Frank Nussbücker: Am Ende sogar ein Tor! Union trifft auf überlegenen FC Bayern

Union Berlin mit Pleite gegen FC Bayern

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Nun also ging es gegen den Rekord- und ein paar Tage zuvor entthronten Abo-Meister. Mal wieder, muss man sagen, denn es ist das fünfte Jahr hintereinander, dass wir uns mit dem FC Bayern in einer Liga messen. Deren Marktwert kommt mir immer astronomischer vor, aber auch wir haben ja die womöglich teuerste Union-Mannschaft aller Zeiten – und waren dem Ligawechsel nach unten noch nie so nahe wie in dieser vermaledeiten Saison.

Es ging also mal wieder um alles – und doch spürte ich in mir eine Ruhe wie schon ewig nicht mehr vor einem Union-Spiel. Für meine Anreise wählte ich zusammen mit meinem U-1966-Käpten, Geburtstagskind Metze, Freund Christoph und anderen Hagel-Trotzern den Spreeweg auf Eddylines Viktoria. Da Käpten Guido seine Stimme verloren hatte, durfte ich die Begrüßung der Fahrgäste übernehmen, darunter mit dem Youngster Julian ein zweites Geburtstagskind und auch etliche Bayernfans, mit denen wir uns freundschaftlich frotzelten.

Ein Spreedampfer voller Stars

Außerdem fiel mir eine Reisegruppe hip anzusehender junger Leute auf, die sich um einen drahtigen Typen mit Gitarre scharten. Der sang ein offenbar angesagtes Lied, das nach Shanty klang, und etliche sangen mit. „Das ist Nathan Evans, ein Tik Tok-Star!“, klärte mich Metze auf. In einem kurzen Gespräch mit dem jungen Mann erfuhr ich zudem, dass er Union geil findet, weil er unseren Verein als Familie erlebt.

Das Union-Trikot auf seinem Lieb und die von ihm gesungene Union-Berlin-Version seines berühmten Wellerman-Hits unterstrichen die aus meiner Sicht ehrliche Zuneigung dieses jungen Schotten zu unserem Verein. Nicht Nathan, Union war der Star an Bord. Dazu zählt auch Jeff aus New York, der seit Jahren Unioner ist – und wann immer er irgend kann, Union live im Stadion unterstützt. Heute war er erstmalig mit seinen Eltern dabei. Ich bin sicher, Käpten Eddy oben in Block H wird’s gefallen haben. Beschwingt gingen wir von Bord.

Erste Torannäherungen auf beiden Seiten

„Auf geht’s Union, kämpfen und siegen!“, schallte es bereits lange vor Anpfiff von Waldseite und Gegengerade. Manuel Neuer dehnte sich an der Strafraumgrenze, danach ließ er sich ausgesprochen harmlose Schüsse kommen – seine spezielle Vorbereitung auf unsere amtierende Offensive? Zur Hymne eine ausgewachsene Choreo samt Pyro auf der Waldseite, von der ich im Wald der Schals nur das Banner „20 Jahre für Union“ erkannte. Die HammerHearts waren die Jubilare, ihnen wie allen anderen Eisernen Geburtstagskindern mein Glückwunsch!

Die Bayern stießen an. Die Äußerungen des Gästeblocks sangen wir mit „He FC Union“ nieder, und auch auf dem Rasen griff Union an! Schade, das wär es doch gewesen! Wie fast immer setzte unsere Mannschaft gleich zu Beginn offensive Akzente. Wie fast immer in dieser Saison findet kaum etwas davon den Weg aufs Tor, geschwieg denn in dessen Netz. Der Gegner köpfte derweil über unsere Querlatte und schoss neben den Pfosten.

Der Gegner trifft

Freistoß Union, schade! Nach einer Ecke kontern die Bayern – auch hier erst mal nichts, denn Freddy pflückt den Ball aus der Luft. „Kämpfen und siegen!“ und „Union, Union!“ von den Rängen, dann „Eisern!“ „Union!“ als Wechselgesang. Auch der nächste Bayern-Konter bleibt hängen, dann Union über rechts, aber zu lang. „Wir singen Rot, wir singen Weiß…!“, Union nochmal über rechts, schade! Laute Pfiffe, wenn deren sehr gern auf Schiris einredende Nummer 6 am Ball ist.

 

 

Unsere hauen sich rein, gewinnen entscheidende Zweikämpfe und zeigen offensiv durchaus Präsenz. Dann aber sind es doch die Bayern, die nach einer gelungenen Ballstafette samt Abschluss an die Unterkante unserer Torlatte in Führung gehen. „Union, Union!“ und „Kämpfen und siegen!“, lautet die einzig mögliche Antwort, auch aufm Rasen. Der nächste Schuss zwingt Neuer zur Parade, Ecke Union! Das „hinein, hinein, hinein!“, es bleibt unser Wunsch.

Ein brillant angenommenes Freistoß-Geschenk

Ecke Bayern, „Hier regiert der FCU!“ Auch der Gästeblock ist jetzt mal zu vernehmen: „Hurra, Hurra, die…“, den Rest verstand ich nicht, sangen sie „die Giesinger sind da“? Ach nee, das sind ja die Sechzger, oder? Die waren schon lange nicht mehr hier, ich hab sie lauter in Erinnerung als die roten Münchner. Unser Konter bleibt hängen, die Bayern bauen auf. Dann wieder wir: rechts, links – Schuss, Neuer klärt zur Ecke.

Union bleibt durchaus am Drücker, bevor die Gäste kurz vorm Halbzeitpfiff einen Freistoß aus bester Position geschenkt bekommen. Von der Mittellinie aus sah ich keinerlei Berührung, nichts, der Schiri offenbar schon – ich hoffe nicht, nach Hinweis des Bayern Nr. 6. Seis drum, die Ausführung gelang ihnen brillant, der Ball zappelte in unserem Netz, verdammte Axt! Den Kommentar in meinem Notizheft gebe ich hier nicht wörtlich wieder. Klar war Heidenheim nach eben diesem Spielstand sensationell zurückgekommen. Ist es Zufall, dass mir das erst heute beim Schreiben dieser Zeilen in den Sinn kommt?

Und doch flogen noch die Biere

Zu zweiten Hälfte zeigte der Gästeblock eine Rauch-Choreo in Weiß, Rot und Unrot. Die ersten beiden Farben sahen durchaus gut aus, aber was sollte diese Unfarbe? Gibt es etwa eine heimliche Freundschaft zweier Ex-Serienmeister? Die gegnerischen Spieler allerdings schienen weder müde vom Mittwoch und obendrein fest gewillt, Platz 2 in der Bundesliga zu stemmen! „Gib niemals auf und glaub an dich!“, sangen wir nach dem 0:3 durch den wackeren Thomas Müller.

Weitere Union-Gesänge untermalten weitere Bayern-Tore. Es müllerte auch nochmal, und alsbald zeigten Anzeigetafel und -häuschen ein 0:5. Schon begann die Nachspielzeit – und was war das?! Angriff Union, und Vertessen haut das Ding tatsächlich rein! Biere flogen, wir jubelten derart, als stünde es tatsächlich: „1. FC Union Berlin: EINS, Bayern München: NUUUULL!“ Wie bes… grad vieles ist, weiß ich so gut wie Du. Ich allerdings nehme diesen Treffer als Hoffnungsschimmer mit in unsere nun anstehenden vier Endspiele um den nur „Mit aller Gewalt“ zu erreichenden „Klassenerhalt“, Eisern!


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