Frank Nussbücker: Gewonnenes Drecksspiel - Union besiegt VfL Wolfsburg

Union Berlin mit Sieg über VfL Wolfsburg

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Nach all den großen Spielen gegen namhafte Gegner hatte sich nun die West-BSG des VW-Werks in Wolfsburg zum Punktspiel An der Alten Försterei angesagt. Immerhin war auch der Gästeblock voll, also kein Gemecker vorweg! Pünktlich an der Mittellinie, freute ich mich über das Wiedersehen mit etlichen der dort Stehenden. Einmal mehr wurde mir jedoch bewusst, dass mittlerweile einige dort fehlen, die ich vermisse: Rolf, Lieblingsitaliener Helmut, Steini Junior, Jürgen das Nordlicht. General Alfons immerhin würde das nächste Mal wieder hier stehen – und ich fehlen.

Wie immer begrüßten wir beim Warmmachen unserer Mannschaft András Schäfer mit Extrajubel. Diesmal griente er nicht zurück, mussten wir uns Sorgen machen? „VfL“, ruft der Gästeblock, bis nur noch unsere Pfiffe zu hören sind. Waren wir heute wach genug für diesen Gegner? Wumme weckte mich mit „Holiday in Cambodia“ von Dead Kennedys – wie schön, ich war nicht der Einzige, der den Refrain mitsang. Auch Kevin Behrens bekam sein „Fußballgott“ wie seine Mitspieler das „Na und“ und sein Mannschaftskapitän von Herzen kommende Pfiffe.

Eiserne Doppelchance

Die akustische Lücke vor Sporti füllten wir mit dem Namen unseres Vereins. Die BSG gewann die Platzwahl und schickte unsere Mannen auf die falsche Seite. „Das gibt Rache!“, kommentierte einer hinter mir – und ab in die Partie mit unserem Bundesliga-Song. „Das wird’n Drecksspiel heute!“, hatte Steini Senior orakelt, aber unsere Mannschaft legte beherzt los. Attacke Union, Leos Kopfball geht an den Pfosten, Ranis Nachschuss über die Querlatte, „Eisern Union!“

Kurz drauf heißt es „Auf geht’s Union, Kämpfen und Siegen!“ Die West-BSG darf foulen und ihr Kapitän unterhält von Beginn an den Schiedsrichter fürtrefflich. Wie unbeliebt will sich dieser Lamentier-Heini noch machen? Auch seine BSG greift jetzt an, der Ball rollt knapp an unserem Kasten vorbei, aus meinem Blickwinkel verdammt knapp! Anderthalb Minuten Eisern-Union-Wechselgesang folgt über ganze 6 Minuten unsere Bella Ciao-Version, aufm Rasen begleitet von einer Union-Ecke. Schade, VW bekommt sie geklärt.

Union stürmt, die BSG diskutiert

Weitere Eiserne Angriffe folgen, leider ohne Abschluss. „Warum schießen die nich?“, fragt sich und uns ein Blocknachbar, „einfach mal ruff!“ „Dem Morgengrauen entgegen!“, geht’s nun, da legt sich der gegnerische Käpten auf den Bodenmund nimmt, noch immer diskutierend, ein Freistoßgeschenk entgegen. „Auf die Fresse!“, diskutieren wir zurück. In Minute 21 eine Doppelchance für Union, immerhin! Dann flankt Trimmi in den Strafraum, doch sein Ball findet keinen ihn einnickenden Kopf. Hollerbach versuchts mal wieder allein, leider vergeblich.

 

 

Auf der anderen Seite rettet Freddy, juter Mann! Die BSG-Sportler leiden zunehmend an Fallsucht, darüber spaß man nicht! Immerhin bekommen sie einen Freistoß aus vielversprechender Position geschenkt. Der Chef-Ankläger schießt, der nachfolgende Kopfball geht daneben, „Wir lieben Union, jawoll!“ Torschuss Union, dann zieht Mr. Lamento das nächste „schwere“ Foul gegen sich und erntet diesmal ein sattes „Hier regiert der FCU!“ Eine VW-Huldigung ausm Gästeblock kontern wir mit unserem Schal-Gesang.

