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Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)
Und wieder stand ein Pflichtspiel gegen die im Sächsischen stationierte Plörre-Filiale an. Das Team des Konstrukts glänzte gerade in der letzten Zeit durch mannigfaltige Erfolge und ging einmal mehr als klarer Favorit in diese Begegnung. Würden 4.800 Eiserne auf den Rängen und unsere Mannschaft samt Stab und Co-Trainer dem ordentlich was entgegenhalten? Wie immer hoffte selbst ich Profi-Pessimist auf das für uns Maximale – aus meiner Sicht einen Punkt!
Ich mochte dieses unschöne Duell nicht alleine sehen, also ging ich zusammen mit meinem Zwilling Sam zu Freund Robert und Bia. Außerdem war Roberts Sohn dabei, seines Zeichens Schiedsrichter im Jugendbereich. Als ich neben Sam in die Polster sank, lief das Spiel bereits. Dem Klangvolumen nach schien der Gästeblock zu singen, aber ich kannte die Lieder nicht. Unsere Auswärtsfahrer schweigen ja, erinnerte ich mich – also summte da das Heimpublikum vor sich hin.
Aufm Platz war deren Mannschaft der Chef. Sie ließen unsere nicht zum Spielzug kommen und drangen über rechts vor – zum Glück Abseits, oder? Die Fahne des Linienrichters blieb unten. Roberts Sohn zuckte mit den Schultern. Er hätte sie gehoben. Kurz drauf wollen die einen Elfmeter. Zwei, drei der für sie auflaufenden Spieler sind die einzigen, die es so sehen. Unsere drangen in deren Strafraum, doch der Konter der Hausherren kam weitaus gefährlicher daher. Der Ball schlägt ein – hinterm Tor!
Als wir mal einen Freistoß bekommen, geht der Ball immerhin Richtung gegnerisches Gehäuse. „Auf geht’s Union, Kämpfen und Siegen!“, melden sich unsere Auswärtsfahrer zu Wort, die ersten 15 Minuten sind überstanden! Aber das Konstrukt drückt weiter. In Minute 18 streicht das Spielgerät nur knapp über unseren Kasten. Von den Rängen kommt der Western-Song, das Heim-Team über rechts – Freddy hält ihn fest, den Ball, nicht den Spieler.
Als auch Unsere mal wieder den gegnerischen Strafraum betreten, bekommen sie keinen Druck hintern Ball, als dieser beginnt, sich Richtung Tor zu bewegen. Dann ein Fehlpass beim Aufbau in unserer Hälfte, Benes holt sich die Gelbe beim Ausbügeln. Der Freistoß aus bester Position geht drüber, „Wir lieben Union, jawoll!“ Dann tatsächlich ein Union-Konter, aber wieder wirken unsere Spieler spätestens im gegnerischen Sechzehner stärkstens verunsichert, fast so wie ich, wenn ich früher beim Spiel mal warum auch immer den Ball vor meine Füße bekam.
Immerhin halten sie hinten bislang die Null, was angesichts dieses Gegners eine echte Leistung ist. Unsere Auswärtsfahrer lassen derweil das Wappentier des Konstrukt-Inhabers eines mit kleinem Rüssel sein, gefolgt von „Hier regiert der FCU!“ Das Heimteam lässt nochmal die Muskeln spielen. Einer von ihnen lässt 5 Unioner stehen – und scheitert erst dann. Zwei Ecken noch, dann ist Pause. 0:0 – mehr war aus unserer Sicht beim besten Willen nicht drin.
„Die Unioner werden müde!“, orakelt ein am Spielfeldrand agierender Willi Orban ins Reportermikrofon. Halbzweit 2 beginnt mit einem Foul der Heimmannschaft und dem daraus resultierenden Freistoß für uns. Schuss, Ecke Union, der Kopfball geht aufs Tor! Zwei Minuten später muss Freddy halten, „1. FC Union Berlin – und alle!“ Wieder greift das Heimteam an, doch nur unser Außennetz tanzt. Dann Hollerbach auf links, die Flanke kommt vors Tor – nächste Ecke, dazu eine wunderbare Offensiv-Aktion!
Und es kommt noch besser: Rothe köpft aufs Tor, der Keeper rettet in höchster Not, was für ein Ding! Schlagt mich, aber das war die bislang gefährlichste Aktion des Spiels! Also nochmal eine Ecke, diesmal hält der Torwart den Ball fest, trotzdem: „Hier regiert der FCU!“ Zum Gesang über die Schönheit Köpenicks läuft ein ansehnlicher Union-Konter. Dann aber kassiert Rani die Gelbe, Mist! Wieder ein Fehler im Aufbau, er bringt dem Heimteam eine Ecke. Das hätte schlimmer ausgehen können.
Der abgefälschte Ball trifft die Latte, nächste Ecke Errbäh. „Zuchtbullen LE“, lässt mich ein Banner im Heimbereich an künstliche Besamung und den Kuhstall meines Großcousins im Thüringischen denken. Etwas wie „Auf geht’s, Salzburger Jungs!“ heißt‘s dazu von den Rängen, und einer ihrer Stürmer kommt in unserem Strafraum zu Fall, unter anderem nach Kontakt mit einem Unioner. Strafstoß entscheidet der Schiri. „Blödes Ding, aber muss er geben“, beantwortet Roberts Sohn meinen fragenden Blick.
Das kann doch nicht wahr sein! Da war unsere Mannschaft, statt müde zu werden, so richtig reingekommen in dieses Spiel, und jetzt das. Der Umgefallene selbst tritt an. Es ist jener, der bereits mehrfach unsere Abwehr schwindelig gespielt hatte! Er zieht ab, der Ball rollt nach rechts – und Freddys Kraken-Arme drücken ihn neben dem Pfosten über die Grundlinie. Seine Mannschaftskameraden umarmen ihn, wir jubeln hemmungslos. Einmal mehr heißt es: „Hier regiert der FCU!“
Unsere im Gegenzug, Vertessen auf rechts, verdammt knapp daneben! Weitere Angriffe der Unseren, dazu ein Freistoß, dann eine Ecke, „Auf geht’s Unioner schießt ein Tor!“ Schade, das Ding ging vorbei. Mannomann, mittlerweile könnten wir hier ohne Quatsch führen! Auch nach 90 Minuten ist von der diagnostizierten Unioner Müdigkeit nichts zu sehen. Kurz drauf aber ein Freistoß für die Zuchtbullen aus bester Position. Laute Pfiffe von den Rängen – Rønnow fängt!
Dann setzen sich Unsere in der gegnerischen Hälfte fest. Ecke Union, den Fast-Konter eiskalt unterbunden wie die Heimmannschaft am Anfang jeden unserer Spielzüge. Dann ist Schluss, und wir haben Punkt Nummer 5 auf dem Habenkonto. Ein bisschen mehr Mut nach vorn, und … „Wenn du den Elfer mit reinrechnest, geht das voll in Ordnung!“, beruhigt mich Roberts Sohn. Ja verdammt, das war ein lautes Unionspiel auf den Rängen und auf dem Rasen eine Eisern rennende, ackernde Mannschaft, die auch gegen diesen übermächtig anmutenden Gegner ihr Spiel fand und Lust auf mehr macht, Eisern heißt dit!
Wer: Christopher Busse (35)
Wann:16.11.2024