Frank Nussbücker: So ein Tag, so wunderschön wie Sonntag - Union besiegt Gladbach

Union Berlin besiegt Bor. Mönchengladbach mit 2:1

Bildquelle: JVE -Eiserne-Unioner.de [], (Bild bearbeitet)

Nach dem Partyabend im Berliner Olympiastadion nun wieder harter Liga-Alltag An der Alten Försterei. Für mich nicht ganz, denn ich durfte an der Seite von Wolfgang Matthies unser Buch verkaufen und obendrein zusammen mit meinem Idol das Spiel verfolgen, fernab meines Heimatblocks überm Mittelkreis, auf der Tribüne nahe dem Gästeblock. Die Kulisse, die sich mir hier darbot, hatte ich ewig nicht mehr erlebt: Lauter Gesang der Fohlen-Fans zu meiner Rechten, sangesgewaltig erwidert von Waldseite und Gegengerade – echter Fußball im Stadion!

Potti geleitete uns zu den anderen Ehrenmitgliedern des Vereins. Detta Schwarz, die Pokalhelden Rainer Ignaczak und Ulrich Prüfke, dereinst Fußball-Lehrer des jungen Wolfgang Matthies, Kapitän Sigusch – nie zuvor durfte ich in derart prominenter Umgebung Union kieken. Direkt vor mir saß Margit Lehmann, Unions langjährige wie berühmte Sekretärin, die sich von Beginn an als glühende, laut singende Unionerin zeigt. Während des Spiels springt sie immer wieder auf, weil das Geschehen unter uns sie nicht ruhig sitzen lässt.

Organisierter Support ohne Vorsänger!

Nach kurzem Staunen über meine Nachbarschaft holt mich die Kulisse ins Stadion zurück. „Fohlen, Fohlen“, skandiert der Gästeblock, sofort gekontert von „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin!“ Potti verfolgt konzentriert das Spiel. Neben ihm ein Borussen-Fan aus Berlin. Als er mitbekommt, wer hier sein Nachbar ist, verneigt er sich tief und besorgt Potti umgehend ein Bier. Das Spiel beginnt, in der 3. Minute ein steiler Angriff von Union – der finale Ball geht knapp drüber!

Wir sind Unioner, wir sind die Kranken“, schallt es zu uns rüber, dass ich mühelos mitsingen kann. Gladbach greift an, bleibt aber stecken. Geht’s jetzt schnell nach vorn? Leider ein Fehlpass, und der Gästeblock gibt Feuer, sie singen von Deutschen Meistertiteln und Pokalsiegen. „Union, Union“, lautet die prompte Eiserne Antwort. Der Support von Gegengerade und Waldseite wirkt auf mich bestens organisiert – und das mit unbesetzten Kapo-Podesten!?

Unsere hauen ihn rein!

Gladbach forciert seine Angriffe: 9. Minute, Luthe hat ihn! Eine Minute später Freistoß für die Fohlen, unsere klären zur Ecke. Pfiffe der Unioner, von rechts heißt es „Auf geht’s, Gladbach schieß ein Tor!“ Machen sie glücklicherweise nicht, und es erschallt der „Wir lieben Union“-Wechselgesang. Die Waldseite zunächst klar lauter, doch die Gegengerade rockt sich heran, über 4 Minuten, das ist ordentlich!

Einen Union-Eckball sowie einen Gästeblock-Gesang später besingt der rote Teil des Stadions die Schönheit Köpenicks. Die Fohlen wirken auf mich härter als unsere, doch schon stürmt wieder Union. Sie behaupten den Ball, Haraguchi über rechts flankt weit und genau rüber auf Gießelmann – und der köpft das Spielgerät in die Maschen. Nun springt nicht nur Grit Lehmann auf. Abklatschen, feiern, fast wie drüben im Block, wir führen!

Fairer Kampf auf Rasen und Rängen

Und jetzt? „Dranbleiben!“ brülle ich meinen Gedanken heraus, aber genau das tun sie ja! Die Minuten vergehen, kein Gegentor wie gegen die Pillen und Hoffenheim, stattdessen Angriff Union – schade, fast eine Ecke. „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn“, finden die Unioner auf den Rängen den passenden Gesang, nach anderthalb Minuten gefolgt von „Dem Morgengrauen entgegen!“ Schade, dass Genki so schnell den Ball verliert, aber auch er ackert mächtig!

