Frank Nussbücker: Zwei Torhüter entscheiden das Spiel - FC Union holt Punkt gegen Freiburg

Union Berlin und SC Freiburg trennen sich torlos

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Freitagabend, Flutlicht, Union beim Wettanbieter meines Nichtvertrauens leichter Favorit. Viel lieber sind mir die Breisgauer an letzten Spieltagen, aber der Spielplan wollte es diesmal anders. Der Gästeblock ausverkauft, Hut ab, Freiburger! Unsere Waldseite zeigte eine großartige Choreo, deren Motto meinen heutigen Halbzeit-Blocknachbarn Filip Schnuppe augenblicklich ausrufen lässt: „Wir kamen aus der Hölle! Dit war mein Lieblings-Schal, eene meiner schönsten Kindheitserinnerungen!“

Die Freiburger setzen ein Zeichen des Friedens, lassen Unsere richtigherum anfangen, obwohl sie die Platz- und Anstoßwahl gewannen. „Dem Morgengrauen entgegen!“, übernehmen die Union-Ränge sofort das Kommando. Aufm Platz der erste Schuss auf den Freiburger Keeper. „Die schwimmen!“, brüllt hinter mir Kollege Männersport. Es folgt der Bundesliga-Song, begleitet von einem Kullerball Richtung Freiburger Tor. Schade, dass sie nicht wirklich schwimmen.

Ein Krake namens Rønnow

Im Gegenteil, nach 10 Minuten schießen sie auf unser Gehäuse. Einen Tick gefährlicher kommt unser nächster Angriff daher, bei dem es durch das Anschießen eines Gegenspielers tatsächlich fast nach Torgefahr roch. „1. FC Union Berlin – und alle!“ Ein Unioner kommt im Freiburger Strafraum zu Fall, war doch sicher ein rüdes Foul, oder? Kurz drauf das gleiche Szenario in unserem Strafraum – Foul oder Hingefallen? Der Schiri vollführt Bewegungen, die ich nicht verstehe. „Pass uff, gleich jibts nen Elfer!“, souffliert mir Filip.

Der Schiri indes lässt Unsere eine Mauer aufstellen, ein Spieler liegt hinter den Stehenden. Doch der Herr in Hellblau wird zum Fernsehkieken beordert. Die Gesten, die er beim Zurücklaufen auf den Rasen macht, kenne ich: Filip hatte Recht gehabt. Die Anzeigetafel vermerkt zwar noch immer „kein Foulelfmeter“, aber die Realität ist eine andere. Der Freiburger läuft an, zieht ab – Freddy fliegt in die richtige Ecke und hält! Der Nachschuss geht daneben, und wir feiern unseren Torhüter jetzt noch weit heftiger als bei seiner Ehrung kurz vor Anpfiff!

Freiburg gefährlicher als wir

Kurz drauf fällt ein Freiburger mit extravaganter Haarpracht von ganz allein, zum Glück ohne Erfolg, ärgerlich ists trotzdem. Es erklingt unsere Bella-Ciao-Version, während sich Holle fast bis vors gegnerische Tor tankt. Trimmi schießt – in die Arme des Torwarts, der nachfolgende Freiburger Konter streicht knapp an unserem Gehäuse vorbei, bitte alsbald nicht nochmal sowas! Zum „Eisern!“ „Union!“-Wechselgesang prüfen sie Freddy erneut, allerdings ähnlich ungefährlich wie wir.

Freiburg foult, nun wirklich etwas rüde – trotzdem kein Gelb, zumindest gibts Freistoß. Trimmi läuft an, doch es schießt unsere 24, Robert Skov – war doch Hand, oder? Zumindest gibt’s Ecke, dass die Schlüsselbunde klappern. Der Ball kommt super an, der Abschluss geht knapp daneben, Eisern Union! Bald drauf ist Pause. Unsere fingen stark an, dann aber wurden die Breisgauer um einiges gefährlicher als wir. Wie gut, dass uns Freddy im Spiel hielt!

 

 

Auch der gegnerische Keeper beherrscht sein Handwerk

„Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn!“, geht das Spiel weiter: Unsere auf links, wieder landet der Ball in den Armen des Torwarts. Unser nächster Angriff endet im Abseits. „Abseits ist, wenn der Schiri pfeift!“, begehrt Kollege Männersport lautstark auf. „Hatter jemacht!“, erklärt ihm Lieblingsitaliener Helmut. Freistoß Union, der Ball geht fast aufs Tor, den zweiten muss der Freiburger Torwart mittels Parade klären – das wär‘s doch gewesen!

Einem weiteren Freistoß folgt ein schneller Freiburger Konter, der aufreizend knapp neben unser Gehäuse geht. Auch das wär‘s gewesen, der Angreifer war völlig frei in bester Schussposition. Union drängt weiter, Trimmi zieht auf rechts, Ball am Fuß, das Tempo an, passt ins Zentrum. Es folgt ein sauberer Abschluss, nur leider ist es wieder an Noah Atubolu, den Ball doch noch über die Querlatte zu kratzen. „Eisern Union!“ zollen wir dem Schützen unseren Applaus, den der wackere Freiburger Keeper auch auf sich beziehen kann.

Druckvoller Wechselgesang

Unser nächster Kopfball geht nebens Tor, „Oh Köpenick, du bist wunderschön!“ Letzteres kann uns auch der Amok-Schütze des Vortags nicht nehmen, Wohl aber leben wir in elendigen Zeiten, in denen mir ein Fußballspiel meines Vereins zumindest für zwei, drei Stunden die dringend nötige Abwechslung beschert. Auch unser wackerer Schlussmann darf mal wieder einen Ball halten, kurz drauf praktiziert Mister Schmachtlocke seinen nächsten Fall auf unseren Rasen. „Spielt Poulsen jetzt bei denen?“, verhilft mir Nachbar Jo zu einem Lächeln.

„Union!“, „Union!“ als druckvoller Wechselgesang entfacht eine ungeheure Energie, welche sich direkt aufs Spielfeld überträgt: Schuss aufs Tor, „Eisern Union!“ Wieder wirbelt Trimmi auf seiner Seite, passt zum Kopfball, welcher leider direkt auf den Keeper geht. Dreifachwechsel Union, unser nächster Schuss geht knapp daneben, „Deutscher Meister, das wirst Du – irgendwann!“

Punkt und gut!

Weitere Gesänge folgen, doch dann ist Freiburg durch, direkt vor unserem Tor – „Rønnow, Rønnow!“, feiern wir unseren Retter aus der Not, der aus der dänischen Nationalmannschaft zurücktrat, um sich noch stärker unserem Verein zu widmen, Hut ab, Eiserner! Es ist schließlich noch einmal an seinem Gegenüber, eine hochkarätige Torchance mittels Parade zu vereiteln. Ja verdammt, es ist schade, dass so manches heiße Ding heute nicht reinging!

Doch auch wir dürfen uns glücklich schätzen, dass der Freiburger Elfer und einige weitere Hochkaräter dank der Kraken-Arme eines Frederik Rønnow nicht im Tornetz zappelten. Aus meiner Sicht entschieden die beiden Torhüter dieses Spiel für sich, steckte hinter jeder der beiden Nullen des Spiel-Resultats eine Menge harte, erstklassige Abwehr-Arbeit, gerade auch von den beiden Herren mit der Nummer 1 auf dem Pullover. Wir holten immerhin Punkt 16 gegen einen Gegner auf Augenhöhe. Allein das ist für mich zumindest ein kleiner Sieg, Eisern heißt dit!


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