Frank Nussbücker: Beton & Nadelstiche - eklikes Union holt Punkt in Leverkusen

Union Berlin sichert Punkt gegen Leverkusen

Bildquelle: Harleypaul on Tour [], (Bild bearbeitet)

Zwei große Themen beherrschten die Vorberichterstattung dieses Spiels: Würde Bayer 04 Leverkusen die Meisterschaft nochmal spannend machen? Wie würde Florian Wirtz‘ Comeback ausfallen? Zunächst einmal saß der noch für die hiesige West-BSG auflaufende Wunderspieler auf der Bank. Bei uns bildete Leo Querfeld erneut das Zentrum der Innenverteidigung, wie üblich flankiert von Leite und „Dirki“ sowie auf den Außenbahnen Juranovic und Käpten Trimmi. Hollerbach nach Infekt nicht in der Startelf, genau wie noch immer Kevin Vogt.

Die Kapitäne schreiten zur Seitenwahl, Trimmi tätschelt anschließend immerhin den Kopf des Spielball-Kinds. Unsere Auswärtsfahrer zeigen eine Choreo in den Farben unseres Vereins, und der Kommentator verrät mir: Es ist unser 100. Auswärtsspiel in der Bundesliga. Kurz nach dem Anpfiff ein schwerer Abwehrfehler der Unseren! Bayer stürmt vor, der Ball lässt unser Netz erzittern, zum Glück nur von außen! Gerade mal 10 Sekunden sind von der Uhr, da muss ich schwer atmen.

Herzkasper-Beginn

Die Hausherren brauchen fast anderthalb Minuten für ihren ersten Fehler. Sie wissen sich nicht mehr anders zu helfen, als durch ein taktisches Foul, und der Schiri lässt die Gelbe stecken. Freistoß Juranovic an den zweiten Pfosten, Trimmi bringt den zweiten Ball zum Tor, schade. Ist der Fouler nun am Ball, erntet er Pfiffe aus dem Gästeblock. Das „Union, Union“ unserer Auswärtsfahrer kontern die Heimränge mit dem Firmennamen ihrer BSG.

 

 

Deren Mannschaft holt eine Ecke. Der anschließende Kopfball geht neben Freddys Kasten. Die nächste Hereingabe kommt, von Pfiffen begleitet, vom Fouler. Schnell ist klar, wie sie es rocken wollen: Angriff über die Flügel, Flanke ins Zentrum. Mittenmang auch mal ein Distanzschuss, doch der geht erst mal weit daneben. „Schalalalalalala, Eisern Union!“, singen die Unseren, bevor sie zum nur geklatschten Zwischenspiel dieses Gesangs übergehen. Das nachfolgende „Bayer olé“ übertönen sie mit kraftvollem „Eisern Union“.

Fast ein Torjubel

Zum anschließenden „Wir singen Rot, wir singen Weiß“ klärt Trimmi den nächsten gegnerischen Angriff. Vorne Ilic gegen zwei, holt immerhin unseren ersten Eckball. Ein Bayermann will uns den Ball nicht geben, womöglich wars wirklich nicht wirklich eine Ecke? Die Flanke kommt, der Keeper pariert, doch der nachfolgende Schuss ist drin! Kurzer Jubel, dann der Blick auf die gehobene Fahne des Linienrichters: Abseits. Schade, denn das wäre natürlich ein Ding gewesen! Unsere greifen weiter an, kommen aber nicht bis vors Tor. Auf der Gegenseite Freistoß für die BSG, doch auch der bringt nichts ein.

Unsere holen die nächste Ecke, doch die Flanke streicht an allen vorbei. Die BSG bekommt einen Einwurf geschenkt – Ausgleich für unseren falschen Eckball? „Und wir lieben unsern Club, und wir sind stolz auf ihn!“ Die BSG setzt sich in unserer Hälfte fest. Sie greifen an, holen Freistöße heraus, bedrängen uns, aber direkt vorm Tor bekommen sie dank unermüdlicher Abwehrarbeit unserer Mannschaft nichts gebacken. Verlieren sie mal den Ball, holen sie ihn sich allerdings umgehend zurück.

Fast jubelt der Gegner

Dann sind sie auf rechts durch, der Distanzschuss in Minute 30 geht aufreizend knapp daneben – wird das jetzt ihr Mittel? Von den Rängen schallt ein langes, vorbereitendes „Ooooooooooooooh“, und schon erobert unser Bundesliga-Song die akustische Lufthoheit in der BSG-Arena. Ein Spieler der Heimmannschaft hat seinen Schuh ausgezogen und lamentiert. Hinten klärt Leo auf engstem Raum. Beim nächsten Angriff kommt Freddy heraus, bekommt den Ball aber nur halb geklärt. Unser Tor ist nun leer, der Gegner an der Pille, doch der Abschluss geht drüber, aufatmen!

