf unserer Habenseite indes nehme ich gern mit. Sie immerhin ersangen und erspielten wir alle zusammen, Eisern heißt dit!


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