Gladbach greift an, doch schon wieder Union. Taiwo setzt sich durch, sein Ball landet jedoch in den Armen des Keepers. Dann brennt es vor unserem Tor. Luthe wehrt ab, ein Verteidiger entschärft die Situation endgültig. Unser Gegenangriff wird gestoppt, doch kurz darauf wieder Ecke für uns: Flanke vors Tor, Schuss, zweiter, dritter, vierter Ball, dann leider ist Endstation. Nach einigem Hin und her wieder Angriff Union – und was für einer!

Wieder mal das schönste Tor!

Taiwo Awoniyi im kraftvollen Vorwärtsgang, setzt sich gegen 3 Gegner durch, dann ist Max Kruse zur Stelle. Er übernimmt den Ball, passt ihn postwendend in den Lauf seines Mitspielers, und Taiwo bedankt sich mit dem wunderbaren Tanz der Tornetz-Maschen! Wieder ist auch bei uns auf der Tribüne der Teufel los. Dreimal erschallt das „Eisern Union“, dass unser Wohnzimmer bebt. „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn!“

 

 

Angriff Gladbach, sie kommen frei zum Schuss! Luthe muss ihn prallen lassen, leider nach vorn, Nachschuss! Wie knapp dieser am Tor vorbeigeht, kann ich nur ahnen, denn Grit Lehmann ist längst aufgesprungen. Aufatmen und singen, sie stimmen das Mantra an. Union kassiert eine Gelbe, Teile der Häppchen-Fraktion verziehen sich in die gastronomischen Innenräume, die Ehren-Unioner bleiben. So erleben sie einen weiteren Gladbacher Vorstoß, dem unser Torwart das einzig passende Ende setzt. Halbzeit, durchatmen – wir führen noch immer und sogar mit 2 Toren.

Sie drücken uns hinten rein

Ich brauche ein paar Minuten, bis mir klar wird, dass uns auch heute ein finanziell weit überlegener Gegner gegenübersteht, der auch rein spielerisch vor uns liegt. Umso größer meine Ehrfurcht vor diesem durch Eisernen Kampf und eine gute Portion Können herausgearbeiteten Spielstand. Die zweite Halbzeit beginnt mit einer Union-Ecke, dann übernimmt Gladbach das Ruder. Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse – aber wir liegen noch immer vorn!

Unsere kassieren die zweite Gelbe, der Gegner bleibt in für mich ähnlicher Situation ungestraft. Immerhin Freistoß für uns. Kurz drauf wieder Gladbach, erst mal geklärt, Gestocher im Strafraum, Einwurf für den Gegner. Der drückt, stürmt, drängt – jetzt mal ein Konter! Kruse auf Awoniyi, diesmal klappt es nicht, und schon wieder geht’s gegen unser Tor. Auf den Rängen kämpft „Mönchengladbach-olé“ gegen „Oh Köpenick, du bist wunderschön“.

Dramatischer Schlussakkord

Genki darf raus, Gladbach stürmt weiter, zum Glück am Tor vorbei! Bis in die 64. Minute sollte es dauern, dass wir endlich wieder mal angreifen. Es geht über links, Foul Weiß und Freistoß Rot. Der geht knapp nebens Tor, aber wir sind wieder da! Kurz drauf Ball an den Pfosten, Frau Lehmann und ich springen auf, synchron wie Turmspringer. Ecke Union, auch der zweite Ball verfehlt das Tor. Ebenso die nächste Gladbacher Ecke, per Kopf über die Querlatte gelenkt. Ich leide Qualen, Potti schüttelt den Kopf: „Watt willste denn? Passiert doch nüscht.“ Dein Wort in Fußballgottes Gehörgang …

In der Tat behauptet unsere Mannschaft den Vorsprung, entschärfen Andi Luthe und seine Vorderleute Angriff auf Angriff. Schon hat die dreiminütige Nachspielzeit begonnen – da passierts. Angriff der Fohlen, Luthe wehrt ab, muss aber wieder prallen lassen. Er hechtet dem Ball hinterher – zu spät, der Angreifer hat ihn eingenetzt, schnappt sich das Spielgerät, rennt zum Mittelkreis. Kurz darauf brennt es erneut: Außennetz! Unendlich sich streckende Sekunden später können wir alle endlich den ersten Bundesligasieg der Saison feiern. Stimme im Eimer, der Himmel droht grau – na und?! Eisern Union, wir haben 5 Punkte!


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