Müder werdendes Geplänkel

Wir müssen verletzungsbedingt wechseln, Ljubicic für Ilic, und die West-BSG gewinnt so ganz allmählich etliche Ballbesitz-Prozente und irgendwie noch mehr. „Lasst euch nicht einlullen!“, brüllt neben mir einer meine Gedanken Richtung Rasen. Schon leitet unser Mantra die letzten Minuten der 1. Halbzeit ein – endlich mal wieder Union gefährlich im gegnerischen Strafraum: Zweikämpfe, ein Gegner hält unseren Angreifer fest – und statt Elfmeter gibt’s Freistoß für die Heulemann-Truppe aus Schweinfurt, ich meine Wolfsburg! Sie holen noch eine Ecke, dann ist Halbzeit.

Nach Geburtstagsgrüßen und Verabschiedungen von Unionern in Sektor H geht’s aufm Rasen weiter. Unser nächster Gesang kommt so schläfrig daher wie das Spiel – Fußballgott, bittebitte heute kein bösartiges Erwachen! Ecke für die BSG – oh, auch mal ein Offensivfoul gegen die! Unsere Gesänge werden lauter und unsere Mannschaft greift an – schade, die Flanke geriet zu weit. Dann aber VW-Burg, dass Freddy aus höchster Not retten muss. Den Nachschuss fängt er, danke Tormann!

 

 

Erweckender Bierregen

Und wieder schießt Union aufs Tor, prompt wird der Kapitänsbinden-Tragende von seiner Fallsucht heimgesucht, gute Besserung! Unser nächster Angriff endet mit einem typischen: „Mach du ihn! Nein, lieber du, ich kann grad nicht! Bei mir ists auch grad blöd!“, wie die zwei Köpfe links von mir stehende Frau gut zusammenfasst. Ihre kräftige Stimme sticht bei den Gesängen deutlich hervor und verrät zudem, dass sie Holländerin ist – herzlich willkommen, Eiserne!

Ecke Union, ein BSG-Spieler liegt darnieder, Zeit für den Messer-Song. Aus dem Gästeblock steigt dicker grüner Rauch, der dank der Mitarbeit von Gevatter Wind schön dortbleibt und lediglich dem Gästetorwart ein wenig Sichtbehinderung verschafft. Wir schreiben Spielminute 63, als vom Rasen her satt und kräftig der Weckruf ertönt. Nein, kein böses Erwachen, ganz im Gegenteil: Kopfball-Flipper im gegnerischen Strafraum, Hollerbach fasst sich ein Herz gefasst und setzt die Pille dicht vorm Tor eiskalt in die Maschen! Schon fliegen die Biere, bricht unser Jubel los, Union führt!

Kein VAR machts ungescheh‘n!

Oder doch nicht? Wieder einmal kommt mit dem Kölner Keller, eine Errungenschaft des modern(d)en, Fußballs zum Einsatz. Will Herr Gäste-Oberdiskutierer nicht auch noch seinen Senf dazugeben, live via Stadionmikro? Ein BSG-Mann war kurz vorm Tor bei einem Zweikampf hingefallen – aber nix da, das Tor zählt, wir jubelten also nicht nur, um uns zwischendrin ein wenig aufzulockern. Nun also lag die BSG zurück – und nichts geschah. Das heißt, doch: Die VWler sprangen den Unseren leidenschaftlich in den Rücken.

Zu ihrem Glück hatten sie den Schiri fast komplett auf ihrer Seite und kassierten lediglich eine einsame Gelbe. Dann aber wurde es doch nochmal brenzlig, denn Kevin Behrens bekam dicht vor unserer Torlinie den Ball an den Fuß. Fußballgott sei Dank beförderte er ihn in den Köpenicker Himmel, von wo aus er unser Tornetz von oben erzittern ließ. Nein, es war dann doch nix für die AG junge Diskutierfreunde der Golfsburger Betriebssportgemeinschaft – und unsere 1. Herren hatten drei weitere so wichtige Punkte im Osternest. Eisern hieß gestern, auch mal wieder ein echtes Drecksspiel zu gewinnen!


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