Frank Nussbücker: Zu steife Brise am Millerntor - Union unterliegt klar auf St. Pauli

FC St. Pauli haut Union Berlin weg

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Heimsiege schmecken besonders süß!“, zitierte der Radio-Kommentator vor Anpfiff einen Pauli-Offiziellen. Schon lange hatten die Kiezkicker daheim nicht mehr gewonnen, ja überhaupt mal ein Tor geschossen. Nun aber kamen wir ans Millerntor. „Heimschwäche gegen Auswärtsschwäche“, nannte der Kommentator die hier angesetzte „Wundertüte“. „Schalalalalala – Eisern Union!“, vernahm ich laut und deutlich unsere Auswärtsfahrer aus dem Radio. Der Gästeblock sei prall gefüllt – und machte unserem Ruf alle Ehre.

Union über Juranovic und Querfeld, „… so wie einst Real Madrid!“ kämpfte gegen Pauli-Gesänge, während Unsere weiter angriffen. Mist verdammter, András liegt am Boden, holt immerhin einen Freistoß. Die Position sei gut, sagt der Kommentator. Leider setzte Robert Skov seinen Schuss zu hoch an, das Spielgerät flog deutlich über die Querlatte des gegnerischen Gehäuses. Pauli will angreifen, aber Hollerbach dazwischen! Der tödliche Konter klappte nicht, immerhin holten sie eine Ecke.

Union unter Volldampf

Weiter Union, der Ball kommt vors Tor, rausgeköpft, dann wird der Kommentator laut: „Zum zweiten Pfosten!“ Leider bereinigen die Paulianer anschließend die Situation. Nun aber die Hamburger, ihr Angriff endet mit Abstoß von unserem Tor. Schwolow bringt ihn lang, der Ball zunächst bei Pauli, doch schon holen Unsere sich das Spielgerät zurück: „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn, FC Union aus Berlin!

Pauli konterte im eigenen Stadion, aber Doekhi fing den Angriff ab, da waren 10 Minuten von der Uhr. Der prall gefüllte Gästeblock machte derweil weiter ordentlich Betrieb. Nun auch mal Freistoß für Pauli nach Foul von András Schäfer, der vorhin gelegt wurde. Baumi bewege sich wie gewohnt „sehr gut“, konstatiert der Kommentator. Querfeld nach vorn auf Leite, dann geht’s wieder zurück bis zu unserem Torwart. Versuch mit einem langen Ball, leider vergeblich. Neuaufbau von der Mittellinie, doch Skov bleibt hängen.

St. Pauli wacht auf

Pauli stehe jetzt hinten sicherer als am Anfang, das Spiel verlagerte sich auf den Mittelteil des Spielfelds. Kurzum: Es wurde zäh. Pauli kam vor unser Tor, doch Unsere fingen den Ball ab. Da kamen sie aber schon wieder. Die Hausherren zeigten sich jetzt deutlich offensiver. Doekhi versuchte mal, mit allen Mitteln durchzukommen und kassierte den Freistoß gegen sich. Ecke für den FC St. Pauli, und die Heimzuschauer wollen „Ein Tor, ein Tor!“ Schuss auf unseren Keeper, Schwolow pflückt das Ding, „Union, Union!“

„Fußballclub Union Berlin, mein Lebenselexier“ wurde attackiert von Paulis Gesängen, derweil sie aufm Platz Hollerbach am Flanken hinderten, Ecke Union. Sie kommt vors Tor, Kopfball – drüber, wohl zu viel Rücklage, schade! Bislang nur ein geblockter Schuss für Pauli – ich hätte nichts dagegen, wenn es so bliebe. Sie versuchen, schnell umzuschalten, was zum Glück noch nicht wirklich funktioniert. Aber Pauli kommt, mehrfach, schon werden Publikum wie Kommentator laut – der zweite, Gefahr ausstrahlende Angriff der Hausherren!

Unser Tornetz tanzt

Wieder Pauli, gefolgt vom „rüden Foul“ eines Unioners, zum Glück noch keine Karte. Drei Tore schossen die Kiezkicker in dieser Saison erst daheim, „Kommen wir da nicht wie gerufen?!“, unkte es in mir. Der Angriff streicht folgenlos an unserem Kasten vorbei. Das Spiel sei „stabil“ geworden, bemüht sich der Kommentator in Schönrederei. Einwurf Union, Einwurf Pauli … Mist, Ecke St. Pauli in Minute 26! Kurz darauf knallt der Ball an die Latte! Die Fahne ging hoch, aber sie schienen sich jetzt einzuschießen. Kommt Jungs, gegenhalten!

 

 

„1. FC Union Berlin!“ von den Rängen, aufm Rasen Pauli mit langem Ball nach vorn, kurz drauf Abschluss – Schwolow hält! Und schon wieder Ecke für die Hamburger. Versuch Union: Hollerbach kommt nicht an den langen Ball, dafür legt Skov seinen Gegenspieler, „1. FC Union Berlin – und alle!“ Die nächste Angriffswelle brandet unserem Kasten entgegen – und jetzt schepperts oben im rechten Winkel unseres Tornetzes. Erst zum 4. Mal in dieser Saison erklingt das hiesige Torgedudel. Schöner Mist, und was kommt jetzt?

Erstmal Pause

Querfeld auf Hollerbach, der zieht ab – gehalten! „Union, Union!“, blieben unsere Auswärtsfahrer am Drücker. Jordan nach rechts auf Juranovic, aber zu kurz. Pauli schaltet schnell um, Gelb für Schäfer nach taktischem Foul. Freistoß Pauli, Flanke vors Tor, doch Leite hechtet rein in das Ding, haut die Pille raus zur Ecke. Gleich zweimal attackieren sie unseren Kasten, bevor Union versucht zu kontern – Mist, zwei Spieler stoßen zusammen.

