Frank Nussbücker: FC Union reißt gegen SC Freiburg das Ruder herum

Union Berlin feiert Sieg und Klassenerhalt gegen Freiburg

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Besonders seit diesen vermaledeiten letzten Spieltagen, für mich aufs unheilvollste verdichtet in dieser letzten Halbzeit gegen einen eigentlich untergegangenen 1. FC Köln packte mich vor dem nun anstehenden möglichen Saisonfinale alles andere als geballte Vorfreude. Als ich zwei Tage zuvor oben im Tribünenhaus das Stadiongespräch mit Detlef Buck und Leander Haussmann besuchte, war ich verdammt froh, dass da kein Spiel anstand.

Nun aber gabs kein Zurück mehr. Zum dritten Mal hintereinander erlebte ich den letzten regulären Punktspieltag an der Seite meines U-1966-KaLeu an Bord der Viktoria, alsdann in der Schlosserei und auf der Tribüne. Bislang waren das große Feste gewesen. Diesmal war ich einfach nur froh, dass ich nicht mehr ganz nüchtern am Kampfplatz ankommen würde. „FC Union, unsre Liebe“ – aber noch immer so richtig „unsre Mannschaft“?

Eisernen Legenden Tach sagen!

Daran kamen mir in den letzten Wochen stetig wachsende Zweifel. Als kleiner Lichtblick erschien mir, dass Käpten Trimmel um ein Jahr verlängert hatte. Klar ist er nicht mehr der Jüngste, aber eben einer, der für uns fightet, kratzt, beißt, rennt – ein Unioner eben! Dennoch kam mir immer mal wieder ein Gedanke, für den ich mich schäme, weil er so gar nicht Union ist, aber was soll ich es verschweigen: Kämpfen und siegen – oder so verlieren, dass uns die vermaledeite Relegation erspart bleibt!

Natürlich wollte ich auch jetzt vor allem, dass Union gewinnt – also los! Leider war mein Zwilling Sam Paff handfest verhindert, weshalb wir ihm vom Oberdeck unseres Eisernen Flaggschiffs aus unsere besten Wünsche ins Netz schicken mussten. Mit zigfachem „Eisern Union!“ gings durch die Innenstadt gen Südosten – und schon waren wir da! Erst mal hinter zu Potti, Bulle Sigusch, Heinz Werner und Frau, den Dettas Schwarz und Schneeweiß sowie den anderen Eisernen Legenden, zu denen längst auch Ronny Nikol gehört.

Wir wissen das, weil wir Unioner sind …

Aus Verletzungsgründen saß auch Kevin Vogt dort oben am Tisch, statt mit Arbeitskleidung in der Kabine. Ich hoffe sehr, dass er meine Ansage: „Du bist dreckig, Du passt zu uns!“ richtig verstand. Sehr schade, dass er uns heute nicht helfen konnte. Ganz ohne Fußballgottes Zutun würde es sicher nicht reichen. Torsten Schlüter hatte einen Tag zuvor an das Saisonfinale dereinst in Karl-Marx-Stadt gemahnt. Die Caritas-Unioner waren mit Rolli-Kevin, Mike und Christoph samt Tochter auf der Tribüne vertreten. Fast so früh wie sonst drüben auf der Gegengerade nahm ich meinen Platz ein.

Sogar Christian Streich bekam sein „Fußballgott!“, genau wie der Freiburger Athletiktrainer, der mal ein Eiserner gewesen war. Stadionsprecher Christian schwor uns nochmal ein für den seit vielen Jahren, ja Jahrzehntchen nicht mehr derart massiven Kampf um den Klassenerhalt, und er schloss mit den Worten: „Wir sind Unioner, weil wir das wissen!“ Heute Trimmi und Juranović auf den Seiten, während es vorn Vertessen, Aaronson und Gosens richten sollen. Der Käpten bekommt das lauteste „Fußballgott!“ des Tages. Christian verliest das gesamte Trainerteam, also kommt auch wieder die „Fußballgöttin!

Wieder nichts?

„He FC Union!“ ließ den Gesang aus dem Gästeblock verpuffen – in Minute 3 Trimmi über rechts, es kommt zum ersten Torschuss! Anderthalb Minuten später pflückt Freddy den Ball aus der Luft. Mist-Ballverlust, Freiburg holt die erste Ecke, unser Keeper auf dem Posten! „Eisern!“ „Union!“ brandet es zwischen Waldseite und Gegengerade, ich brülle denselben Part wie sonst drüben. Immer wieder kommen Unsere über rechts, wo Käpten Trimmel einiges gelingt. Nur der finale Pass auf den Torschützen fehlt halt noch!