Unsere Auswärtsfahrer singen derweil, wann wir Deutscher Meister werden: „Irgendwann!“ Unser Gegner ist der amtierende Champion, und um die 6 Punkte zum Tabellenführer mit dem fast gleichen Namen zu überbrücken, müsste heute ein Sieg her! Erst aber sind wir mal wieder in der gegnerischen Hälfte. Trimmi schießt aus der Distanz in die Arme des Keepers, und jetzt hat auch mal einer der Unseren seinen Schuh aus. Die BSG zeigt weiter ihr Flügelspiel, doch Unsere stehen, laufen und verschieben derart gut, dass sie nicht zum Zuge kommen.

 

 

Der Wunderstürmer kommt

Dann Stille im Stadion, ein medizinischer Einsatz auf den Rängen! Bayer drängt weiter, doch immer hat mindestens ein Unioner mindestens ein gutes Argument dagegen. Der Kommentator streicht heraus, dass unsere 1. Herren „der Inbegriff einer funktionierenden Fußballmannschaft“ sei, das hört man doch gern. Als ein mehrfach angeschlagener gegnerischer Spieler vom Feld muss, rufen Unsere „Auf Wiedersehn“ – nee, find ick nich jut. Mit 8:3 Torschüssen, 1:1 Großchancen und zwei Kilometern mehr in den Beinen der Unioner geht’s in die Pause.

Wirtz macht sich warm, genau wie auf unserer Seite Hollerbach. Ein Typ mit BSG-Schlapphut pennt derweil auf seinem Sitz, womöglich seit dem Anpfiff. Wurde er gezwungen, das heutige Spiel im Stadion zu verfolgen, oder ist er hacke? Egal, es geht weiter mit Leverkusener Druck gegen Eisernen Beton. Der Kommentator ergeht sich derweil ins Philosophieren: „Warten auf das 1:0, oder Warten auf Florian Wirtz?“ Zumindest letzteres hat in Minute 57 sein Ende, der durch Verletzung zum Pausieren gezwungene Superfußballer ist im Spiel!

Leverkusen bemüht, Union gefährlich

Nach einigen weiteren BSG-Angriffen kommen für uns Hollerbach und Torusart ins Spiel. Letzterer zeigt sich kurz drauf bei einem Konter vorm gegnerischen Tor, doch der Keeper kann klären, gefährliche Großchance in Minute 62! Drei Minuten später bringt Tousart den nächsten Abschluss, wunderbar! „Wir lieben Union, jawoll!“ untermalen unsere Auswärtsfahrer das nun durch etliche Unioner Nadelstiche wacker mitgestaltete Spiel. Und die Uhr tickt und tickt!

Minute 71, Holle vorm gegnerischen Tor, der Keeper draußen – leider verunglückt der Lupfer unseres Stürmers. „Kämpfen und siegen“, steht auf der Schlapphut-Krempe des nach wie vor pennenden BSG-Fans. Um ein Haar hätte es gerade eben ein verdammt böses Erwachen für ihn gegeben. Weiterhin viele Leverkusener Flanken, aber verschwindend wenig Abnehmer dank „Berliner Beton“, wie es der Kommentator nennt. Und doch sind da immer wieder diese Nadelstiche, fügt er sofort hinzu und bemerkt: Die gefährlicheren Chancen kamen von uns.

Union ist wieder Union

Doch Leverkusen drückt weiter, 5 Minuten gibt’s obendrauf! Mit Boniface ist deren zweiter Wunderstürmer aufm Platz, obendrein einer, der uns beim Europapo ordentlich wehgetan hatte. Aber auch ihm misslingt das Husarenstück, unsere Abwehr zu knacken. Da aber ist er links durch, doch auch dieses finale Abspiel kommt nicht an. Schon erklingt unser Mantra und leistet seinen Anteil daran, dass hier und heute nichts mehr anbrennt. Die 5 Minuten sind herum, als die BSG einen Freistoß an der Strafraumgrenze holt! Der geht weit drüber, und Punkt 34 ist unser, Eisern Union!

Unsere Auswärtsfahrer ließen das hiesige Stadion phasenweise zur AF3 werden, und unsere Mannschaft war so „eklik“, wie uns Urs es forderte. Mehrere Male waren wir der Führung näher als die Heimmannschaft, und Freund Christoph bekennt aus dem Gästeblock heraus: „Wenn man den Hals nicht vollkriegen kann und sich nach einem Unentschieden beim Meister anstatt zu feiern bei der Frage erwischt, was in dieser Saison noch alles möglich gewesen wäre?“ Bleiben wir am Ball, denn noch sind wir nicht durch. Aber Union spielt wieder wie Union, und das fühlt sich – außer für den Gegner – verdammt jut an, Eisern heißt dit!


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