Wieder Ecke, erneute Gefahr, Pauli hat uns gerade so richtig dran. „Wo du auch spielst, ja wir folgen dir, und ist der Ball auch noch so fern!“ Wieder wird es laut, weil sich den Kiezkickern erneut eine prima Einschussmöglichkeit bot. Mal wieder ein Versuch über Hollerbach, welcher im Ansatz misslingt. Kurz drauf bringt Holle den Ball immerhin über die Grundlinie. „Eisern Union!“ Höre ich es richtig, nennen die Paulianer gerade unseren Vereinsnamen in unflätiger Weise. Haben sie sich das von uns abgeguckt? Eine Minute gab’s obendrauf, dann war endlich Pause.

Erneut klingelts

Unsere kamen aus der Kabine mit Leidenschaft und Willen, höre ich. Na immerhin! Plötzlich gabs tatsächlich eine Einschussmöglichkeit für uns, aber sie grätschten die Pille von der Linie! Ecke von rechts, ein bisschen Geflipper, dann hauten sie den Ball raus. Offensivfoul samt Gelb für Benes wegen gefährlichem Spiel, ach Leute. Nun wieder Pauli, doch der Kopfball ging vorbei. Ballgewinn Pauli, blitzschnell in die Spitze gespielt, und schon wieder schepperts in unserem Kasten, diesmal rechts unten. Wie bescheuert läuft das heute mal wieder!

Freistoß Benes, doch des Keepers Faust ist zur Stelle. Union wirke ideenlos, glaube ich dem Radiomann unbesehen. Wie schön die Zeit, da ich mich über die Kommentatoren aufregte. Doekhi weiß nicht, wohin er passen oder schießen soll. Union muss quer spielen, ohne Überraschungsmoment – das Spiel machen konnten wir halt noch nie. Juranovic bleibt hängen, immerhin Einwurf. Eine komfortable Führung kannten sie bis heute nicht auf St. Pauli, sind wir nicht verdammt nett?

Aufbauhelfer Union

„Vorwärts, vorwärts, Fußballclub Union“, Union im Mittelfeld ohne Raumgewinn, dann „St. Pauli, St. Pauli!“ 60. Minute. Baumi bringt Volland und Vertessen für Jordan und Querfeld – ein Angreifer mehr als zuvor. Kemlein tritt den Ball zu heftig, schade. Sie drängen Holle erfolgreich ab, Abstoß. Kommt jetzt der entscheidende Pauli-Konter? Haberer rettet aus höchster Not. Vorne kam Holle einmal mehr nicht an den langen Ball. Hamburg eroberte selbigen, Schuss – Pfosten! „Kämpfe, Union kämpfe!“

 

 

Auf diese Art und Weise ging es weiter, immer weiter. Pauli will das Spiel kontrollieren – und macht genau das. Immerhin entkrampfte Juranovic einen am Boden liegenden Gegenspieler, dafür gabs Szenenapplaus. Alex Schwolow durfte sich mit einer Parade auszeichnen, noch eine Viertelstunde zu spielen. „Union bemüht, aber nicht zwingend“, lautete das freundlich vernichtende Urteil des Kommentators. „Olé, Super Hamburg“, feierten die Paulianer.

Keine Luft, oder keine Lust mehr?

Recht spät warfen wir alles nach vorn, belagerten erfolgsfrei das gegnerische Tor. Schlug Pauli den Ball lang nach vorn, ging er ins Leere, weil dort keiner mehr von ihnen stand. Aber auch das reichte gegen uns völlig aus. Ein gebrauchter Fußballabend nahm seinen Lauf. „Allez, alles, allez, allez St. Pauli!“, erschallte es von den Rängen. Die Kiezkicker nahmen den Abstiegskampf verdammt ernst – und wir waren mal wieder zur Stelle, eine gegnerische Negativserie zu beenden.

Vier Minuten gab’s obendrauf. Sie reichten immerhin für den dritten Hamburger Treffer. Dann war das Spiel endlich vorbei. Unsere Mannschaft trottete zu unseren Auswärtsfahrern und durfte sich dort „einiges anhören“, wie mir der Radiomann verriet. „Eisern Union“ schallte es dreifach aus dem Gästeblock, dann wurde es still. Mir war ebenfalls nicht nach Reden, noch nach Singen oder sonst welchen Äußerungen zumute.

Und was kommt jetzt?

Einmal mehr waren wir gegen einen direkten Tabellennachbarn untergegangen. Nicht nach hartem, bedingungslosem Kampf, sondern sang- und klanglos, scheinbar ohne Ideen und erst zu spät mit etwas Mut? „Sachma, haben unsere Mann keene Lust mehr?“, fragte mich Schulfreund Berge. Eine öde Woche liegt vor uns, eine hoffentlich zündende Ideen gebärende vor unserer Mannschaft samt Trainerteam.

Die Geduld nimmt ab im Gästeblock“, schrieb mir Freund Christoph einige Stunden nach Spielende. „bei Heimspielen ist dies schon länger zu spüren. Uns selbst schützt die Erfahrung von noch viel schlechteren Zeiten. Ich freue mich über jedes Bundesligaspiel – und das wird mir hoffentlich nie selbstverständlich werden. Nur die Frage, welche drei Mannschaften zum Saisonende hinter uns stehen sollen, macht mich in unserer momentanen Verfassung ziemlich ratlos.“ Hast Du eine Idee? Eisern heißt dit!


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