 

 

„Wir sind Unioner, wir sind die Kranken!“, aber lullt uns Freiburg ein? 17. Minute, sie schießend knapp neben unser Gehäuse! Unser nächster Torschuss geht drüber, die Gäste wirken gefährlicher als wir. Trimmi-Vertessen-schade! „Wir schlagen uns wieder selbst!“, schimpft mein Nachbar zur Linken. Vor uns sitzt „Zigarre“, da muss es doch heute irgendwie klappen! Stopp mal, war das nicht Hand!? War es, der Schiri geht TV kieken – Elfmeter für Union! Juranović läuft an, schießt, der Torwart hält! Wir erreichen die Halbzeitpause.

Tor, Gegentor und jede Menge Geunke

Weiter geht’s mit „Kämpfen und Siegen!“, zumindest von den Rängen. „Keiner geht auf seinen Mitspieler ein!“, grantelt es neben mir, leider nicht aus der Luft gegriffen. „F-C-U-Fußballclub Union Berlin“ von Waldseite wie Gegengerade – und neben mir? „Beißt doch mal dazwischen, da muss der Hut wegfliegen!“, meint der meinen? Unser Trainerteam wechselt dreifach: „Volland kommt rin, jetzt geben wir auf.“ Das nächste „F-C-U“ wird konterkariert von einem miesepetrigen: „Wie wollter SO gewinnen?!“

Da fällt das Tor, Minute 69, und Freund Christoph schreibt: „Hollerbachs Schuss: Ein Tor des Monats für die Sportschau, ein Tor für die Union-Ewigkeit!“ Allgemeines Aufspringen, Jubelschreien, Abklatschen, während drüben jetzt sicher Biere fliegen. Auf dem Rasen wird es ekliger, der Schiri verteilt fleißig Gelbe Kartönchen. Unsere Bella Ciao-Version lässt das Stadion beben und unserem Gegner scheint nichts großes einzufallen – oh, hätte ich diesen Gedanken nie geäußert! Foul an einem Unioner in Freiburgs Hälfte, der Schiri wills nicht sehen. Der daraus resultierende Konter der Breisgauer lässt unser Tornetz zittern – nee, oder!?

Schlussendlich doch noch der entscheidende Treffer

„Hoyzer!“, dröhnt es von den Rängen, und auch auf unserer Bank regt sich heftiger Unmut. Der Schiri zeigt unserem Torwart-Trainer die Rote Karte, läuft das hier jetzt komplett aus dem Ruder? Freiburg greift an, wieder nur verdammt knapp daneben, Ecke! Freddy pflückt den Ball, und jetzt? 7 Minuten gibt’s obendrauf, Freistoß für Union, ein Fall für den Käpten! … Und was jetzt? Foul an einem Unioner im Strafraum – Strafstoß Nummer 2 für Union! Ich halte mir den Hut vors Gesicht – nennt es Feigheit vor dem Feind!

 

 

Nee, oder?! Der verdammte Killer im Freiburger Tor hält auch das Ding – doch ist diesmal der zweite Ball bei Janik Haberer, und der befördert ihn einfach mal dahin, wo er hingehört! Wieder allgemeines Aufspringen, noch heftigeres Getümmel als bei unserem ersten Tor. Aber schon wieder: „Nee, oder!? Der Schiri bekommt was aufs Ohr, was um Himmels Willen will der VAR da gesehen haben? Endlich dann doch der erneute Jubel, das Tor zählt, wir liegen erneut vorn und hielten dank wackerer Bremer die Spielklasse.

Wir waren dabei – und bleiben!

Wir holen uns noch zwei weitere Gelbe ab, von den Rängen dröhnt Bella Ciao – und ja verdammt, das Spiel ist AAAAUUUUUS, wir bleiben mit Ach und jeder Menge Krach in der Liga! Krach im positiven, aber leider ganz viel im gegenteiligen Sinne, doch in diesen Augenblicken ist da einfach nur eine irrsinnige Erleichterung, Aufatmen, Seufzen und jede Menge Durst! Wir feiern noch ein wenig in der Schlosserei und dann sehr lange im Deftig bei Mone und Mirko. Etliche Fotos meines KaLeu erzählen mir von dem, was ich teilweise nicht mehr weiß.

Christoph schwebt noch immer: „In 10 oder 20 Jahren wird man sich vom legendären Klassenerhalt in der Nachspielzeit im Jahr 2024 erzählen. Und wir können sagen, dass wir dabei waren.“ Lasst uns ab morgen unsere Hausaufgaben machen und alles dafür tun, dass wir auch nächste Saison in der Liga bleiben – und das gern etwas weiter von den Schleudersitz-Plätzen entfernt. Ein Hoch auf all jene, die sich seit 1966 den Allerwertesten für uns aufrissen, von meiner Seite aus insbesondere an Potti, Bulle Sigusch, Rolli Weder, die Dettas Schwarz wie Schneeweiß, Ronny Nikol und Käpten Trimmel – Eisern heißt dit!


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